So reagieren Geschäfte und Städte in Hohenlohe auf die neue Verordnung zum Energiesparen
Am Donnerstag, 1. September, trat die neue Energiesparverordnung der Bundesregierung in Kraft. Was halten die hiesigen Geschäfte von der Verordnung?

Geschlossene Ladentüren und dunkle Schaufenster: Folgt nach der Corona-Pandemie mit der Energiekrise die nächste Klatsche für die Einzelhändler? Am Donnerstag, 1. September, trat die neue Energiesparverordnung der Bundesregierung in Kraft. Sie gilt bis 28. Februar 2023. Demnach sollen die Ladentüren nicht mehr offenstehen, die Raumtemperatur soll gesenkt werden. Schaufenster sind zwar nun doch nicht von den Regelungen betroffen. Aber viele Einzelhändler haben ihre Beleuchtungen schon von sich aus deutlich reduziert, weil die Preise so stark gestiegen sind. Was halten die hiesigen Geschäfte von der Verordnung? "Ich verstehe schon, dass jeder etwas beitragen muss", sagt Renate Rau-Maier, Geschäftsführerin der Hohenlohe'schen Buchhandlung in Öhringen.
Verwirrende Regeln
Dass die Schaufenster von der Verordnung ausgenommen sind, hat sie lange nicht gewusst. Genauso geht es vielen Kollegen. Einige Details sind noch gar nicht geregelt. So zum Beispiel, wie es mit der Parkplatzbeleuchtung rund um das Ö-Center in Öhringen aussieht. Darüber müsse man noch reden, sagt Chef Thomas Grabert. Die Ladentüren im Einkaufszentrum ließen sich nicht schließen, weil die meisten Rollläden hätten. Und die Schaufensterleuchten im Ö-Center gingen auch ohne die Verordnung schon um 22 Uhr aus. Auch die Rolltreppe stehe bereits gegen 19 Uhr still. Dass es kalt werde, darüber bräuchten sich Kunden keine Gedanken zu machen. Das Gebäude und "die Menschen drinnen heizen", erklärt Grabert. So fielen im Winter kaum Heizkosten an, sondern vor allem Stromkosten für die Beleuchtung.
Energie sparen
Seit rund vier Wochen gehen in der Buchhandlung Rau in Öhringen schon um 21 Uhr die Lichter aus. Renate Rau-Maier ergänzt: "Wir versuchen auch bei kleineren Dingen verstärkt auf die Energie zu achten. So hat in unserem Lager den ganzen Tag das Licht gebrannt. Das ändern wir jetzt." Außerdem überlege man, die Raumtemperatur etwas zu reduzieren, die Beleuchtung werde ohnehin nach und nach auf LED umgerüstet. Kritisch sieht Rau-Maier indes die fehlende Beleuchtung in der Öhringer Innenstadt hinsichtlich der Sicherheit.
Anna-Maria Dietz, Geschäftsführerin des Gewerbevereins Öhringen.Lieblingsstadt, hat sich bei den Einzelhändlern umgehört: "Von vielen weiß ich, dass sich der Stromabschlag drastisch erhöht hat und sie prüfen, wo gespart werden kann." Ihr sei kein Einzelhändler oder Dienstleister in der Innenstadt bekannt, die noch nach 22 Uhr die Schaufenster beleuchten. Leuchtreklame oder Werbetafeln spielten in Öhringen keine Rolle mehr.
Kalte Jahreszeit
Laut der Energiesparverordnung des Bundes sollen Türen geschlossen bleiben, um die Wärme in den Läden zu halten. Das sei bisher auch schon beachtet worden. "Niemand will schließlich zur Tür heraus heizen", sagt Dietz. Allerdings müsse in der kalten Jahreszeit auch gelüftet werden, wenn wieder vermehrt Viren im Umlauf seien. Damit bei geschlossenen Türen die Zahl der Kunden nicht abnehme, haben Einzelhändler vor allem in Großstädten eine Plakataktion ins Leben gerufen. Öhringen beteiligt sich nicht, da meist an der Auslage zu sehen ist, dass die Türen offen sind.
Auch ohne Verordnung hat das Sportfachgeschäft Gross in der Öhringer Innenstadt seine Schaufensterbeleuchtung in den Sommermonaten tagsüber und abends ausgeschaltet. Im Winter werden die Schaufenster weniger und nicht so lange beleuchtet.
Öffentliche Gebäude
Die Beleuchtung von Gebäuden und Baudenkmälern ist ebenfalls seit gestern verboten - außer es handelt sich um eine Notbeleuchtung. In Öhringen sind Gebäude, wie etwa die Stadtbücherei, das Schloss oder das Hoftheater, seither bis 23 Uhr beleuchtet. "Da die Innenstadtbereiche noch frequentiert sind und auch in der kommenden Winterzeit die Dunkelheit frühzeitiger einsetzt, wird die Beleuchtung der Gebäude aktiv sein", ergänzt die Sprecherin der Öhringer Stadtverwaltung, Monika Pfau. Hier sei bereits auf energiesparende LED-Leuchten umgestellt worden.
Bedenken wegen Sicherheit
Sicherheitsbedenken hat die Öhringer Stadtverwaltung aber keine. Kürzlich habe man zum Thema sexuelle Belästigung in der Innenstadt recherchiert und festgestellt, das es in diesem Punkt keine signifikanten Vorkommnisse gebe, sagt Pfau.
In Künzelsau wurden bisher das Alte Rathaus, das Schloss Bartenau und die Johanneskirche.angestrahlt. Das fällt nun weg, weil es "aus rein ästhetischen Gründen" gemacht wurde, fasst Laura Asum von der Stadtverwaltung zusammen. Für die Sicherheit der Bürger habe das keine negativen Auswirkungen.



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