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Tote Fische in Hollenbacher Anglersee sind ein Rätsel

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Mehr als 500 tote Fische mussten seit Mittwoch vergangener Woche aus dem Hollenbacher Anglersee geborgen werden. Erste Messungen zeigen keine Auffälligkeiten.

von Armin Rößler
Unter den toten Fischen befinden sich Rotaugen und Zander, einzelne Schleien und auch Karpfen.
Unter den toten Fischen befinden sich Rotaugen und Zander, einzelne Schleien und auch Karpfen.  Foto: privat

"Das ist schmerzhaft", sagte Andreas Schmitt, der zweite Vorsitzende des Fischereivereins Bad Mergentheim, der den See gepachtet hat und bewirtschaftet. Seine Befürchtung: "Wir gehen davon aus, dass noch mehr tote Tiere auf dem Grund liegen." Denn die Fische, die man aus dem See gezogen habe, seien schon seit Tagen tot und erst jetzt an der Oberfläche aufgetaucht. "Wir hoffen, dass nicht der ganze See betroffen ist", sagt Schmitt.

Weitere Proben werden untersucht

Die Ursache für das massive Fischsterben war am Montag noch nicht gefunden. "Es ist ein absolutes Rätsel, warum die Fische sterben mussten", berichtet Polizeisprecher Daniel Fessler über die bisherigen Ermittlungen der Abteilung für Gewerbe und Umwelt. "Der See sieht sehr gut aus", die ersten Messungen hätten keine Auffälligkeiten ergeben. Weitere Gewässerproben wurden noch untersucht. Außerdem wollte man laut Fessler auch lebende Fische fangen, um dadurch eventuell Hinweise auf eine fischspezifische Krankheit zu erhalten.

Arbeiten an der Kanalisation als Ursache?

Der Zollstock zeigt es: Der große Zander, der tot aus dem Anglersee gezogen wurde, misst rund 80 Zentimeter.
Der Zollstock zeigt es: Der große Zander, der tot aus dem Anglersee gezogen wurde, misst rund 80 Zentimeter.  Foto: privat

"Wir tappen noch im Dunkeln", erklärt Mulfingens Bürgermeister Robert Böhnel nach einem Vor-Ort-Termin am Anglersee, der etwas unterhalb von Badesee und Campingplatz liegt. Ersten Vermutungen, das Fischsterben könne mit Arbeiten an der Kanalisation nahe dem Gewässer zu tun haben, widerspricht der Bürgermeister. Bei den Arbeiten, die vor gut zwei Wochen über die Bühne gegangen sind, seien Rohre ausgetauscht worden. Allerdings habe sich die Baustelle unterhalb des Sees befunden und das Abwasser sei in einen Tankwagen gepumpt worden. "Das kann definitiv nicht die Ursache sein", meint Böhnel. Selbst wenn Abwasser in den See gelangt wäre, wäre die Menge viel zu gering gewesen, so die erste Einschätzung. "Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter", sagt der Bürgermeister. Um die Ursache zu finden, müsse man aber "die Analyse abwarten".

Bis zu 80 Zentimeter große Zander

Mehr als 500 tote Fische mussten Mitglieder des Fischereivereins Bad Mergentheim aus dem Hollenbacher Anglersee bergen.
Fotos: privat
Mehr als 500 tote Fische mussten Mitglieder des Fischereivereins Bad Mergentheim aus dem Hollenbacher Anglersee bergen. Fotos: privat  Foto: privat

Bereits am vergangenen Mittwoch habe man im See die ersten toten Weißfische bemerkt, berichtet Andreas Schmitt. Das sei nicht zwingend ungewöhnlich und könne nach dem Winter durchaus vorkommen. Ab Freitag habe man dann aber schon größere Fische bergen müssen. Darunter seien inzwischen 18 Zander mit Größen von bis zu 80 Zentimeter, einige Karpfen, Schleien und Hechte, viele Rotaugen, Barsche und Kleinfische gewesen. "Es kann sein, dass ein größerer Teil des Bestands überlebt hat", hofft Schmitt, das könne man aktuell aber "schlecht einschätzen". Da die toten Fische erst auf den Grund des Sees sinken und später an die Oberfläche kommen, müsste man tauchen, um sich ein genaueres Bild der Lage unter Wasser zu machen.

Der Fischereiverein Bad Mergentheim hat den Anglersee seit rund 50 Jahren gepachtet. Damals war er angelegt worden. Der See war zuletzt in 2010 abgelassen und ausgebaggert worden und ist seit 2011 wieder angestaut.

Mehr als nur monetärer Schaden

Seither hat sich der heutige Fischbestand mit Cypriniden, darunter Karpfen mit einem Gewicht von bis über zehn Kilogramm, und Raubfischen wie Hecht, Zander und Barsch entwickelt. Der jährliche Besatz beläuft sich nach Vereinsangaben auf circa 200 Kilo Karpfen und Schleien, 25 Kilo Weißfische, 200 Kilo Regebogenforellen und 30 Stück Zander. Den monetären Schaden der bislang tot geborgenen Fische beziffert Andreas Schmitt auf etwa 1000 Euro. Allerdings müsse der Schaden auch in Arbeit und Zeit für Aufbau und Pflege eines solchen Bestands gemessen werden. "Einige der geborgenen Tiere waren acht bis zehn Jahre alt."

Der Verein

Der Fischereiverein Bad Mergentheim wurde 1893 gegründet und hat aktuell etwa 180 Mitglieder. Sie betreuen rund 15 Kilometer Fließgewässer an der Tauber und drei Seen, darunter den Hollenbacher Anglersee mit einer Wasserfläche von circa drei Hektar und einem guten Karpfenbestand. Er liegt unterhalb von Badesee und Campingplatz.

 
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