Stimme+
Künzelsau
Lesezeichen setzen Merken

Künzelsauer Demenzzentrum setzt Tagespflege aus

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Der Träger des Max-Richard und Renate-Hofmann-Hauses begründet das Aussetzen des Angebots mit weniger Nachfrage. Ein Leser kritisiert mangelnde Kommunikation der Einrichtung.

Am Demenzzentrum in Künzelsau gibt es seit Oktober keine Tagespflege mehr.

Foto: Tamara Ludwig
Am Demenzzentrum in Künzelsau gibt es seit Oktober keine Tagespflege mehr. Foto: Tamara Ludwig  Foto: Ludwig, Tamara

Wird im Max-Richard und Renate-Hofmann-Haus die Tagespflege eingestellt? Diese Frage stellte nicht nur ein Leser an die Hohenloher Zeitung, es kursieren dazu auch zahlreiche Gerüchte in der Kreisstadt. Das Zentrum für Demenz im Hallstattweg bietet seit seiner Eröffnung vor fast genau neun Jahren zwei Hausgemeinschaften für demenziell erkrankte Personen an. Darüber hinaus gehört die Tagespflege für Betroffene, die weiter zu Hause leben, jedoch Familie und Verwandte entlasten möchten, von Beginn an zum Angebot. Mehr noch: Das Angebot ist Teil des Leitgedankens, der für die Einrichtung mit ihrer Eröffnung ausgerufen wurde und dem der Wille und Wunsch des Stifter-Ehepaars Hofmann zugrunde liegt. Während das Thema Tagespflege inzwischen von der Webseite des Hauses verschwunden ist, wurde dazu aber bislang nichts offiziell kommuniziert.

Auf Nachfrage der HZ beim Träger des Hauses, der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung, heißt es von Pressesprecher Friedemann Müns-Österle: "Die Tagespflege im Max-Richard und Renate Hofmann-Haus in Künzelsau ging Anfang Oktober 2023 in eine Betriebsunterbrechung." Eine endgültige Schließung sei nicht vorgesehen, betont er. Einen konkreten Zeitplan für eine etwaige Wiederaufnahme der Tagespflege nennt er aber nicht.

"Die verbleibenden Tagesgäste konnten rechtzeitig und wohnortnah in benachbarten Einrichtungen vermittelt werden", so Müns-Österle weiter. Ziel sei es, während der Unterbrechung die Angebote im Seniorenzentrum St. Bernhard und im Max-Richard und Renate Hofmann-Haus, die gemeinsam geführt sind, zu "konsolidieren und die Tagespflege im Hofmann-Haus neu auszurichten".

Nach Pandemie weniger Nachfrage

Als Gründe für die Maßnahme nennt Müns-Österle unter anderem eine veränderte Nachfrage seit Corona. Denn: Während der Pandemie musste die Tagespflege zum Schutz der Bewohner des Demenzzentrums aussetzen. Danach hat die Nachfrage offenbar nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.

"Als Grund für diese Veränderung vermuten wir die Kostensteigerungen im privaten Bereich, die sich hier bemerkbar machen", so Müns-Österle. "Generell werden pflegerische Leistungen im ambulanten Bereich derzeit zögerlicher nachgefragt, diese Entwicklung ist an mehreren Stellen in der Keppler-Stiftung und bei anderen Trägern bemerkbar."

Kosten für Angebot

Im bundesweiten Schnitt müssen Betroffene für die Tagespflege zwischen 50 und 100 Euro pro Tag einkalkulieren, jedoch sind davon die Entlastungsbeiträge der Pflegeversicherung, sollte ein Pflegegrad definiert sein, noch nicht abgezogen. Letztlich dürfte es aber nicht nur bei den Menschen, die Pflege in Anspruch nehmen könnten, sondern auch bei der Keppler-Stiftung ums Geld gehen. Denn ein Angebot aufrecht zu halten, das sich nicht rechnet, wird wohl kaum eine Option sein. Die HZ hat sich deshalb auch bei anderen Anbietern von Tagespflege umgehört und um eine Stellungnahme zur Nachfrage gebeten.

Stimmen anderer Träger

Die BBT-Gruppe, die neben dem Hohenloher Krankenhaus auch Trägerin mehrerer Seniorenwohnheime im Kreis ist, lässt über Sprecherin Ute Emig-Lange mitteilen: "Seit 1. April gibt es im Seniorenzentrum Neuenstein eine solitäre Kurzzeitpflege, die gut angenommen wird. In der Tagespflege im Seniorenzentrum Dörzbach sind aktuell Kapazitäten frei und wir könnten noch Gäste annehmen."

Vom DRK Hohenlohe, das in Gaisbach Tagespflege anbietet, heißt es: "Bei uns ist die Nachfrage ungebremst und wir sind sehr gut belegt", so Sprecher Oliver Färber. Er vermute, dass auch der Abhol- und Bringservice, den man anbiete, die Nachfrage stärke. Allerdings sei die Personaldecke dünn. "Auch im Bereich der Ehrenamtlichen haben wir ganz tolle, engagierte Leute, aber weitere könnten nicht schaden", ergänzt er.

 


Stiftungen

Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung (Sindelfingen) ist ein katholischer Altenhilfeträger. In 23 Seniorenzentren, zehn ambulanten Diensten, 13 Tagespflegen und einem stationären Hospiz beschäftigt sie rund 2500 Mitarbeitende. Sie ist in 23 Seniorenwohnanlagen tätig und an Diensten und Organisationen beteiligt.

Das Nitzenhäuser Ehepaar Max-Richard und Renate Hofmann hatte über die eigene Stiftung, die 2011 ins Leben gerufen wurde, den Bau des Demenzzentrums 2014 initiiert und mit zwei Millionen Euro unterstützt. In erster Linie hat das Paar die kirchliche Altenhilfe im Blick.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben