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Soldat schätzt die Mission Corona-Tests in Hohenlohe

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Der Gefreite Jan Fritz (20) tauscht für drei Wochen die Kaserne in Hardheim gegen ein Pflegeheim in Künzelsau. Dort testet er Besucher und Pflegekräfte auf Corona. Zwei Welten prallen aufeinander und lernen voreinander.

Die Kapelle neben dem Eingang wurde zum Testzentrum umfunktioniert. Jan Fritz empfängt hier seit 27. Januar Besucher und streicht Rachen und Nasen ab. Hier wird Beate Rücker aus Nürnberg getestet, die ihre Mutter Anne besucht.
Fotos: Ralf Reichert
Die Kapelle neben dem Eingang wurde zum Testzentrum umfunktioniert. Jan Fritz empfängt hier seit 27. Januar Besucher und streicht Rachen und Nasen ab. Hier wird Beate Rücker aus Nürnberg getestet, die ihre Mutter Anne besucht. Fotos: Ralf Reichert  Foto: Reichert, Ralf

Beate Rücker (58) betritt am Dienstag um 13 Uhr das Seniorenzentrum St. Bernhard. Sie möchte ihre Mutter Anne (90) besuchen, die hier seit fast sechs Jahren untergebracht ist. Die Nürnbergerin hat sich angemeldet. Das ist Pflicht. Genauso wie ein Corona-Schnelltest vor Ort. In der Kapelle neben dem Eingang liegt das Besteck bereit. Und Jan Fritz (20) schreitet zur Tat. Der Bundeswehrsoldat hat die Kaserne in Hardheim für drei Wochen gegen das Pflegeheim in Künzelsau getauscht. Freiwillig.

Er ist einer von acht Bundeswehrsoldaten, die seit 27. Januar im Hohenlohekreis eingesetzt sind, um in 14 Einrichtungen der Altenpflege Besucher und Beschäftigte auf Corona zu testen - und einer von 900 Soldaten, die das im ganzen Land tun. Auf drei Wochen befristet.

Gutes Händchen für Schnelltests entwickelt

Für Jan Fritz ist an diesem Samstag also Halbzeit. Er arbeitet jeden Tag, auch an den Wochenenden. Und er hat schon ein erstaunlich gutes Händchen für die Schnelltests entwickelt. "Bisher hat sich noch keiner beschwert", sagt Fritz. Auch Beate Rücker kann nicht klagen. Alles läuft glatt. Nach 15 Minuten weiß sie: Ergebnis negativ. So wie immer, seit der Soldat testet.

"Seine Hilfe ist für uns eine große Entlastung", sagt Heimleiterin Claudia Alt. Davor mussten die Pflegekräfte Besucher und das eigene Personal testen. Das war zeitraubend und riss sie aus ihrem gewohnten Rhythmus. "Jetzt haben sie wieder deutlich mehr Zeit für die Bewohner", sagt Alt. Allerdings bleibt es dabei, dass nur den Pflegekräften erlaubt ist, die alten Menschen auf Corona zu testen: "Das ist eine Vertrauenssache und für Außenstehende nur schwer zu händeln."


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Jan Fritz testet täglich rund 50 Personen: zehn bis 15 Besucher, dazu 40 bis 35 Beschäftigte - auch im benachbarten Max-Richard und Renate Hofmann-Haus. Nach einer Online-Schulung und einem Praxistest mit Kameraden habe er im Pflegeheim schnell den richtigen Dreh gefunden. "Unsere Pflegekräfte kamen anfangs natürlich dazu und haben geschaut: Wie läuft es? Kann man darauf vertrauen?", sagt Claudia Alt. Ihre Antwort ist ein uneingeschränktes "Ja". Man brauche dazu keine fundierte medizinische Ausbildung, aber eine gute Begleitung.

Hier klare Ansagen, dort weiche Sprachformen

Große Entlastung fürs Personal: Pflegeheim St. Bernhard in Künzelsau.
Große Entlastung fürs Personal: Pflegeheim St. Bernhard in Künzelsau.  Foto: Reichert, Ralf

Jan Fritz jedenfalls fühlt sich in St. Bernhard bestens aufgehoben. Für den in Koblenz geborenen und bei Trier lebenden Soldaten ist der Einsatz im Pflegeheim eine ganz neue Erfahrung. Das gleiche gilt für die Mannschaft von Claudia Alt in der Zusammenarbeit mit Jan Fritz. "Da treffen zwei Welten aufeinander, die sonst nie zusammenkommen" - und sich sehr fremd seien: hier klare Ansagen und ein "stakkatoartiger" Befehlston, dort eher unverbindliche und sehr weiche Sprachformen.

Da kann man gut voneinander lernen: "Im ersten Gespräch hat Herr Fritz gesagt: Wenn man im Einsatz ist, ist man im Einsatz." Wenn es hart auf hart komme, gebe es halt keine Pause oder keinen Feierabend. "Diese Grundhaltung ist uns fremd. Deshalb standen wir erstmal da und sagten: Wow!" Für Soldaten genügten ein bis zwei Sätze, und sie würden ihren Auftrag umsetzen, "während wir mitunter vier- bis fünfmal um den heißen Brei herumreden".

Das kann der Soldat von seinem Einsatz mitnehmen

Andererseits kann auch Jan Fritz viel mitnehmen von den Besonderheiten des Sozialberufs: "Man hat viel mehr Kontakt zu Menschen als in der Kaserne", sagt er. Und: "Wie die Mitarbeiter hier mit den Bewohnern umgehen, ist faszinierend und super. Ich könnte das nicht." Fritz ist "sehr froh", dass er Pflegekräfte entlaste und es Menschen ermögliche, "ihre Großeltern und Eltern zu besuchen". Sein Einsatz für die Gesellschaft beschränkte sich bisher auf "Müllsammeln bei der Jugendfeuerwehr". Der Einsatz im Pflegeheim ist ein ganz anderes Kaliber: "Anfangs war es schon ungewohnt, dass so viel Verantwortung auf einem lastet."

Im Schwätzchen mit den Bewohnern geht es meist darum, "wo ich stationiert bin" und "um die Erinnerungen älterer Herren an ihre eigene Soldatenzeit". Dann spitzt Jan Fritz die Ohren. Sie würden ihn gerne länger behalten als nur drei Wochen. Claudia Alt kann dies nur bestätigen: "So problemlos wie es gerade läuft, wäre das echt prima."

 

Zehn Soldaten helfen beim Testen

Jan Fritz wohnt in Niederscheidweiler bei Trier und ist seit drei Monaten bei der Bundeswehr. Der frisch gebackene Gefreite absolvierte seine Grundausbildung in Bad Salzungen und ist seit drei Wochen in der Hardheimer Carl-Schurz-Kaserne stationiert. In der dortigen Panzertruppe wird er zum Richt- und Ladeschützen ausgebildet, beim Heer will er auch bleiben. Sieben weitere Kameraden aus Hardheim sind in 14 anderen Pflegeheimen im Kreis eingesetzt. Die Soldaten sind überwiegend zwei Pflegeheimen zugeordnet und wechseln nach Bedarf. Im Landratsamt sind außerdem zwei Soldaten mit der Koordination und Dienstaufsicht beschäftigt. Der Einsatz der zehn Soldaten für die Schnelltests ist auf drei Wochen begrenzt, danach sollen Freiwillige übernehmen, die von der Arbeitsagentur vermittelt werden. 

 

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