Schöntal sagt schweren Herzens Weihnachtsmarkt ab
Der Schöntaler Gemeinderat stimmte an seiner jüngsten Sitzung gegen die Durchführung des diesjährigen Weihnachtsmarktes. Auch wirtschaftliche Überlegungen waren ein Grund.

Während die einen zwischen den Ständen schlendern und handgemachte Glasperlen, Kerzen oder Holzschnitzereien von regionalen Kunsthandwerkern bewundern, sind andere auf der Suche nach feinen Likören oder Honig von einem der zahlreichen Direktanbieter. Derweil lauschen die Kinder Märchenerzählern oder dem Puppentheater. Und das alles vor der imposanten Kulisse des weihnachtlich geschmückten romantischen Klosters. So sieht in normalen Jahren der Weihnachtsmarkt in Schöntal aus. Doch nicht in diesem Jahr. Denn bei seiner jüngsten Sitzung hat sich der Rat schweren Herzens entschlossen, den beliebten Markt auf dem Klosterareal abzusagen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Planungen zum Weihnachtsmarkt standen schon
"Es gibt viele Weihnachtsmärkte, die stattfinden werden, auch hier in der Region, in ganz unterschiedlicher Ausführungen. Jetzt sind wir dabei zu diskutieren, ob wir das wollen", leitete Bürgermeister Joachim Scholz die Diskussion ein. Die Planungen für den Schöntaler Weihnachtsmarkt waren eigentlich bereits abgeschlossen.
"Es wurde schon in Erwartung der Alarmstufe geplant", erklärte Scholz. Heißt: 2G, dazu Security, die die Regeln an den beiden Ein- und Ausgängen kontrolliert, sowie verbesserte Hygiene durch einen Tassenverkauf. Um die durch die Security gestiegenen Kosten von 2000 Euro wieder reinzuholen, wollte die Verwaltung Eintritt verlangen: drei Euro für Erwachsene, ein Euro für Kinder.
Befürchtungen der Ortsvorsteher
Vor der Diskussion stellte Scholz klar: "Es gibt bei der Entscheidung kein richtig oder falsch, aber wir müssen eine Entscheidung treffen. Es ist wie immer: Wenn der Gemeinderat eine Entscheidung trifft, ist diese richtig und wird auch so umgesetzt." Reihum meldeten sich die Ortsvorsteher zu Wort, um ihre Befürchtungen mitzuteilen. In diesem Jahr wären Winzenhofen und Westernhausen an der Reihe, den Markt mit zwei Ständen zu bestückten. "Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Einwohnern", stellte Sven Pfortner, Ortsvorsteher von Winzenhofen, klar. Zwar gebe es keine Fälle in Winzenhofen, "aber wir müssen schauen, wie es in Zukunft ist." Deshalb resümierte er: "Der Ortschaftsrat will lieber nicht teilnehmen."
Neben dem Schutz der Bevölkerung ging es den Ortschaftsräten auch um wirtschaftliche Gründe. "Wir wissen nicht, was an Besuchern kommt und wie wir mit dem Essen planen sollen. Am Ende bleiben wir auf den Kosten sitzen", befürchtete Pfortner. Joachim Specht, Ortsvorsteher von Westernhausen, stimmte ihm zu: "Ich war bis zum Wochenende noch anderer Meinung und habe Helfer organisiert" , erklärte er. Doch er gehe davon aus, dass weniger Besucher kommen würden. "Nicht nur die Ungeimpften kommen nicht, sondern auch Geimpfte, die vorsichtig sind." Auch er fand, dass die Gefahr, auf den Kosten sitzen zu bleiben, groß sei.
Eine Frage der Sinnhaftigkeit
Mathias Hall, Ortsvorsteher vom Kloster, ergänzte, dass unter den Helfern viele ältere Menschen seien, die vielleicht nicht helfen würden. "Als Privatperson habe ich selber lange mit mir gerungen", sagte er. "Ich glaube, dass die Politik die Rasanz des Geschehens unterschätzt hat und es an uns ist, in der unteren Ebene zu reagieren", so Hall. "Ich bin für mich zu einem Nein gekommen. Zudem ist keiner unserer Marktbeschicker darauf angewiesen. Niemand macht seinen Jahresumsatz bei uns." Bieringens Ortsvorsteher Karlheinz Kurz ergänzte um die Frage der Sinnhaftigkeit: "Es ist weniger geboten als in den letzten Jahren, dafür verlangen wir dann Eintritt. Wir können nur verlieren mit der Veranstaltung." Auch die übrigen Redner waren sich einig, dass eine Absage, wenn auch schweren Herzens, nötig sei.
Bei der Abstimmung stimmten dann zehn Ratsmitglieder für die Absage, vier enthielten sich, zwei stimmten dagegen. Was bleibt: "Die Verwaltung hat sich wahnsinnig ins Zeug gelegt in der Vorbereitung", so Mathias Hall. "Aber lieber warten wir noch mal ein Jahr."