Warum beim Windpark Karlsfurtebene weitere Verzögerung droht
Es scheint fraglich, ob in der ab Oktober startenden Rodungsperiode mit den Vorarbeiten für die sieben Windkraftanlagen begonnen werden kann. Von Bürokratieabbau und Planungsbeschleunigung zur raschen Realisierung von Energiewende-Projekten zeigt sich noch wenig.

Seit 2016 ist das Projekt in der Planung. Doch auch nachdem sieben vom Projektierer Abo Wind beantragten Windkraftanlagen zwischen Waldenburg, Michelbach und Neuenstein vor anderthalb Jahren vom hiesigen Landratsamt genehmigt worden sind, kommt der Bau nicht voran.
Weil das Prüfverfahren so viel Zeit in Anspruch genommen hatte, ist der einst geplante Turbinen-Typ nicht mehr auf dem Markt verfügbar – und es müssen daher für die Ökostrom-Generatoren modifizierte Anträge nachgereicht und bearbeitet werden.
Baubeginn des Windparks weiter völlig unklar
Vor einem Jahr – im Sommer 2022 – war der Wiesbadener Vorhabenträger bereits zuversichtlich gewesen, in der stets von Anfang Oktober bis März reichenden Rodungsperiode mit den Vorarbeiten für die Windräder beginnen zu können – doch daraus wurde nichts.
Nun naht der Monat Oktober erneut. Und es offenbart sich: Beim großen Energiewende-Projekt auf der Karlsfurtebene droht weitere Verzögerung. "Die entsprechenden Änderungsgenehmigungen stehen weiterhin aus", sagt Abo-Wind-Sprecher Daniel Duben auf HZ-Nachfrage. "Wir hoffen, zumindest für fünf der sieben Standorte noch in der Rodungsperiode bis Ende Februar 2024 entsprechende Baumfällungen vornehmen zu können. Weitere bauvorbereitende Maßnahmen könnten dann aus artenschutzrechtlichen Gründen frühestens ab Mitte Mai erfolgen", teilt der Unternehmens-Vertreter mit.
Woran es im Moment genau hängt? "Die Forstdirektion fordert für die Änderungsgenehmigung von fünf Anlagen weitergehende Informationen über die Zuwegung ein, die für das Genehmigungsverfahren bisher noch nicht in dieser Form thematisiert wurden", berichtet Daniel Duben. "Leider gab es diesbezüglich noch Verzögerungen aufgrund der allseits hohen Auslastung beziehungsweise knappen Kapazitäten sowie durch die Sommerpause."
Prognosen sind kaum möglich
Man könne aktuell nicht mehr tun, als abzuwarten, wie schnell nun die Mühlen der Bürokratie mahlen. Zwischen den Zeilen schimmert durchaus etwas Skepsis durch. "Wir hätten gerne schon vor anderthalb Jahren gebaut", bedauert der Abo-Wind-Sprecher. Aber: "Man kann einfach nicht definitiv sagen, wie lange es noch dauern wird."
Klar ist: "Zunächst müssen wir die Änderungsgenehmigung erwirken, um Entscheidungen über weitere Schritte treffen zu können." Und ohne Rodungserlaubnis der Forstbehörde können die schweren Maschinen nicht in den Wald zwischen Obersteinbach und Michelbach rollen, um die Plätze der Ökostrom-Erzeuger vorzubereiten. "Sehr, sehr mühsam" präsentiere sich der gesamte Vorgang um Anfertigung und Prüfung der nun neuerlich vorzulegenden Gutachten sowie das Ringen um den endgültigen Startschuss zum Bau des Windparks auf der Karlsfurtebene
Sicher ist unterdessen: Klappt es in der anstehenden Rodungsperiode neuerlich nicht, ist wieder mindestens ein halbes Jahr verloren. Bürokratieabbau und Planungsbeschleunigung zur Umsetzung der Energiewende - in der Praxis zeigt sich von diesen stets vielzitierten Forderungen noch sehr wenig.
Abo-Wind-Sprecher Duben formuliert es so: "Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, dass es fatale Auswirkungen hat, wenn man an solche Genehmigungsprozesse derart behäbig herangeht."
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