Netzbooster in Kupferzell: Offizieller Baustart fürs 200-Millionen-Euro-Projekt
Mit einem Festakt hat der Bau der einst umstrittenen Anlage begonnen. Landes-Umweltministerin Thekla Walker betonte die Wichtigkeit des Vorhabens. 2025 soll der Booster ans Netz gehen.

Startschuss fürs 200-Millionen-Euro-Pilotprojekt: Am Montag erfolgte der offizielle Auftakt zur Bauphase des rund 200 Millionen Euro teuren Netzboosters, mit dem künftig für eine effizientere Auslastung des vorhandenen Stromnetzes gesorgt und die Errichtung zusätzlicher neuer Leitungs-Trassen auf ein Minimum begrenzt werden soll.
Rund 150 Gäste - darunter die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne), Ian Schölzel, Landrat des Hohenlohekreises, TransnetBW-Geschäftsführer Werner Götz, mehrere Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie Kupferzells Bürgermeister Christoph Spieles - nahmen an dem offiziellen Spatenstich auf dem fünf Hektar großen Baufeld beim örtlichen EnBW-Umspannwerk teil.

Kupferzeller Netzbooster: Leuchtturmprojekt der Energiewende
Thekla Walker, die erst eine Woche zuvor anlässlich des Hochwassers im Hohenlohekreis gewesen war, betonte nicht zuletzt angesichts jener Koinzidenz die Wichtigkeit der Energiewende im Kampf gegen die Erderhitzung.
Die Kupferzeller Riesenbatterie, welche der Stuttgarter Netzbetreiber durch den Generalunternehmer Fluence Energy errichten lässt und mit der kurzzeitig Energie ins vorhandene Netz geschossen werden kann, um Engpässe zu kompensieren und dadurch eine sichere und kostengünstige Stromversorgung zu gewährleisten, markiere hierfür einen wichtigen Baustein. Das Pilotprojekt demonstriere, "wie innovativ wir hier in Baden-Württemberg sind", so die Ministerin.

Rathauschef Christoph Spieles erinnerte nochmals an die bewegte Vorgeschichte der im Ort einst heftig umstrittenen Anlage: Demonstrationen und ein Sternmarsch mit mehreren Hundert Teilnehmern hatten 2020/21 für Aufregung in der 6600-Einwohner-Kommune gesorgt (wir berichteten). Durch intensive Arbeit und Bürgerbeteiligung im Vermittlungsausschuss - dem sogenannten "Forum Energiedialog" - sei es, so der Bürgermeister, jedoch gelungen, die meisten Sorgen zu entkräften sowie konkreten Einfluss auf die Planungen zu nehmen.
Immer mehr Energie-Erzeuger müssen ins Netz eingespeist werden
Transnet-Chef Werner Götz konzedierte auf Stimme-Nachfrage: Freilich habe man sich einen schnelleren Durchmarsch des Projekts gewünscht. Doch er sei gewiss, dass sich "die Energiewende in dieser Dimension nicht ohne Akzeptanz in der Bevölkerung umsetzen" lasse.
In einem mittlerweile extrem dezentralisierten Stromnetz - bereits heute gibt es laut Konzernangaben im Bundesgebiet rund drei Millionen Erzeugungs-Einheiten wie etwa Windräder und Solar- oder Biogasanlagen - werde mit dem Kupferzeller Modellversuch die Grundlage geschaffen, das Netz angesichts jener vielfältigen Einspeisung erneuerbarer Energien effektiver nutzen zu können.
Für die Stromverbraucher - dies hatten die Verantwortlichen schon während der Planungsphase stets betont - bringe die Technik mittelfristig auch eine Kostenersparnis mit sich und sorge gleichzeitig dafür, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland international wettbewerbsfähig bleibe. Auffallend wenig zu hören war vom Transnet-CEO in seiner - jedoch auch recht kurzen - Rede indes zu den Themen Sicherheit und Brandschutz. Jene hatten im Vorfeld zahlreiche Bürger besonders umgetrieben.
Verantwortliche betonen: Netzbooster-Konzept wird sich durchsetzen
Weltweit orientiere man sich nun bereits am technischen Konzept des ersten Netzboosters, welcher in Deutschland ans Netz gehen wird, sagte Paul McCusker, Präsident des Generalunternehmers. Transnet sei hier "Pionier". Cusker zeigte sich sicher, dass sich das Prinzip am Markt etablieren werde.
Im Anschluss wurde die Baustelle symbolisch eröffnet und das Gelände im Rahmen einer ersten Führung begangen. Im Laufe des Jahres 2025 soll die Anlage dann in Betrieb genommen werden. Neu-Landrat Ian Schölzel, der die einst hitzig geführten Debatten nur aus Erzählungen und Zeitungsartikeln kennt, mahnte mit einem Augenzwinkern: Gerne dürfe sich der Booster von anderen Großprojekten abheben - jedenfalls was Zeitverzug und Kostensteigerungen angehe.
