Bürgerprotest gegen Erweiterung des Gewerbeparks Hohenlohe
Es wächst Kritik am Wachstum: Knapp 60 Menschen haben im Rahmen der Bürgerbeteiligung eine Stellungnahme gegen die geplante 22-Hektar-Erweiterung des Gewerbeparks unterzeichnet. Was sagt man bei der Führung des interkommunalen Gewerbegebiets dazu?

Dass es ein Thema ist, welches die Menschen bewegt, zeigte der Blick in die Hohenloher Zeitung: In mehreren Leserbriefen wurde unlängst Kritik an der geplanten 22-Hektar-Vergrößerung des Gewerbeparks formuliert. Nun haben 58 Menschen eine Stellungnahme gegen die fünfte Erweiterung des Flächennutzungsplans Hohenloher Ebene eingereicht, in der sie an die Verantwortlichen der Trägergemeinden und des interkommunalen Gewerbegebiets appellieren, von den Plänen in ihrer jetzigen Form Abstand zu nehmen.
"Hier werden 22 Hektar wertvolles Ackerland der Lebensmittelproduktion entzogen", sagt Hubert Meixner zur HZ. "Man ist sich, glaube ich, nicht bewusst, welche Folgen diese schwerwiegenden Eingriffe haben werden." Der Künzelsauer hat Ende Juni die erste kritische Leserzuschrift zum Thema formuliert. "Ich wurde danach von einigen Leuten angerufen - und daraus hat sich das entwickelt."
Viele Aspekte machen Kritikern Sorgen
Das - das ist besagte Stellungnahme, die vor rund zwei Wochen an die Verantwortlichen übersandt worden ist. Was befürchten die Unterzeichner? Konkret sind es mehrere Aspekte, die ihnen Kopfschmerzen bereiten: Da wäre neben dem Verlust von Ackerland - alle Gebiete, die bald zu Gewerbeland umgewandelt werden sollen, sind aktuell noch landwirtschaftlich genutzt - zunächst die Versiegelung großer Flächen mit den damit verbundenen ökologischen Folgen. Die Kritiker fürchten, dass die dafür nötigen Ausgleichsmaßnahmen nicht ausreichend sein könnten.
Überdies sehen die Unterzeichenden "das Schutzgut Wasser nicht ausreichend betrachtet": Die Kläranlagen-Infrastruktur der anliegenden Gemeinden könne womöglich den durch die Erweiterung notwendigen abwasserrechtlichen Herausforderungen nicht gerecht werden. "Ich weiß von Anwohnern, dass sich durch die Erschließungsmaßnahmen der Grundwasserspiegel erhöht hat", behauptet Meixner. "Der Lindenallee, die von Hohebuch ausgeht, könnte das Wasser abgegraben werden." Statt der weiteren Vergrößerung des Gewerbeparks fordern die Unterstützer, unter ihnen auch direkte Anlieger , die Ansiedlung von Firmen solle vielmehr "wohnortnah" auf noch zur Verfügung stehenden Flächen der Nachbarkommunen Neuenstein, Hall und Künzelsau erfolgen - auch um das seit Jahren bestehende Verkehrsproblem rings um das Gemeinschafts-Gewerbegebiet nicht weiter zu verschärfen. Das Statement schließt mit dem Appell: "Wir bitten Sie, dass Sie den Schutz des Klimas nicht nur auf Ihre politischen Fahnen schreiben, sondern dass Sie endlich einmal Stopp sagen!"
Gewerbepark-Führung: "Nehmen Umwelt-Thematik sehr ernst"
Und was sagt man in der Gewerbepark-Führung tatsächlich zu der Kritik an den Erweiterungsplänen? Das Gremium des Gemeindeverwaltungsverbandes werde sämtliche Einwendungen berücksichtigen, betont Gewerbepark-Geschäftsführerin Claudia Rohn: "Ich kann verstehen, dass es Sorgen gibt. Aber wir nehmen die Umwelt-Thematik sehr ernst." Im Rahmen des vorgegebenen gesetzlichen Prozesses werde dezidiert festgestellt, wie groß der Eingriff in die Natur genau ausfalle - und auch die erforderliche Öko-Kompensation werde im folgenden Bebauungsleitverfahren und einem 70-seitigen Umweltbericht noch exakt definiert.
Und wo wird dann konkret etwas für die Umwelt getan? "Wenn irgendwie möglich, werden wir das direkt in den Mitgliedsgemeinden machen", verspricht die Chefin. Der Verbrauch von Fläche und Ackerland? "Das ist eben die Gratwanderung zwischen Gewerbe-Ansiedlung und Landwirtschaft sowie Naturschutz. Wir sollten aber auch bedenken, wo der Wohlstand unserer Region herkommt." Ein möglicher Ausweg? "Wir müssen uns künftig überlegen, ob wir nicht mehr in die Höhe bauen statt in die Fläche."
Könnte sich der Gewerbepark denn anderswo als am avisierten Ort erweitern? "Nein, definitiv nicht", sagt Rohn. "Wir wollen ja grade vermeiden, dass Verkehr ins Kochertal oder ins Umland fließt. Der große Vorteil ist unser Standort an der A6 - und daher sind wir auch an die Flächen gebunden."
Auch die neun Hektar an bereits ausgewiesenen Gewerbezonen im Park könnten kein Ersatz für die Neuausweisung sein: "Die sind vom Markt und gehören den ansässigen Firmen." Und was ist mit dem Problem mit dem Abwasser? Alles, was nun neu anfalle, sei berechnet worden und durch die Infrastruktur zu bewältigen, so Claudia Rohn.


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