Stimme+
Hohenlohe
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Die alte Obstbaum-Allee und die Pläne zur umstrittenen Gewerbepark-Erweiterung

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Im Erweiterungsareal "Hohebuch I" des größten Gewerbegebiets des Hohenlohekreises wird eine zusätzliche Straße gebaut. Was sind die Gründe? Und was heißt das für die bestehende Obstbaum-Allee, die schon lange Naturdenkmal sein sollte?

von Christian Nick
Ein potenzielles Naturdenkmal, das nun durch Straßenbau zerschnitten wird: die alte Allee im Bereich Hohebuch. Als Kompensation soll nun eine neue entstehen.
Foto: privat
Ein potenzielles Naturdenkmal, das nun durch Straßenbau zerschnitten wird: die alte Allee im Bereich Hohebuch. Als Kompensation soll nun eine neue entstehen. Foto: privat  Foto: privat

Sie ist nicht unumstritten: die Erweiterung des Gewerbeparks Hohenlohe, die sich zunächst im Areal "Hohebuch I" vollziehen wird. Vor wenigen Monaten erst haben 60 Bürger eine Stellungnahme gegen die Expansionspläne unterzeichnet. Nachdem bislang lediglich öffentlich bekannt war, dass die dortige Parkallee im Zuge der Vergrößerung des interkommunalen Gewerbegebiets ausgebaut und verlängert werden muss, wurde nun bei der jüngsten Sitzung der Verbands-Verantwortlichen die Zustimmung zum Bau einer weiteren Erschließungsstraße gegeben - und die erneute Offenlage der Pläne beschlossen.

Beim ersten Blick herrscht beim Betrachter Verwunderung: Warum soll nun plötzlich noch eine Straße gebaut werden? Nachfrage bei Gewerbepark-Chefin Claudia Rohn: "In diesem Bereich sollen ja Flächen für Kleingewerbe angeboten werden, die zwischen 2000 und 5000 Quadratmeter groß sind", sagt Rohn. Zur "Kleinparzellierung" dieser Flächen werde der neue Zuweg benötigt.

 


Mehr zum Thema


Aber die Konzeption der rund zehn Hektar großen Erweiterung ist doch längst bekannt. Warum wird erst jetzt der Bau beschlossen - und die Unterlagen neuerlich ausgelegt? "Wir wissen schon lange, dass wir diese Straße brauchen", betont die Geschäftsführerin. Nun seien eben die konkreten Pläne gemacht und der genaue Verlauf der 260 Meter langen Zufahrt, die an ihren Enden jeweils in den neuen Abschnitt der Parkallee münden wird, sei klar.

Unterlagen müssen neu ausgelegt werden

Dass man hierfür den Bebauungsplan ändert - und daher eben auch die neue Runde der Plan-Offenlage starten muss? Das habe pragmatische Gründe, erklärt Rohn. "Wir könnten eigentlich auf Gewerbeflächen auch ohne dieses Verfahren die Straße bauen. Aber dann müssten wir mit den Fachbehörden etwa wieder die Abwasserversorgung abstimmen, was zu Zeitverlusten führen könnte." Daher habe man sich für die B-Plan-Änderung entschieden - und treibe parallel dazu die Erschließungsplanung voran. Voraussichtlich im Sommer 2022 sollen dann die Bagger anrücken.

Ein wesentlicher Punkt der Erweiterungs-Kritiker neben Flächenverbrauch, Sorgen um den Grundwasserspiegel und grundlegenden Erwägungen zum Klimaschutz: Die im Erweiterungs-Areal verlaufende alte Obstbaum-Allee wird durch den Ausbau der zentralen Erschließungsstraße Parkallee, die den Anschluss an die Landesstraße 1046 herstellen soll, in zwei Teile zerschnitten: Dies kritisierte der Künzelsauer Hubert Meixner - Wortführer der Gegner - unter anderem unlängst per Leserbrief vehement.

 


Mehr zum Thema

Das ist sie − und das wird sie bleiben: Die Zone der potenziellen Gewerbeflächen soll nicht größer werden. Die Selbst-Limitierung hat indes gute Gründe.
Foto: Hajo Dietz
Stimme+
Hohenlohe
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Gewerbepark Hohenlohe: Wo sind die Grenzen des Wachstums?


In der Tat kann kein Zweifel daran bestehen, dass die alte Allee von ökologisch äußerst großem Wert ist: "Neben dem kulturhistorischen Aspekt ist hier insbesondere die hohe landschaftliche Wirkung und im Hinblick auf das Alter der Gehölze auch der tierökologische Wert von besonderer Bedeutung" - ebendies schrieb das Landratsamt (LRA) des Hohenlohekreises 2014 an die Verantwortlichen des Gewerbeparks. Die "Ausweisung als Naturdenkmal" sei schon lange angedacht, heißt es dort weiter. Und: "Wir halten eine vollständige Erhaltung dieser Strukturen für unabdingbar." Auch in der Korrespondenz in den folgenden Jahren hat das LRA erneut auf die Unversehrtheit der Baumreihen gedrängt - um dann letztlich doch ihrer Zerschneidung in zwei Teile zuzustimmen.

Die neue Allee 2.0

Warum nun der Sinneswandel? "Personalgründe" hätten die Ausweisung als Naturdenkmal verhindert, hieß es in der entsprechenden Korrespondenz. Was das konkret bedeutet, erklärt Landratsamt-Sprecherin Mathea Weinstock: Es sei ein aufwendiges Verfahren erforderlich, und die Naturschutzbehörde sei vorrangig mit ihren "Pflichtaufgaben" beschäftigt gewesen. Die Allee verliere nun dadurch, dass "sie in einen Bebauungsplan einbezogen wird, ihren gesetzlichen Schutzstatus". Daher könne der kreuzenden Straße zugestimmt werden, sofern die Allee grundsätzlich samt "funktionalem Grünstreifen" erhalten bleibe - und eine entsprechende ökologische Kompensation erfolge.

Vonseiten des Gewerbeparks hat man bereits angekündigt, 50 neue Obstbäume pflanzen zu wollen. "Es gehen durch den Straßenbau vielleicht fünf Bäume verloren. Mehr sind das nicht", wirbt die Geschäftsführerin um Verständnis. Und kündigt direkt noch eine Neuigkeit an: Man werde mit diesen Neupflanzungen nach Absprache mit dem LRA eine neue Allee an der alten Haller Straße entstehen lassen.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben