Stimme+
Region/Stuttgart
Lesezeichen setzen Merken

Vereinsverbände suchen Weg aus der Ehrenamts-Krise

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Vereine in der Region haben von Jahr zu Jahr weniger Mitglieder. Ehrenamtliches Engagement ging auch schon vor Corona zurück. Kommunen und Politik wollen Anreize schaffen, um diese Entwicklung zu stoppen.

Die hessische Ehrenamts-Card wurde bereits 2006 eingeführt.
Die hessische Ehrenamts-Card wurde bereits 2006 eingeführt.  Foto: Werner Baum (dpa)

Die Vereine in der Region haben von Jahr zu Jahr weniger Mitglieder. Das zeigen die Daten der Verbände: Mehr als ein Viertel der Mitglieder hat der Chorverband Kocher zwischen 2016 und 2022 verloren. Die Einschränkungen durch Corona haben dort ihre Spuren hinterlassen: "Wir konnten zwei Jahre lang gar nichts machen", sagt Roland Miola, Präsident des Verbands, vor allem in dieser Zeit sind viele Menschen aus den Musikvereinen ausgetreten - "aber die Zahl der Vereine ist gleich geblieben", das gebe Hoffnung.


Mehr zum Thema

Die Zahl der Vereine im Sportkreis Hohenlohe ist in den vergangenen fünf Jahren gestiegen − nur bei den Übungsleitern gibt es einen Mangel.
Foto: privat
Stimme+
Hohenlohe
Lesezeichen setzen

Vereine in der Region kämpfen um Mitglieder


Fehlender Zulauf bei den Einsteiger-Sportgruppen während Corona

Bei den Sportvereinen ist der Rückgang auf den ersten Blick nicht dramatisch: Im Hohenlohekreis sind die Mitgliederzahlen der Vereine im Sportkreis zwischen 2017 und 2021 um drei Prozent gesunken. "Die Mitglieder identifizieren sich sehr mit den Vereinen", schätzt die Vorsitzende Barbara Eckle die Situation ein. Jedoch sei die Zahl der Wettkämpfe und Ehrungen zurückgegangen. Das zweite Corona-Jahr sei vor allem für den Turnsport ein Einbruch gewesen, sagt Klaus Ranger, Vorsitzender des Sportkreises Heilbronn. "Durch die Beschränkungen sind die Teilnehmer bei den Mutter-Kind-Turngruppen zurückgegangen." Dieses Angebot sei ein Einstieg für Kleinkinder. Wenn sie älter werden, wechseln sie in andere Sportarten. Dieser Mangel könne sich nach einigen Jahren auswirken.

Vor allem beim Ehrenamt sehen die Verbände Probleme: Es sei immer schwerer, Menschen für Positionen in Vorständen und als Helfer bei Veranstaltungen zu finden.


Mehr zum Thema

Beim Nachwuchs haben die Blasmusiker Probleme, die Zahl der Mitglieder ist jedoch stabil.
Foto: Archiv/Ludwig
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Allen muss klar sein: Vereine sind keine Dienstleister


Steuerbefreiungen und Unterstützung durch Stadt Heilbronn

Mit der Ehrenamts- und der Übungsleiterpauschale gibt der Bund Anreize, ein Amt zu übernehmen. Ab März testet das Land Baden-Württemberg in einigen Kreisen eine Ehrenamtskarte, mit der es Vergünstigungen gibt. Vor allem bei kleineren Vereinen sei es jedoch so: "Die Motivation ist, dass der Verein nicht aufgelöst wird", sagt Eckle. Gegen sinkende Mitgliederzahlen kämpfen Vereine auch mit Förderprogrammen wie "Impuls" für Amateurmusikgruppen.

Der Heilbronner Stadtverband Sport hat nach den Lockdowns als Anreiz zum Vereinsbeitritt den Sportpass initiiert, von dem bislang 14 Vereine profitiert haben - vor allem die TSG Heilbronn. Mehr als 1000 neue Mitglieder seien durch das Angebot beigetreten, bei dem die Stadt bis zu 75 Euro des ersten Mitgliedsbeitrags übernimmt. "Während der Einschränkungen gab es nicht mehr Kündigungen als sonst, nur die Neueinstiege haben gefehlt", sagt Geschäftsführer Marcel Hetzer. Viele Kinder und Jugendliche fänden den Weg in den Verein.

Erfolg aus dem Verein heraus

Aber auch ohne externe Anreize können Vereine Erfolg haben, wie der Mulfinger Ortsverein der Landfrauen. Auf einen Schlag hat sich die Mitgliederzahl auf mehr als 80 fast verdoppelt. Das komplette Vorstandsteam hat die Leitung der Gruppe an die nächste Generation weitergegeben, so die neue Vorsitzende Anja Beez. Der Erfolg beim Zuwachs ist aber auch mit Engagement der Ehrenamtlichen verbunden: Sie sind im vergangenen Jahr direkt auf potentielle Neuzugänge zugegangen.

Dafür zu sorgen, dass Mitglieder bei der Stange bleiben und neue dazukommen, liege in der Verantwortung der Ortsvereine, sagt Franka Weihbrecht, Geschäftsführerin des rund 5000 Mitglieder zählenden Landfrauenverbands Heilbronn. Ihr lägen zwar noch keine aktuellen Mitgliederzahlen für 2022 vor, in einigen der 67 Ortsvereine, etwa in Leingarten, habe es aber wieder größeren Zulauf gegeben.

Bemühen lohnt sich

Keine Zukunftssorgen macht man sich beim Blasmusik-Kreisverband Heilbronn. Zwar spricht Geschäftsführerin Birgitt Daub von einer leichten Stagnation durch Corona, das Bemühen der 72 Mitgliedsvereine um Nachwuchs zahle sich aber aus. Für konstanten Zulauf sorgten vor allem Bläserklassen in den Schulen. Von einer gewissen Fluktuation abgesehen blieben viele Kinder danach noch am Ball. Auch dadurch liege der Altersdurchschnitt im Kreisverband letztlich bei 31 Jahren.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung

Regina Schacke am 22.01.2023 00:05 Uhr

Es sollten hier nicht die vielen ehrenamtlichen im Bereich der gesundheitlichen Selbsthilfe vergessen werden. Ohne den Rückhalt in den Selbsthilfegruppen würde es vielen schlechter gehen. Daher ein großes Lob an alle die keine Übungsleiterpauschalen, Freistellungen etc. Bekommen und trotzdem ehrenamtlich tätig sind

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
  Nach oben