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Landschaft in Hohenlohe
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Wandern durch die Weinberge: Unterwegs bei der Kochertaler Genießertour

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Über elf Stationen auf 16 Kilometern zieht sich die Kochertaler Genießertour von Belsenberg bis Forchtenberg. Zwei Paare sind sogar aus Hamburg angereist, um die Wein-Wanderung zu erleben. Ein Erfahrungsbericht.

Elf Stationen auf 16 Kilometern zieht sich die Kochertaler Genießertour von Belsenberg bis Forchtenberg.
Elf Stationen auf 16 Kilometern zieht sich die Kochertaler Genießertour von Belsenberg bis Forchtenberg.  Foto: Tamara Ludwig

Gleich einer Ameisenstraße bewegen sich am Samstag kleine Punkte in Schlangenlinien durch die grüne Landschaft. Der Blick in die Weinberge verrät: Hier ist heute was los. Auf der Kochertalstraße fährt gerade der "Genießerbus", sammelt weitere, gut gelaunte Menschen ein, die wenig später Teil der Ameisenstraße werden. Viele bringt der Bus nach Belsenberg, der offizielle Startpunkt der Kochertaler Genießertour. Elf Stationen auf rund 16 Kilometern gibt es zu entdecken. Noch ist es sonnig, nur eine einzelne dunkle Wolke hängt über Nagelsberg und Teilen von Künzelsau. Los geht's, der Wolke den Rücken zugedreht und den ersten Berg hinauf.

Der Boden ist noch leicht feucht, eine Weinbergschnecke kreuzt den Weg und ringt mir einen Ausfallschritt ab. Die Beine sind noch frisch, alles kein Problem. Die erste Station ist schnell erreicht, doch das Schild sagt: "Station 2". Aber wo war nur Station eins? Egal. Zeit, sich umzuschauen.


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Kochertaler Genießertour hat Besuch aus Hamburg

Sind aus Hamburg zu Gast bei der Kochertaler Genießertour (von links) Manfred Eresmann, Walter und Inge Herrmann, Gerhild Eresmann und ihr Sohn Hauke, der seit einigen Jahren in Schwäbisch Hall wohnt.
Sind aus Hamburg zu Gast bei der Kochertaler Genießertour (von links) Manfred Eresmann, Walter und Inge Herrmann, Gerhild Eresmann und ihr Sohn Hauke, der seit einigen Jahren in Schwäbisch Hall wohnt.  Foto: Ludwig, Tamara

Die Stimmung ist gut, die Aussicht prächtig. Der Geruch von Wein liegt in der Luft, mischt sich mit dem Duft der Sommerwiesen. An einem Tisch mit Panoramablick haben sich Manfred und Gerhild Eresmann sowie Walter und Inge Herrmann niedergelassen. "Wir gewinnen den Preis für die weiteste Anreise, wir kommen aus Hamburg", sagt Manfred Eresmann und lacht. Er und seine Frau waren schon häufiger in Hohenlohe, auch bei der Genießertour. Denn: Sohn Hauke wohnt seit 2008 in Schwäbisch Hall. Der bringt gerade eine Flasche Wein an den Tisch und setzt sich dazu.

Für Walter und Inge Herrmann ist es das erste Mal in den Weinbergen des Kochertals. "Schön hier", lautet das Fazit von Inge Herrmann, "aber zu warm". Dabei sind die 22 Grad an diesem Tag gut auszuhalten, denkt man an die vergangene Woche zurück. Soll ich mir hier in gemütlicher Runde auch das erste Schlückchen Wein genehmigen? Nein, es gibt ja noch viele Möglichkeiten.


