Wegen Personalmangels: Senioren in Künzelsauer Pflegeheim müssen umziehen
Bewohner des Pflegeheims Hofmann-Haus wurden ins benachbarte St. Bernhard verlegt. Eine anonyme Leserin übt Kritik am Vorgehen der Trägerin.

Eine Leserin wendet sich in einem anonymen Brief an die HZ-Redaktion. Enthalten ist ein Schreiben der Keppler-Stiftung vom 15. Mai, das offenbar den Angehörigen von Bewohnern des Seniorenzentrums St. Bernhard wie auch des Max-Richard und Renate Hofmann-Hauses zugegangen ist. Darin informiert die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung als Trägerin der beiden benachbarten Pflegeeinrichtungen in Künzelsau, dass in der Woche nach Pfingsten die Bewohner aus dem Hofmann-Haus ins St. Bernhard verlegt werden.
Senioren in Künzelsau müssen umziehen: Ankündigung sehr kurzfristig
Begründet wird der Schritt damit, dass man "mit der aktuellen Belegung im Hofmann-Haus und dem derzeit zur Verfügung stehenden Personal" die "hohen Qualitätsanssprüche" nicht aufrechterhalten könne. "Krankheitsbedingte Personalausfälle können z. B. aktuell nicht ausgeglichen werden." Sprich: Im Hofmann-Haus herrscht Personalmangel. Dem begegnet die Trägerin damit, dass die Senioren umziehen müssen - teils vom Einbett- in ein Zweibettzimmer. Die anonyme Schreiberin nennt das "skandalös", sieht die "Hilflosigkeit von pflegebedürftigen Menschen ausgenutzt". Die Bewohner seien überdies nicht gefragt worden und die Ankündigung sei sehr kurzfristig erfolgt.
Nachgefragt bei der Keppler-Stiftung widerspricht Sprecher Friedemann Müns-Österle dieser Schilderung: "Alle Bewohnerinnen und Bewohner (oder deren Betreuerinnen/Betreuer) haben dem Umzug mit ihrer Unterschrift zugestimmt. Ohne diese Zustimmung wäre eine Verlegung gar nicht möglich gewesen. Die vier Personen, die im St. Bernhard nun ihr Zimmer teilen, haben dieser Maßnahme ebenfalls mit Unterschrift zugestimmt." Auch seien alle Maßnahmen mit den Pflegekassen und der Heimaufsicht abgestimmt. Kurzfristig allerdings, das räumt die Stiftung mit Sitz in Sindelfingen bereits im Informationsschreiben ein, sei die Maßnahme durchaus, wofür man um Verständnis bitte.
Kosten reduzieren sich – Personal wechselte zuletzt häufig
Die Kosten für die bisherigen Bewohner des Hofmann-Hauses reduzieren sich laut Informationsbrief um etwa 290 Euro. Für die Senioren in St. Bernhard, die bisher ein Einzelzimmer hatten, fällt der dafür geltende Zuschlag von 250 Euro weg. Ein geringer Trost für die anonyme Schreiberin, seien die Betreuungskosten kürzlich um monatlich mehr als 400 Euro gestiegen. Das jedoch liegt an Tarifsteigerungen, die im April in Kraft getreten sind. "In der aktuellen Systematik der Pflegeversicherung werden die steigenden Kosten an die Pflegebedürftigen weitergereicht", erklärt Sprecher Müns-Österle.
Was die HZ-Leserin ebenso kritisiert, ist die zuletzt starke Fluktuation beim Personal. Eine Art Vorbote der nun eingetretenen Situation, wie sich aus der Antwort von Müns-Österle ableiten lässt: "Die fachgerechte Betreuung und Pflege unserer Bewohnerinnen und Bewohner hat für uns oberste Priorität", betont er. "In den vergangenen Wochen war das aufgrund von Krankheitsausfällen und Kündigungen nur durch den Einsatz von Leasingkräften möglich, die aber leider häufig wechseln. Letztendlich hat diese Situation dazu geführt, dass wir die fachgerechte Versorgung im Hofmann-Haus nicht mehr zuverlässig sicherstellen konnten und die Verlegung der verbleibenden Bewohnerinnen und Bewohner ins St. Bernhard notwendig wurde."
Nicht äußern möchte sich die Keppler-Stiftung aktuell zur Zukunft der beiden Häuser. "Dies wird erst nach der genauen Analyse der wirtschaftlichen, personellen und konzeptionellen Bedingungen möglich sein", so Friedemann Müns-Österle. Dass es eine Neuausrichtung geben wird, das ist jedoch bereits im Informationsschreiben angekündigt, "denn die bisherige Trennung der beiden Häuser Seniorenzentrum St. Bernhard und Max-Richard und Renate Hofmann-Haus ist nicht zukunftsfähig".
Keppler-Stiftung im Herbst bereits in der Kritik
Erst im vergangenen Herbst sorgte die Nachricht von der "Betriebsunterbrechung" der Tagespflege im Max-Richard und Renate-Hofmann-Haus für Kritik. Das Zentrum für Demenz im Hallstattweg bietet seit seiner Eröffnung vor mehr als neun Jahren zwei Hausgemeinschaften für demenziell erkrankte Personen an. Darüber hinaus gehörte die Tagespflege für Betroffene, die weiter zu Hause leben, jedoch Familie und Verwandte entlasten möchten, von Beginn an zum Angebot.
Mehr noch: Das Angebot ist Teil des Leitgedankens, der für die Einrichtung mit ihrer Eröffnung ausgerufen wurde und dem der Wille und Wunsch des Stifter-Ehepaars Hofmann zugrunde liegt. Das Nitzenhäuser Ehepaar hatte über die eigene Stiftung, die 2011 ins Leben gerufen wurde, den Bau des Demenzzentrums 2014 initiiert und mit zwei Millionen Euro unterstützt. Eine endgültige Schließung der Tagespflege sei nicht vorgesehen, betonte die Stiftung im Herbst. Die Betriebsunterbrechung sei auf eine geringere Nachfrage zurückzuführen.