Neuenstein braucht dringend mehr Kita-Plätze
Die Betreuungs-Kapazitäten vor Ort schwinden dahin: Erstmals kann im kommenden Kiga-Jahr nicht mehr allen Berechtigten ein Angebot gemacht werden. Erst danach wird die Erweiterung des Kindergartens "Mauerweg" zunächst die Lücken stopfen.

Ein Gespenst geht um in Hohenlohe - könnte man im Rekurs aufs "Kapital" von Karl Marx sagen: Es ist die Angst, nicht mehr genug Kindergarten-Plätze und Betreuungskräfte anbieten zu können.
In Neuenstein ist diese Furcht durchaus berechtigt: Im laufenden Kindergarten-Jahr ist es gerade noch so gelungen, allen Berechtigten ein Angebot machen zu können. Ab September indes fehlen laut jüngster Kalkulation, die in der vergangenen Gemeinderatssitzung vorgestellt wurde, sechs Plätze in den insgesamt sechs Einrichtungen auf dem Gemeindegebiet.
Viele Unwägbarkeiten bei der Planung
Fürs übernächste Kindergartenjahr 2024/25 prognostiziert die Rechnung sogar 28 fehlende Plätze - doch bis dahin soll der derzeit in Umbau und Erweiterung befindliche Kiga "Mauerweg" dann geeignet sein, insbesondere fürs sogenannte Krippenalter das Betreuungs-Loch stopfen zu können.
Daher sei, so die Verwaltung, perspektivisch "von einer gewissen Entspannung" auszugehen. Dennoch werden weitere Plätze gebraucht - und gibt es auch in der Neuensteiner Planung viele Unwägbarkeiten: Wie entwickeln sich die Zahlen im örtlichen Waldkindergarten, der aktuell zur Hälfte auswärtige Kinder aufgenommen hat? Wie viele Kids ziehen mit ihren Eltern in die Baugebiete? Und wie entwickelt sich die Zuwanderung geflüchteter Menschen? Erhöhter Platzbedarf ergibt sich auch durch die Vorverlegung des Einschulungs-Stichtags für die Grundschule.
Summa summarum: Dass die Zuständigen in Verwaltung und Kindergärten sich um kreative Lösungen bemühen müssen - daran kann kein Zweifel bestehen. Was die räumlichen Kapazitäten angeht, wird auch Neuenstein perspektivisch womöglich um einen Neubau nicht herumkommen.
Ebendieser könnte - regte die anwesende Fachfrau Ute Schulz, Leiterin von "Funtasia" sowie "Kreativa", an - dann gerne gleich ein "Familienzentrum" sein. Denn: Viele junge Eltern wüssten oftmals nicht richtig Bescheid über Beratungsmöglichkeiten und Ansprechpartner. Außerdem, so die erfahrene Pädagogin, fehle es zunehmend an "erzieherischer Basiskompetenz" - auch, weil wertvolles Erfahrungswissen nicht mehr automatisch durch die im Haus oder in direkter Nachbarschaft lebenden Großeltern vermittelt werden könne. Verhaltensauffälligkeiten nähmen ebenfalls immer mehr zu und erforderten frühzeitige und fachkundige Intervention vonseiten geschulter Fachkräfte.
Bürgermeister: "Mittelweg statt Vollkasko"
Die Wünsche der Kiga-Leute an Rat und Verwaltung: Ebendiese sollten - wenn es zu Meckereien oder Unverständnis käme - verstärkt "Aufklärungsarbeit" über die Tätigkeit jener wichtigen Institutionen leisten; sich des Weiteren überlegen, ob "Azubis nicht zum Personalschlüssel gerechnet werden sollten" - und nicht zuletzt: Nicht immer nur mit dem Mindestmaß personeller Ausstattung planen und so in der Praxis tatsächlich auch arbeiten.
Und dann ist da ja auch noch jener stetige Zwiespalt zwischen den garantierten Ansprüchen, welche der Gesetzgeber schafft, und den praktischen Umsetzungsmöglichkeiten vor Ort. Bürgermeister Karl Michael Nicklas hierzu: "Es braucht einen Mittelweg. Eine Vollkasko-Mentalität darf es nicht geben."



Stimme.de