Gewerbepark Hohenlohe: Wo sind die Grenzen des Wachstums?
230 Hektar - auf diese Maximal-Größe wurden 2003 die Gewerbeflächen festgelegt. In den kommenden fünf Jahren werden davon insgesamt über 180 Hektar erschlossen sein. Künftig will der Zweckverband seinen Hunger etwas zügeln: Der Beitritt Schwäbisch Halls ist vom Tisch.

An seinem Wachstum wächst Kritik: 58 Hohenloher protestierten unlängst per Stellungnahme gegen die nächste Erweiterungs-Stufe des Gewerbeparks. Doch wie hat sich dessen Wachstum entwickelt? Und wo sind die Grenzen? Auf welche Art kompensiert das interkommunale Gewerbegebiet seinen Flächenhunger mit ökologischen Maßnahmen? Und wie kann das stetig zunehmende Verkehrsproblem entschärft werden?
Es sind diese Fragen, die sich viele Bürger stellen - aber auch die Verantwortlichen um Geschäftsführerin Claudia Rohn. Die Antworten beginnen mit der Gegenwart. Der Status quo: Von den 230 Hektar Gewerbeflächen sind aktuell südlich der A6 rund 135 Hektar komplett erschlossen, nördlich davon stehen noch etwa 95 Hektar an Fläche zur Verfügung, erschlossen sind bereits 27. 22 Hektar kommen nun perspektivisch zunächst dazu: zwölf durchs Gebiet "Hohebuch 1" - und im östlichen Anschluss wird es in den nächsten fünf Jahren sukzessive weitergehen.
Damit werden von den 230 Hektar dann rund 182 erschlossen sein. Die Geschichte des Wachstums in Kurzform? Bereits bei der Gründung des Zweckverbands 1990/91 definierte man laut Claudia Rohn 140 Hektar potenzielle Gewerbeflächen; 2003 wurde das Gebiet dann auf die besagten 230 Hektar erweitert. Nachdem südlich der A6 alle Flächen vergeben waren, erfolgte vor drei Jahren der lang geplante Bagger-Sprung über die Autobahn. Die Nachfrage ist ungebrochen: Die meisten Gebiete sind schon bei der Ausweisung vergeben.
Eindeutiges Votum gegen den Beitritt Halls
Wo aber sind die Grenzen des Wachstums? Kann es sein, dass man die avisierte 230-Hektar-Zone in den kommenden zwei Jahrzehnten nochmals erweitern wird? Nein, sagt Rohn: "Die Verbandsversammlung hat sich erst vor Kurzem eindeutig positioniert, dass man über diese Grenze nicht hinauswill." Im aktuellen Regionalplan, der einen Zeithorizont bis 2030 aufweist, seien von den 230 Hektar ja ohnehin erst deutlich weniger genehmigt.
Die Selbst-Limitierung des Flächenfraßes des hungrigen wirtschaftlichen Tigers wird möglich durch ein Faktum, das die Gewerbepark-Chefin nun offiziell bestätigt, nachdem das Thema zuvor jahrelang als Option gehandelt worden war: Der Beitritt Schwäbisch Halls als dritte Kommune neben Künzelsau, Waldenburg und Kupferzell ist vom Tisch. "Die Verbandsversammlung hat sich im Zuge der 18. Fortschreibung des Regionalplans eindeutig dagegen ausgesprochen", berichtet Rohn. Es sei "politischer Wunsch" des Gremiums gewesen, "nicht ins Uferlose zu wachsen".
Noch keinerlei Öko-Kriterien sind definiert
Welche Rolle spielen Kriterien der Ökologie und Nachhaltigkeit bei der Ansiedlung von Firmen? Hat der Zweckverband überhaupt ebensolche aufgestellt? Noch nicht, konzediert die Geschäftsführerin: "Wir haben keinen Kriterienkatalog, aber wir sprechen mit den Interessenten, lassen uns die Abläufe erklären und besichtigen bereits vorhandene Produktions-Orte. Da ist Nachhaltigkeit durchaus ein Thema."

Und wann wird der Zweckverband fixe Öko-Kriterien definieren? "Wir haben uns vorgenommen, im Laufe dieses Jahres Kriterien festzulegen." Schon jetzt könnten ja bereits nur Firmen angesiedelt werden, die keine immissionsschutzrechtliche Genehmigung brauchen - nicht zuletzt natürlich auch wegen des benachbarten Luftkurorts Waldenburg.
Wie Flächenfraß konkret kompensiert wird
Und wie sehen die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen für Flächenverbrauch und Bodenversiegelung denn konkret in der Praxis aus? Für den Erhalt der Tierwelt und den Schutz bedrohter Arten, etwa die Feldlerche, habe man in der Vergangenheit als Ersatz für den Verlust von Brut-Habitaten in Zusammenarbeit mit örtlichen Landwirten sogenannte Feldlerchenfenster - etwa 20 Quadratmeter große Lücken im Getreidebestand - geschaffen. Ein weiteres wichtiges Mittel sei das Anlegen großer Blühsteifen. Oder: "Wir haben 60 Vogel- und Fledermauskästen aufgehängt."
Auch mit der Renaturierung von Bächen können Ökopunkte generiert werden: "Da gibt es künftig auch noch einige Möglichkeiten." Und das Verkehrsproblem? "Aus unserer Sicht liegt die Lösung eindeutig im vierspurigen Ausbau der B19." Dass ebendieser dann wieder ökologische Probleme mit sich bringt - ein Dilemma, für das freilich nicht nur Claudia Rohn ad hoc kein Patentrezept hat.



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