Zunftmarkt in Bad Wimpfen: Alte Handwerkskunst hautnah erleben
Bei optimalem Wetter wurde am Samstag der traditionelle Zunftmarkt in Bad Wimpfen eröffnet. Mittelalterliche Handwerksstände, Musik- und Tanzgruppen gehören zum Programm. Doch ob der historische Markt nächstes Jahr wie gewohnt stattfinden kann, ist weiter unklar.

Traditionell am letzten Augustwochenende steht das Burgviertel in Bad Wimpfen ganz im Zeichen mittelalterlichen Lebens und traditioneller Handwerkskunst. So wurde am Samstagmittag der 632. Zunftmarkt pünktlich um 12.15 Uhr durch den Marktvogt eröffnet. Zuvor hatten die Männer der Stauferwache in traditionellen Kostümen den mittelalterlichen Eröffnungszug vom Löwenbrunnen hoch zum Blauen Turm geführt.
Der Platz vor dem Blauen Turm ist zur Eröffnung gut besucht, sodass manche Eltern ihre Kinder auf die Schultern nehmen müssen, damit sie den Marktvogt in der Mitte gut sehen können. "Für einen Samstagmittag war es relativ voll. In den vergangenen Jahren war es oft viel leerer", stellt der erste Vorsitzende des Zunftvereins, Reinhard Stüwe, zufrieden fest. Seit 35 Jahren organisiert der Verein gemeinsam mit der Stadtverwaltung den historischen Markt. Wettertechnisch hätte es nicht besser laufen können, der Vorsitzende ist froh, dass die große Hitze vorbei ist. "Über 30 Grad ist fast so schlimm wie Dauerregen", sagt er. Denn das sei vor allem für das ältere Publikum ein Grund, den Markt nicht zu besuchen.
Zunftmarkt in Bad Wimpfen: Glasbläser, Weber und Fassbodenschnitzer
Wilfried Zartmann wohnt direkt in Bad Wimpfen und ist mit seinen Enkeln Julian und Valentin Merz gekommen. Für ihn ist das besondere noch so alte Handwerkskunst erleben zu können, denn das gebe es sonst nicht mehr. "Es ist richtig spannend, was man alles Neues lernen kann. Aber so viel haben wir noch nicht gesehen", erzählt der siebenjährige Julian Merz. Zu entdecken gibt es wirklich vieles: Unter anderem Weber, Glasbläser, Salzsieder und Korbflechter sind mit ihren Ständen auf den Markt gekommen. "Ein besonderes Highlight ist, dass zum ersten Mal ein Küfer da ist", sagt Reinhard Stüwe. Ein Küfer stellt Holzfässer her, beispielsweise für Wasser, Wein oder Schnaps. Auch das "Duo Wohlgemuth", das für mittelalterliche Musik sorgt, ist zum ersten Mal dabei.
Ein bisschen modern ist der Zunftmarkt dann aber doch: So kann man an manchen Ständen mit Karte bezahlen, ein weiterer nennt sich modern "Salami Dealer" und am Stand von Fassbodenschnitzer Heinz Theobald sticht einem ein geschnitztes, knallrotes VfB-Logo ins Auge. "Das habe ich aus Eigeninitative hergestellt und war ein Geschenk für einen Freund", sagt Theobalds Kollege Sascha Bartmann lachend.
Unklare Zukunft für den Zunftmarkt in Bad Wimpfen
Seit 1391 gibt es den Zunftmarkt, der früher noch Hafenmarkt hieß, bereits. Doch mit dieser Tradition könnte bald Schluss sein: Dem veranstaltenden Verein Zunftmarkt fehlen Helfer für die Organisation. Der aktuelle Vorsitzende, Reinhard Stüwe, hört nach 35 Jahren im März 2024 auf. "Irgendwann muss man loslassen", sagt er. Drei potenzielle Nachfolger hätte er bereits gefunden, doch das reiche noch nicht aus. "Ich kann absolut nicht sagen wie wahrscheinlich es ist, dass der Zunftmarkt nächstes Jahr wieder stattfindet."
Mit den Vorbereitungen dieses Jahr ist er zufrieden, alles sei gut gelaufen. Wie die letzten Wochen vor der Eröffnung waren? "Heiß. Einfach nur heiß", sagt er lachend.
Am Sonntagmorgen blieb Bad Wimpfen nicht vom Regen verschont. "Aber das ging nur bis 8.30 Uhr. Wir hatten wieder richtig Glück", sagt Reinhard Stüwe, denn Markteröffnung war erst um 11 Uhr. Der zweite Vormittag sei nicht so gut besucht gewesen wie der vorangegangene Samstag. "Aber seit heute Mittag ist es wieder sonnig und gut besucht. Wir sind sehr zufrieden", meint der Vorsitzende. Am Sonntag ist der Zunftmarkt bis 18 Uhr geöffnet. Die wichtigsten Fragen rund um den Markt haben wir hier noch einmal zusammengetragen.




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