Stimme+
Umstrittenes Projekt
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Europas größter Netzbooster entsteht in Kupferzell: Was wissen die Bürger darüber?

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Ein Leuchtturmprojekt der Energiewende wird in Kupferzell gebaut – aber was wissen die Bürger eigentlich darüber? Die Heilbronner Stimme befragte bei einer Stichprobe sechs zufällig ausgewählte Passanten und erhielt durchaus unterschiedliche Antworten.

von Christian Nick
Was wissen die Kupferzeller über den Netzbooster?
Was wissen die Kupferzeller über den Netzbooster?  Foto: Christian Nick, Montage: HSt

Fünf Jahre lang wurde diskutiert, argumentiert und gestritten: Seitdem Ende 2019 erstmals bekannt wurde, dass in Kupferzell der europaweit größte Netzbooster gebaut und danach dessen technisches Konzept als Wegweiser für einen späteren flächendeckenden Einsatz jener Technik erprobt werden soll, kochten die Emotionen bisweilen hoch. Einige Demonstrationen, Sternmärsche, Arbeitskreise und Bürgerdialoge später haben sich die Wogen geglättet.

Doch was wissen die Bürger nach all dieser Zeit überhaupt über das Pilotprojekt? Und wie ist ihre aktuelle Haltung dazu? Die Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung hat bei einer Stichprobe sechs zufällig ausgewählte Passanten in Kupferzell befragt. Klar scheint: Es kann auch in Zukunft durchaus noch etwas mehr Information über die Anlage stattfinden.

Netzbooster in Kupferzell: Was kann die Anlage – und warum ist sie nötig?

"Netzbooster? Das ist doch diese Riesenbatterie", sagt Vanessa Weber, die gerade mit Freunden in der Ortsmitte unterwegs ist. Die 32-Jährige kommt nicht aus Kupferzell, sondern aus Schwäbisch Hall. Dennoch hat sie immerhin eine vage Vorstellung von dem im Bau befindlichen Vorhaben: "Da wird bestimmt Ökostrom gespeichert", meint sie.

Vanessa Weber wohnt in Schwäbisch Hall.
Vanessa Weber wohnt in Schwäbisch Hall.  Foto: Nick, Christian

Was kann der Booster eigentlich – und wofür braucht man ihn? "Gute Frage!", entgegnet wenige Meter weiter die Kupferzellerin Irmgard Zarling. "Da habe ich mich noch nicht mit befasst", so die 65-Jährige. Sie wisse aber, dass das Projekt umstritten sei und bereits gebaut werde: "Ich wohne in Feßbach und kann von dort die Baustelle sehen."

Das Projekt Netzbooster ist umstritten, weiß Irmgard Zarling
Das Projekt Netzbooster ist umstritten, weiß Irmgard Zarling  Foto: Nick, Christian

Größter Netzbooster Europas war im Vorfeld umstritten

"Mir ist bekannt, dass die Anlage die größte in Europa wird", sagt Viola Heese am Kupferzeller Marktplatz. Sie stammt ebenfalls aus der 6600-Einwohner-Kommune. "Es gab ja eine große Bürgerbewegung dagegen." Und die Funktion? Auch Heese liegt mit der Antwort allerhöchstens halbrichtig: "Ich denke, es geht um einen Energiespeicher." Ihre Haltung indessen ist klar: "Unsinn" sei die Opposition mancher Bürger gegen den Booster: "Wir brauchen künftig ja immer mehr Strom. Vor allem, wenn die Elektromobilität vorankommen soll." Heese weiter: "Mich hat gestört, dass es von der Gemeinde zu wenig Infos dazu gab."

Viola Heese weiß, dass der Netzbooster der größte in Europa wird.
Viola Heese weiß, dass der Netzbooster der größte in Europa wird.  Foto: Nick, Christian

Einen Vorteil beim kleinen Booster-Wissens-Quiz hat Klaus Jungwirth: Der Waldenburger, der gerade beim Hotel am Marktplatz arbeitet, ist gelernter Elektriker. "Der Booster dient dazu, dass das Stromnetz besser ausgelastet werden kann", sagt der 65-Jährige – nach einem klitzekleinen Tipp vonseiten des Fragenden, wohlgemerkt. "Wenn man künftig ein funktionierendes Stromnetz will, dann braucht man auch so einen Booster."

Klaus Jungbluth ist gelernter Elektriker.
Klaus Jungbluth ist gelernter Elektriker.  Foto: Nick, Christian

Anwohnerin über Netzbooster: "Habe keinerlei Bedenken"

Der 24-jährige Nils Rüger studiert seit vier Jahren in Konstanz – und hat die Debatten daher nur am Rande verfolgen können: "Ich denke, dass das eine Art Notstromaggregat ist, welches für die Stromversorgung eine Rolle spielt", mutmaßt der junge Mann. "Ich weiß aber, dass das Ganze sehr polarisiert hat", sagt er, während er im Wohngebiet direkt neben der Baustelle seinen Hund ausführt.

Nils Rüger studiert in Konstanz.
Nils Rüger studiert in Konstanz.  Foto: Nick, Christian

"Die Anlage dient zur Sicherung der Stromversorgung", äußert sich Gisela Berger, die gerade den Rasen ihres Vorgartens mäht. "Ich höre hier in unserem Wohngebiet immer nur Schlechtes darüber. So im Sinne von ,Wir fliegen alle in die Luft!"", klagt die 67 Jahre alte Anwohnerin. Sie selbst habe jedoch "überhaupt keine Bedenken", berichtet Berger. "Unsere Sicherheitsstandards hier in Deutschland sind sehr hoch."

Gisela Berger hat beim Netzbooster keine Bedenken.
Gisela Berger hat beim Netzbooster keine Bedenken.  Foto: Nick, Christian
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben