Wegen drohender Energiekrise: Öhringer Hallenbad bleibt vorerst zu
Kein Warmwasser in den Sporthallen, kein Hallenbad, keine Straßenbeleuchtung nachts: Der Öhringer Gemeinderat beschließt erste Maßnahmen, um im Winter Energie zu sparen.

Die Stadt Öhringen bereitet sich auf einen Winter mit weniger Energie vor. Nach intensiver Diskussion im Gemeinderat wurden am Dienstagabend sechs der vorgelegten sieben Punkte mit teils knappen Mehrheiten beschlossen. Trotz vehementem Widerspruch von Oberbürgermeister Thilo Michler ("Im September starten die Schwimmkurse") wird so das Hallenbad nach dem Sommer vorerst nicht öffnen. Die Raumtemperaturen in städtischen Einrichtungen werden um zwei Grad gesenkt auf 20 Grad - das gesetzlich geforderte Minimum.
Kein warmes Wasser in den Duschen
Die Warmwasserbereitung in Sport- und Turnhallen wird abgeschaltet, auch wenn Otto Weidmann (FWV) befürchtet, dass dann noch mehr Energie verbraucht wird, wenn die Menschen nach dem Sport daheim duschen. Die Alte Turnhalle - umgebaut, um Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen - wird vorgehalten, um mögliche Opfer der Energiekrise beherbergen zu können. Die Straßenbeleuchtung wird weiter auf LED umgestellt und von Mitternacht bis 5 Uhr morgens überall dort ausgeschaltet, wo es die Verkehrssicherheit zulässt. Gebäude-nutzer sollen für das Thema Energiesparen sensibilisiert werden. Es wird aber kein Flüssiggastank für den Betrieb der Blockheizkraftwerke angeschafft.
Öltanks sicherheitshalber befüllt
Um den Betrieb der angeschlossenen Gebäude zu gewährleisten, wurde der bestehende große Öltank bei der Nahwärmezentrale bei der Feuerwache in Öhringen aufgefüllt. Das reicht für eine zweieinhalbmonatige Versorgungssicherheit. Möglich ist das, weil die Kessel der Anlage mit Gas und Öl betrieben werden können.
"Wir müssen uns vor der Sommerpause Gedanken machen. Keiner weiß, was kommt", eröffnet OB Michler die Diskussion. "Energie sparen ist dringend notwendig", pflichtet Roland Weissert (CDU) bei, der von Mengenkürzungen an den Tankstellen berichtet. "Viele dumme Dinge kommen zusammen." Gut sei nur, dass die Energieeinsparungen direkter Klimaschutz seien. "Wir müssen auch schmerzhafte Entscheidungen treffen", sagte Weissert mit Blick auf die sechs Punkte.
"Panik ist ein schlechter Ratgeber"
Hier bittet Otto Weidmann (FWV) um Einzelabstimmung. "Wir haben geschaut, was einen Effekt hat und ob es zumutbar ist." Die FWV ist gegen das Abschalten von Warmwasser: "Panik ist ein schlechter Ratgeber." Dieter Volkert (UNS/Grüne) sagt, die Maßnahmen seien ein guter erster Schritt, wenn auch teils plakativ. "Aber wir müssen eine Vorreiterrolle einnehmen und den Bürgern zeigen, wohin es geht." Energie, die man nicht verbrauche oder selbst erzeuge, mache unabhängig. Volkert weist darauf hin, dass schon bei der Stelle der Klimaschutzmanagerin angeregt worden sei, auch eine Stelle zur Einsparung von Energie zu schaffen. Der Katalog mit Maßnahmen sollte in den Klimabeirat. "Denn es kann nicht sein, dass wir nur ein bisschen Kosmetik machen", so Volkert. Auch der Bachlauf in der Innenstadt und die Dienstflotte sollte betrachtet werden.
Energieausschuss sollte öfter tagen
Die Maßnahmen zeigen Patrick Wegener (SPD), dass man gewiss an morgen denke. "Wir müssen aber auch an übermorgen denken." Die Maßnahmen müssten den Vereinen und Bürgern kommuniziert werden. Der Energieausschuss sollte monatlich tagen.
Thomas Pauli (LBÖ) treibt die Sorge um, dass das Thema politisch genutzt wird, um am rechten und linken Rand zu fischen. Er sagt: "Uns gehen die Maßnahmen nicht weit genug." Deshalb beantragt die LBÖ, das Hallenbad vorerst nicht zu öffnen. Auch das Flutlicht für den Fußball sieht er als nicht notwendig an. "Das Problem der Politiker ist die Angst, den Menschen zu sagen, was auf sie zukommt. Wir haben jahrelang das Füllhorn ausgeschüttet mit Laga und Sportanlagen. Jetzt wird es Zeit, dass wir Prügel beziehen für unliebsame Maßnahmen."
Verzicht von Unternehmen gefordert
Catherine Kern (UNS/Grüne) hätte gerne einen Appell an die Firmen, auf ihre Leuchtreklame zu verzichten. Michler hat die Hoffnung, dass beim nächsten Termin des Energieausschusses weitere Ideen kommen. Irmgard Kircher-Wieland (SPD) bittet darum, das Paket nicht für die Ewigkeit zu schnüren, sondern auch Anregungen der Bürger aufzunehmen. "Selbstverständlich, wenn man schlauer werden kann", sagt daraufhin Michler.