Mit Leidenschaft und Kreativität: Lederhosen-Design aus Hohenlohe
Bauingenieur Johannes Krist liebt bayrische Trachten und entwickelt ein ungewöhnliches Konzept: Er kombiniert Lederhandwerk aus Kaschmir mit der Trachtentradition aus dem Alpenraum.

Wenn Johannes Krist einen kreativen Schub hat, dann greift er nicht zu Stift oder Pinsel, auch nicht zu Gitarre oder Trompete. Krist greift zu Maus und Tastatur, öffnet das Grafikprogramm auf seinem Computer und legt los. Denn dort verliert sich der Bauingenieur in der Welt des Designs, kreiert Formen und Muster, die schließlich seine eigene Lederhosen-Kollektion zieren. Aber wie passt diese künstlerische Ader zu seinem Alltagsjob? Für den 37-Jährigen aus Kocherstetten kein Widerspruch: "Als Bauleiter im Tief- und Straßenbau muss ich auch kreativ sein, Lösungen für Probleme finden", sagt er. In seinem Nebenberuf kann er diese Seite von sich dann noch etwas exzessiver ausleben.
Für seine Lederhosen hat Johannes Krist einen Mitstreiter aus dem Himalaya

"Krist und König" heißt die Marke, unter der Krist seine Ware vertreibt. Der König kommt dabei aus Pakistan: "Mein ehemaliger Mitbewohner stammt aus Pakistan und heißt Ammar Raja. Raja wiederum bedeutet König", erklärt Krist. In ihm hat er einen Mitstreiter in Sachen Lederhose gefunden. Denn wie es der Zufall will, werden in Kaschmir, wo Verwandte Rajas leben, Lederwaren handgefertigt. Eine Himalaya-Reise später sind die entsprechenden Kontakte geknüpft und der Grundstein für die Hosen aus robustem, aber weichem Wildbockleder gelegt.
Aber wieso überhaupt Lederhosen? Das sei zunächst eine richtige "Schnapsidee" gewesen, gibt Johannes Krist zu. Genau genommen habe er sich schon immer für Trachten, vor allem auch die traditionellen bayerischen Trachten interessiert. Herausgekommen ist das Konzept, Lederhandwerk aus Kaschmir mit der Trachtentradition aus dem Alpenraum und Süddeutschland zu kombinieren. Wichtig sei ihm, die Hosen eher schlicht zu halten, aufgepeppt durch ein paar Besonderheiten wie das Markenlogo – ein Schild mit Hirsch – auf dem Hosenlatz, aber nicht überladen.
Drei Jahre lang habe er die Idee der eigenen Lederhose weiterentwickelt, bevor es vor zwei Jahren richtig losging. Dabei hat Johannes Krist mit vollem Körpereinsatz Marktforschung betrieben: "Als ich die erste Lieferung unserer Hosen bekommen habe, habe ich sie angezogen und bin damit durch Künzelsau gelaufen", erzählt er und lacht. Bereits da hätten ihn viele auf die Hosen angesprochen und die ersten Kunden wurden aufmerksam.
Anfangs Mund-zu-Mund-Propaganda
So sei der Verkauf anfangs vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda gelaufen. "Gleichzeitig hat es mir aber an Reichweite gefehlt, weil ich keinen Laden habe, der als Anlaufstelle dient und meine Webseite kaum von potenziellen Kunden gefunden wurde", so Krist. Die Überlegung, seine Lederhosen in hiesigen Geschäften anzubieten, hat er fürs Erste verworfen, "da hätte ich den Preis zu stark erhöhen müssen". Also informierte Krist sich über weitere Vertriebskanäle und landet schließlich bei Amazon. "Das lief anfangs nicht so gut, da war ich etwas blauäugig", gibt er zu. Ein paar Optimierungen waren nötig, inzwischen funktioniert es so gut, dass er täglich beschäftigt ist mit der Kundenbetreuung, Pakete packen und Sendungen verfolgen – da hilft auch die Familie mit.
Der Traum vom Wasen
Wegen des gestiegenen Aufwands möchte Krist Ware nun beim Internetversandhändler einlagern lassen, um sich nicht mehr um die Abwicklung jeder einzelnen Bestellung selbst kümmern zu müssen. Klingt nach einem stressigen Hobby: "Es ist halt ein Saisongeschäft. Im Winter habe ich dann wieder Zeit und Ruhe, mich um neue Design-Ideen zu kümmern", sagt Johannes Krist und lächelt. Der Gedanke an kreative Stunden lässt seine Augen leuchten. "Und wenn ich irgendwann auf dem Cannstatter Wasen jemanden mit meiner Hose sehe, dann ist das für mich wie für einen Musiker, der sein Lied zum ersten Mal im Radio hört", schwärmt er. Und wer weiß, vielleicht geht dieser Traum ja schon in den nächsten zwei Wochen in Erfüllung.
Zur Person
Johannes Krist ist im Hochsauerland geboren. Als er zehn Jahren alt war, zog seine Familie nach Künzelsau. Er absolvierte in Würzburg den Bachelor in Bauingenieurwesen, studierte internationales Bauwesen in Nürnberg. Er machte ein Praxissemester in Nigeria, arbeitete ein Jahr in Australien. Nun lebt er mit seiner Familie in Kocherstetten. Vor fünf Jahren meldete er seine Lederhosen-Marke "Krist und König" an.
Weitere Infos unter www.kristundkoenig.de.