Vereine in der Region kämpfen um Mitglieder
Immer weniger ehrenamtliches Engagement ist eine Folge der Corona-Pandemie. Viele Vereine kämpfen gegen sinkende Mitgliederzahlen. Allerdings zeigt sich auch: Sport- und Musikvereine haben ganz unterschiedliche Probleme. Und ein Landfrauenverein im Jagsttal trotzt dem Trend und erlebt eine Wiedergeburt.

Vierzig neue Mitglieder haben die Landfrauen in Mulfingen auf einen Schlag gewonnen. Fast verdoppelt hat sich damit die Größe des Vereins. Dem Erfolg der Mulfinger Landfrauen ging die Aussicht auf einen Umbruch voraus: Denn im Jahr 2022 kündigte der Vorstand des Vereins geschlossen den Rücktritt an.
Laut der Vorsitzenden des Kreisverbands Hohenlohe, Regina Müller, steht in einem solchen Fall oft zur Debatte, dass der Verein aufgelöst wird. Doch in Mulfingen hat sich ein neuer Vorstand gefunden. Die bisherige Vorsitzende Martha Friedrich hat jetzt das Amt an ihre Tochter Anja Beez übergeben. "Wir wollten einen Generationenwechsel, und eben nicht mehr, dass jemand von der alten Generation dabei ist", sagt Friedrich. Dadurch habe sich das Durchschnittsalter um 15 Jahre verringert, hat Beez ausgerechnet.
Neue Mitglieder kommen nicht von selbst, doch Werbeaktionen können wirken
Die neuen Mitglieder kamen dann allerdings nicht von selbst. Schon im Mai 2022 haben die Landfrauen mit Werbeaktionen begonnen: 1000 Flyer gingen an die Haushalte in Mulfingen, sie haben zu einem Cocktailabend und zu Vorträgen eingeladen. Das führte zu dem großen Zuspruch. "Es ist einfacher, wenn man direkt angesprochen wird und viele gleichzeitig eintreten", sagt das neue Mitglied Sigrid Kempf aus Mulfingen.
Auch im Kreisverband haben die Landfrauen die Probleme erkannt. In den vergangenen 15 Jahren ist die Mitgliederzahl um knapp 15 Prozent auf 2500 gesunken. "In der Vergangenheit hat man das Problem nicht gesehen", sagt Regina Müller.
Die Corona-Einschränkungen hatten Auswirkungen aufs Vereinsleben

Dazu kamen in den vergangenen beiden Jahren die Corona-Einschränkungen, die auf die Vereine Auswirkungen hatten - mal mehr, mal weniger. "Die Chöre haben sehr gelitten unter den Beschränkungen", sagt der Präsident des Chorverbands Kocher, Roland Miola. Erst im Jahr 2022 konnten die Chöre wieder wie gewohnt singen.
Von 10.570 gemeldeten Sängern im Jahr 2020 ist die Zahl auf 8399 im vergangenen Jahr gesunken - eine Verstärkung des steilen Abfalls, der seit 2007 anhält. "Aber ich bin guter Hoffnung, dass die Zahlen wieder steigen werden", sagt Miola. "Fast jeder Mensch singt. Das Hobby ist zeitlos. Es gibt bei uns Mitglieder, die seit 70 Jahren singen." Unterstützt durch Förderprogramme gebe es jetzt verschiedene Workshops, für Öffentlichkeitsarbeit, Stimmbildung und Jugendarbeit.

Bei den Blasmusikvereinen ist die Mitgliederzahl der Aktiven seit 16 Jahren stabil. Bei den beim Verband online gemeldeten Jugendlichen sank die Zahl seit 2010 kontinuierlich, fast um die Hälfte. Dem versuchen einige Vereine, mit Förderungen entgegenzuwirken, wie der Kooperation "Schule und Verein". "Vor allem in den größeren Städten gibt es diese Zusammenarbeit in den Klassen drei und vier", sagt Martin Dasing, Vorsitzender des Kreisverbands Hohenlohe. Außerdem wolle man mit Erwachsenenbläserklassen Späteinsteiger in die Vereine bringen.
Bei den Sportvereinen gingen in der Corona-Zeit vor allem Übungsleiter verloren
Sie tun sich schwer, neue Leute zu finden, sagt Barbara Eckle - doch die Mitgliederzahlen bleiben recht konstant. Zwischen 2017 und 2022 haben die Vereine nur etwa 1100 Mitglieder verloren - im vergangenen Jahr hatten sie fast genau 35.000 Mitglieder. Die Zahl der Vereine ist sogar gewachsen, von 97 auf 102.

Politik möchte Anreize setzen für mehr Engagement
Die Landtagsabgeordneten aus dem Hohenlohekreis beobachten die sinkenden Mitgliederzahlen. In "einer größeren Offenheit gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund" sieht Catherine Kern (Grüne) Potenzial, und darin, dass Vereine sich an das veränderte Berufs- und Familienleben anpassen. Mit Arnulf von Eyb (CDU) und Anton Baron (AfD) halten alle drei die Einführung der Ehrenamtskarte für eine gute Form der Wertschätzung.
Große Auftritte auch für kleine Vereine: Das Bürgerportal meine.stimme
Beim Bürgerportal meine.stimme.de können nicht-kommerzielle Gruppen wie Vereine, Schulen und andere Initiativen kostenlos Öffentlichkeitsarbeit betreiben und darstellen, wer sie sind und was sie anbieten.
Durch die Verknüpfung von Online und Print erscheinen die Bilder und Texte, die auf 1300 Zeichen samt Leerzeichen begrenzt sind, auf der sogenannten Vereinsseite mit dem Namen meine.stimme in der Zeitung. Weitere Infos gibt es unter meine.stimme.de/hilfe.