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Umfrage: Was tun, wenn das Gas knapp wird?

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Ab in den Süden oder beim Duschen und Einseifen frieren - wir haben Menschen in Hohenlohe nach ihren Plänen bei einem drohenden Gaslieferstopp gefragt. Und: Sind Heizgeräte und Brennholz schon jetzt ausverkauft?

Die Heizung herunterdrehen: Das wird in den Wintermonaten für viele Menschen wohl unvermeidbar sein.
Die Heizung herunterdrehen: Das wird in den Wintermonaten für viele Menschen wohl unvermeidbar sein.  Foto: Jens Büttner/dpa

Frierende Menschen, kalte Heizungen, horrende Kosten: Ein drohender Gas-Lieferstopp aus Russland liegt bleiern über der Sommerhitze. Auch wenn seit vergangenem Donnerstag Nord Stream 1 wieder teilweise in Betrieb ist, sorgen sich viele vor Herbst und Winter. Was kann man tun, um das Schlimmste zu verhindern? Wo sparen die Hohenloher schon jetzt? Wie bereiten sie sich ganz konkret vor?


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"Hoffen wir, dass wir's überleben und der Spinner in Russland nicht durchdreht", sagt eine Frau, die anonym bleiben möchte, als die HZ sie in der Öhringer Innenstadt fragt. Sie sei in Kriegszeiten geboren und habe Sparsamkeit lernen müssen. Beim Duschen dreht sie den Hahn zu wenn sie sich einseift und nutzt gebrauchtes Wasser etwa zum Gießen.

Und wenn auch die letzte Gasquelle aus Russland versiegen sollte und tatsächlich Wohnungen kalt bleiben? "Plan B ist, den Winter im Süden zu verbringen, irgendwo, wo es schön warm ist." Wenn sie in der Heimat bleibe, könne ein Radiator helfen.

Wann können Heizgeräte wieder bestellt werden?

Mit dieser Idee ist sie nicht alleine. Schon jetzt sind Heizgeräte vielerorts ausverkauft und auch nicht mehr lieferbar. "Das ist ärgerlich, aber da geht es uns allen gleich", sagt Katja Pirl vom Fachhandel Elektro Bohnet in Öhringen. Wann sie die begehrten Alternativgeräte wieder bestellen kann, lasse sich nicht abschätzen. Vom Großhändler hat die Mitarbeiterin dazu keine Information bekommen. Und privat? "Ich hoffe, dass bei mir der Strom nicht abgestellt wird."


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Kaan Uzuner ist sowieso eher minimalistisch aufgestellt, was Elektrogeräte angeht, wie er in der Innenstadt berichtet. Er besitze nur wenige Küchengeräte, einen Fernseher habe er sich nach seinem Umzug nach Öhringen gar nicht erst zugelegt. "Den meisten Strom verbraucht mein Laptop", sagt der 25-Jährige. "Ich heize sowieso nur das Nötigste im Winter, da ich tagsüber nicht zuhause bin." Auch nachts bleibe seine Heizung aus, er sei nicht besonders kälteempfindlich.

Zudem wolle er die Umwelt schonen. Sein Auto habe er vergangenes Jahr verkauft, daher beträfen ihn hohe Spritpreise nicht. Bei Monika Vidackovic bleibt die Heizung im Winter ebenfalls aus: "Meine Nachbarn heizen sehr stark. Bei mir in der Wohnung muss es im Winter auch nicht 25 Grad warm sein." Die 32-Jährige duscht zudem kalt und spart Strom, wo es geht. "Zur Not ziehe ich mich einfach dicker an." Vor Kurzem hat sie sich einen Induktionsherd angeschafft, der spart Zeit und frisst etwa 20 Prozent weniger Energie.

Was, wenn das Brennholz ausgeht?

"Viel zum Sparen gibt es nicht mehr", sagt ein 70-jähriger Öhringer. Auch er drehe beim Einseifen unter der Dusche das Wasser ab.


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Zudem heize er mit Holzpellets: Die würden zwar teurer, aber immerhin könne er so auf alle Fälle heizen. "Im Winter geht uns das Gas aus", ist sich der Rentner sicher, der ebenfalls anonym bleiben will.

Sorgen über einen drohenden Engpass macht sich Tim Fiedler nicht. Der Inhaber des gleichnamigen Öhringer Brennholz-Handels heizt privat mit einer Photovoltaikanlage. Brennholz habe er im Laden nicht mehr viel auf Lager, sagt er. Ungewöhnlich seien die vielen Bestellungen zu Beginn des Ukraine-Kriegs im Frühjahr gewesen. "Wenn das Brennholz einmal aus ist, sieht es schlecht aus. Denn es muss zwei Jahre lagern, bevor es genutzt werden kann", gibt der 48-jährige Familienvater zu bedenken.

Gibt es noch ausreichend Heizöl?

Anders ist das Heizöl-Lager bei der Energie-Handelssparte der Raiffeisen-Genossenschaft bestückt. Geschäftsführer Frank Meier teilt mit: "Wir haben ausreichend Bestände, sowohl in der Raffinerie Karlsruhe, als auch in dezentralen Lagern wie etwa Mannheim und Eberbach."

Im Vergleich zum Vorjahr seien bisher rund 15 Prozent mehr Bestellungen eingegangen. Aktuell liege die Lieferzeit von Heizöl zwischen sechs und acht Wochen. Klar sei, dass im Falle eines Gas-Lieferstopps deutlich mehr Öl benötigt und auch verbraucht werde. Das ist beim Öl auch kein Problem - denn wie die Leiterin der Unternehmenskommunikation, Ulrike Mayerhofer, berichtet, sei dieser Energieträger bei ihnen nicht knapp. Die größere Herausforderung bestehe aktuell darin, bei der hohen Auftragslage alles zeitnah auszuliefern.


Wie Gas, Strom und Wärme zusammenhängen

Die Bundesregierung will den Anteil an russischem Gas drastisch verringern: Von anfangs 55 Prozent auf 30 Prozent Ende des Jahres. Doch wie hängen Gas, Strom und Wärme zusammen? Ein Viertel der deutschen Wärmeversorgung wird durch Erdgas gedeckt. Auch zur Stromerzeugung ist man auf Gas angewiesen: Knapp 15 Prozent des deutschen Stroms ist 2021 damit entstanden. Hinter den erneuerbaren Energien und Braunkohle erzeugt Erdgas den vierthöchsten Anteil an Strom. 

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