Tragebeutel in Häkeloptik sind bei den Teilnehmerinnen der Kochertaler Genießertour im Trend

Kochertaler Genießertour - Ingelfingen.
Kochertaler Genießertour - Ingelfingen.  Foto: Ludwig, Tamara

Wieder auf der Strecke tönt das Wummern einer Lautsprecherbox durch die Luft. "Griechischer Wein" legt sich gnadenlos über das mühevolle Zirpen der Grillen im Gras, eine Gruppe junger Leute lacht und singt kräftig mit. Die Weingläser transportieren alle mit den verschiedensten Vorrichtungen um den Hals: Beutel in Häkeloptik scheinen bei den Mädels im Trend zu liegen. Durch die wunderschöne Landschaft, mit sagenhaften Blicken auf Ingelfingen, geht es bergauf und bergab, zur Ruine Lichteneck und weiter in Richtung Ingelfinger Fass (Station 5). Kaum ein Punkt passt wohl optisch besser zur Genießertour als das riesige, von Weinreben umgebene Fass - kein Wunder also, dass die Dichte an Menschen mit gezückten Smartphones und Fotoapparaten hier besonders hoch ist.

Das Weingut Bauer gibt den Genuss-Wanderern den richtigen Rahmen für ein Erinnerungsfoto mit prächtiger Aussicht in Blickrichtung Künzelsau.
Das Weingut Bauer gibt den Genuss-Wanderern den richtigen Rahmen für ein Erinnerungsfoto mit prächtiger Aussicht in Blickrichtung Künzelsau.  Foto: Ludwig, Tamara

"Machst Du ein Foto von uns?", fragt ein Vierergespann und postiert sich an aussichtsreicher Stelle. Drei Fotos später geht es runter zum Fass. Die Helfer hinter den Ständen haben alle Hände voll zu tun, schließlich ist Mittagszeit. So gehen reihenweise Bratwürste und Flammkuchen über den Tresen und in die Hände der hungrigen Genuss-Wanderer. Ist nun Zeit für ein Glas Wein? Vielleicht lieber erst etwas essen.

Bekanntester Aussichtspunkt des Kochertals

Den Criesbacher Sattel als nächstes Zwischenziel vor Augen, geht es gestärkt weiter. Ohne auf den Autoverkehr achten zu müssen - die Straße zum Sattel wurde für die Veranstaltung erstmals gesperrt - schlendern die Wanderer hinauf zum wohl bekanntesten Aussichtspunkt des Kochertals. Oben ist Durchatmen und das Panorama genießen angesagt. Ein Eis im Bauch - da hätte kein Wein dazu gepasst - führt der Weg weiter Richtung Niedernhall.


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Hier oben, gesäumt von Bäumen und Sträuchern, die sich teils wie ein Laubendach über den Weg beugen, ist die Idylle perfekt. Die Beine werden langsam schwerer und das Laufen auf asphaltierten Wegen macht sich in den Fußsohlen bemerkbar. Von der Niedernhaller Station klingt Live-Musik durch die Rebzeilen, verleiht neuen Schwung. Den will ich mir lieber nicht durch eine Rast und ein Glas Wein nehmen und eile weiter Richtung Weißbach.

Schwere Beine am steilen Aufstieg

Je länger die Tour nun dauert, desto weniger Menschen begegnen einem auf den Wegen und an den Stationen. So halte ich mich auch in Weißbach nicht lange auf, verzichte auf den Wein und denke: In Forchtenberg zum Abschluss dann. Den gilt es sich aber durch einen schier endlos wirkenden Berg erst zu erkämpfen. Ein kurzes Schwätzchen und Durchatmen an Station zehn, dann geht es nochmal einige Höhenmeter hinauf.

Wunderschöne Blicke eröffnen sich auf Forchtenberg - und die darüber liegende, beunruhigend dunkle Wolke. Kaum bemerkt, fallen erste Tröpfchen vom Himmel, verschwinden aber nach wenigen Minuten wieder. In Serpentinen den Berg hinunter warten endlich Station elf und das verdiente Glas Wein. Der Blick auf die Uhr sagt jedoch: Gleich kommt der "Genießerbus", der mich zurück nach Belsenberg bringen soll. Da muss der Wein wohl doch bis zum nächsten Mal warten.

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