Neuer Chefarzt will Chirurgie in Öhringen breiter aufstellen
Professor Dr. Frank Wenger löste Dr. Werner Reinosch im Hohenloher Krankenhaus ab und hat für die Abteilung klare Ziele: zum Beispiel den Aufbau eines Adipositas-Zentrums, das es so in der Region noch nicht gibt.

Das Hohenloher Krankenhaus stellt sich nicht nur baulich ganz neu auf. Auch bei den medizinischen Führungskräften gab es zuletzt viel Bewegung, weil mehrere Schlüsselpositionen altersbedingt neu zu besetzen waren. Allein sechs neue Chefärzte sind in den vergangenen drei Jahren dazugekommen. Am 15. Juli ist die Grundsteinlegung des Neubaus an der Öhringer Kastellstraße, nachdem am 24. März Baustart war. Beim Spitzenpersonal ist die Basis für die neue Ära der Klinik ebenfalls längst gelegt. Dabei gilt die Devise, den Verlust medizinischer Erfahrung mit der Rekrutierung ebensolcher wettzumachen.
Persönliche Wünsche decken sich mit denen des Trägers
Beispiel Chirurgie: Professor Dr. Frank Wenger leitet die Abteilung seit Oktober 2021. Er löste Dr. Werner Reinosch ab, der die Chirurgie seit 1998 in Öhringen geleitet hatte. "Ich hatte mehrere Angebote und habe mich bewusst für das Hohenloher Krankenhaus entschieden, weil sich meine Wünsche mit denen des Trägers decken", so Wenger. Sprich: sich weiterentwickeln, die wirtschaftlichen Herausforderungen meistern, etwas bewegen, eine Aufbruchstimmung erzeugen. Der Klinik-Neubau habe eine große Rolle gespielt.
Behandlung von Fettleibigen ist eines seiner Steckenpferde
Wenger war davor Chefarzt in der Asklepios-Klinik in Kandel. Und von dort bringt er ganz neue Expertisen mit: etwa in der Behandlung von Fettleibigen, Fachbegriff: Adipositas-Chirurgie. In Kandel hatte er ein Adipositas-Zentrum aufgebaut, das nicht nur operative Magenverkleinerungen durchführte, sondern die Patienten davor und danach ganzheitlich und nachhaltig betreute: also auf Bewegung und Ernährung setzte und die Änderung des Lebensstils zum Ziel hatte. Im Diak Klinikum Schwäbisch Hall gebe es ebenfalls ein solches Zentrum, "aber wir werden hier in Öhringen schon weiter gehen". Wenger will daraus einen regionalen Leuchtturm machen, die SLK-Kliniken Heilbronn hätten so etwas nicht.
Chirurgie breiter aufstellen: Das steckt dahinter
Dieser neue Schwerpunkt ist nur ein Baustein. Wenger möchte die Chirurgie in Öhringen insgesamt breiter aufstellen im Rahmen dessen, was ein Haus der Grund- und Regelversorgung leisten kann. Dazu gehört die gesamte Bandbreite der Chirurgie der Bauchorgane mit schonenden Operationsmethoden und die chirurgische Behandlung von Leistenbrüchen, ebenso die Chirurgie der Gallenwege und Schilddrüse und die Proktologie, ferner die chirurgische Behandlung von bösartigen Tumoren oder entzündlichen Erkrankungen des Magens, Darmes und Enddarms.
Wenger setzt auf intensive Zusammenarbeit
"Die Ausgangslage ist gut und kann weiter ausgebaut werden." Dabei setzt Wenger auf eine intensive Zusammenarbeit mit Dr. Detlef Marx, der seit Oktober 2019 Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin I (Gastroenterologie) ist, die Professor Dr. Uwe Reinhardt bis zu seinem Ruhestand geleitet hatte. "Wir sehen uns täglich und haben teilweise auch gemeinsame Sprechstunden," so Wenger. "Wir wollen von Anfang an alles aus einer Hand anbieten: von der Diagnose über die OP bis zur Nachsorge und Therapie." Das sei in größeren Häusern in dieser Form nicht zu leisten. Und ein weiterer Grund, warum ihm der Wechsel in diese kleinere Klinik mit viel kürzeren Wegen gefalle. Er habe viel Erfahrung gesammelt bei Maximalversorgern und möchte diese Qualität nun in Öhringen einbringen, ohne die Mitarbeiter zu überfordern oder die Strukturen außer acht zu lassen.
Auch die tägliche Visite ist ein großes Gemeinschaftsprojekt
Auf größtmögliche Gemeinsamkeit setzt Wenger auch bei der täglichen Visite. "Chefarzt, Oberärzte, Assistenzärzte und Schwestern visitieren in unser chirurgischen Abteilung täglich morgens alle Patienten". Der "größere Aufwand" mache sich später bezahlt: "Denn so werden aus kleinen Problemen keine großen". Und: "Controlling und Dokumentation können so gleich mitgemacht und vorausschauend erledigt werden", was die spätere Abrechnung mit den Krankenversicherungen sehr erleichtere. Schon jetzt klappe das Zusammenspiel prima. Und der Neubau verströme ab 2025 zusätzlichen "Zauber" und sei "ein Magnet für Neues", sagt Wenger.



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