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Regen dringend erwartet

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Laut Roland Hartz, Leiter des Forstamts im Hohenlohekreis, weiten sich die Dürreschäden in den Wäldern der Region aus. Das Land hat finanzielle Hilfe für die Waldbesitzer zugesagt, aber es fehlt vor Ort noch an Personal zur Umsetzung.

von Christian Nick
Würde gerne freudiger in die Zukunft blicken: Roland Hartz.
Foto: Archiv/Reichert
Würde gerne freudiger in die Zukunft blicken: Roland Hartz. Foto: Archiv/Reichert  Foto: Reichert

Alarm hatte Roland Hartz bereits Ende April gegeben: Wenn nicht bald reichlich Niederschlag komme, so der Leiter des Forstamts im Hohenlohekreis damals, drohe dem Wald in der Region "das dritte Katastrophenjahr in Folge".

Nun ist es drei Monate später - und Zeit für ein Update: Wie hat sich die Situation in den Waldgebieten entwickelt? "Man muss leider feststellen: Was wir im Frühjahr befürchtet haben, ist eingetreten", sagt der Forst-Experte zur Hohenloher Zeitung.

Befürchtungen haben sich bewahrheitet

Die Witterung der vergangenen Wochen sei zwar "nicht ganz so schlimm gewesen wie erwartet". Aber dennoch: Der April war viel zu trocken, im Mai erreichten die Niederschlagsmengen, welche die Öhringer Wetterstation ausweist, nicht einmal die Hälfte des mittleren Durchschnittswertes - und auch danach kam nicht genügend vom Himmel, um die Situation zu entschärfen: "So geringe Regenmengen bleiben im Wald einfach in den Baumkronen und der Laubschicht hängen", sagt Roland Hartz.

"Das Baumsterben setzt sich unvermindert fort", so der oberste Forst-Beamte des Landkreises. Der massive Schädlingsbefall - Borkenkäfer und auch Schwammspinner - wachse nahezu ungebremst weiter. Hartz betont: "Selbst wenn es jetzt das ganze Jahr noch wünschenswerte Regenmengen gäbe, würde es 30 Jahre dauern, bis alle Spuren der Trockenschäden komplett beseitigt sind."

Probleme auf vielen Ebenen

Tausende Hohenloher Bäume erleben weiter ihr blaues Wunder − weil es vom blauen Himmel zu wenig regnet: Die Dürreschäden sind vielerorts deutlich zu sehen.
Fotos:privat
Tausende Hohenloher Bäume erleben weiter ihr blaues Wunder − weil es vom blauen Himmel zu wenig regnet: Die Dürreschäden sind vielerorts deutlich zu sehen. Fotos:privat  Foto: privat

Hartz weiter: "Wir rennen dem Befall massiv hinterher." Dennoch gelinge es nach wie vor nicht, alles rechtzeitig aus den Wäldern zu schaffen. Denn Tausende Festmeter Holz sind befallen. Und weiterhin sterben in großer Zahl auch neu gepflanzte Jungbäume, die eigentlich dafür sorgen sollen, dass es eine Zukunft in den Wäldern gibt. Und: Wenn das Schadholz dann aus ebendiesen abtransportiert worden ist, setzen sich die Probleme für die Waldbesitzer nahtlos fort: Der Weltmarkt ist nach wie vor im Keller, nachdem die Pandemie im Frühjahr dafür gesorgt hatte, dass die Waldeigentümer der Region ihr Holz nicht mehr losgeworden waren.

"Im chinesischen Holzmarkt geht zwar wieder etwas mehr - aber die Waldbesitzer zahlen weiter drauf", berichtet Hartz. Da tut Hilfe bitter Not: Vor wenigen Tagen hat die Landesregierung nun eine neue Förderrichtlinie zur Unterstützung der Waldeigentümer im Ländle auf den Weg gebracht: "Unser Ziel ist es, die Waldbesitzer in Zeiten von Dürre, Sturm und Schädlingen bestmöglich zu unterstützen", äußert sich Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) in einer Pressemitteilung seines Ministeriums.


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Das Land stellt für die Schadensbewältigung jährlich nahezu 30 Millionen Euro bereit. Das Programm verspricht monetäre Hilfe - jedoch auch massig Bürokratie auf den Schreibtischen der Forstämter: Denn all die Anträge müssen auch bearbeitet werden. "Wir warten aktuell noch auf die Zuweisung von ein bis zwei Personalstellen, die uns das Land für unser Forstamt zugesichert hat", berichtet Chef Hartz. Das Hilfsprogramm der Landesregierung regelt detailliert Zuwendungs- und Kostenpauschalen für eine Vielzahl von Fördermaßnahmen zum Umweltschutz und Wiederaufforstung.

Es fehlt auch der Nachwuchs

Früher Baum-Meer, heute Diaspora: Eine große Kahlfläche nach Sturm und Borkenkäferbefall im Häldenwald nahe des Schöntaler Teilorts Oberkessach.
Früher Baum-Meer, heute Diaspora: Eine große Kahlfläche nach Sturm und Borkenkäferbefall im Häldenwald nahe des Schöntaler Teilorts Oberkessach.  Foto: privat

Was den Waldbesitzern abseits vom schwerlich zu beeinflussenden Klima denn helfen würde? "Weniger Überangebot auf dem Holzmarkt und steigende Preise", sagt Hartz. Allein: Das scheint zumindest in absehbarer Zeit ein frommer Wunsch zu bleiben. Dennoch: Der Forstamts-Chef hat diesbezüglich durchaus noch Hoffnung: "Im Moment gehen Ressourcen kaputt, die in Zukunft fehlen werden. Das könnte wieder zu steigenden Holz-Preisen führen", hofft der Chef der sieben Revierleiter im Kreis.

Das Prinzip Hoffnung: Es ist auch in Sachen Nachwuchs angesagt. Denn ältere Förster gehen in großer Zahl in den Ruhestand - und der Nachwuchs ist rar. Roland Hartz: "So langsam zeigt sich leider nicht nur bei uns, sondern überall, dass die dünne Personaldecke und der kaputtgehende Wald dafür sorgen, dass der Beruf zunehmend unattraktiv für junge Leute wird."

 

Gewerkschaftskritik
Auch die IG Bau, in deren Reihen die baden-württembergische Forstgewerkschaft angesiedelt ist, fordert zur Bewältigung der durch den Klimawandel verursachten Waldschäden und notwendigen Neuaufforstung eine Verstärkung des Personals. Nur mit mehr Fachleuten könnten die Wälder für die Unwägbarkeiten der Zukunft gewappnet werden: „Zwar hat die Landesregierung angekündigt, 130 neue Stellen für den Forst in Baden-Württemberg zu schaffen. Das ist ein wichtiger Schritt, reicht jedoch angesichts des Ausmaßes der Schäden noch nicht aus“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG Bau Stuttgart, Mike Paul.


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