Kita-Platznot in Künzelsau wird mit Containern bekämpft
In den Kitas auf den Taläckern herrscht Platznot. Um den Bedarf zu decken, bräuchte es die Erweiterung eines bestehenden Kindergartens und einen Neubau. Doch die Zeit fehlt. Nun sollen Container her. Jedoch werden auch diese nicht ausreichen.

Dass bei der Kinderbetreuung auf den Taläckern Handlungsbedarf herrscht, ist nicht neu. Nicht nur, dass es an Plätzen mangelt, die Erweiterungsmöglichkeiten bei den beiden bestehenden Kindergärten Taläcker I und II sind zu gering. Den Bedarfberechnungen zufolge müsse zu einer Erweiterung von Taläcker II auch noch ein Neubau hinzukommen, um genügend Gruppen anbieten zu können. Doch das alles braucht Zeit. Und die hat die Stadt nicht, wie Martin Joos vom Hauptamt in der jüngsten Gemeinderatssitzung skizziert.
Bereits jetzt fehlen 43 Krippen-Plätze
Es fehlen bereits jetzt 43 Krippen-Plätze für unter Dreijährige, das entspricht etwa vier Gruppen. Bei den über Dreijährigen liegt das Defizit bei zwei Gruppen mit Ganztagesbetreuung. "Und in Zukunft werden es noch mehr", so Joos, der eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung ins Feld führt: Laut dieser fehlen deutschlandweit etwa 384.000 Betreuungsplätze, also zirka 4,6 Plätze je 1000 Einwohner. Wendet m an die Berechnungen der Studie auf die Stadt Künzelsau an, kommt man auf 8,4 - nur Taläcker betrachtet sind es 21,7 fehlende Plätze pro 1000 Einwohner.
In absoluten Zahlen heißt das: In der Stadt fehlen rechnerisch 132 und in Taläcker 73 Betreuungsplätze. Nach dieser ernüchternden Zahlenanalyse geht Joos auf mögliche Lösungswege ein. So habe man von Seiten der Verwaltung an eine zweigruppige Interimslösung im Claude-Monet-Zentrum (CMZ) gedacht. Die Lage sei zentral und die Räumlichkeiten stehen aktuell leer.
Keine Bäckerei mit Café
Eigentlich hätte dort eine Bäckerei mit Café einziehen sollen - ein Baustein der sogenannten Neuen Mitte für Taläcker, die Stadt und Rat entwickeln möchten. Doch in diesem Punkt geht es aktuell nicht voran, was etwa Hans-Jürgen Saknus (SPD/Grüne) kritisiert: "2019 wurde dort oben eine Platzgestaltung vorgeschlagen und ein tolles Konzept entwickelt. Sie haben das gestoppt", wendet er sich an Bürgermeister Stefan Neumann. Dieser hält mit "anderen wichtigen Aufgaben" und "davonlaufenden Kosten" dagegen. Da aber die Pläne aktuell auf Eis liegen, wäre die Interimslösung für Kita-Gruppen denkbar. Im CMZ sind jedoch umfangreiche Umbauarbeiten nötig, zudem müssen die Räume gekauft oder angemietet werden. Die Gesamtkosten sieht Martin Joos bei etwa 500.000 Euro.
Eine Alternative sei eine Container-Lösung. Dafür habe man mögliche Grundstücke betrachtet. Auf dem Platz vor dem CMZ, der eigentlich umgestaltet werden sollte, wäre eine Interims-Kita für drei Gruppen machbar. Geschätzte Kosten: 1,3 Millionen Euro, bei nur zwei Gruppen wären es etwa 900.000 Euro.
Wird das CMZ gekauft?
"Aus kaufmännischer Sicht halte ich es für sinnvoller, das CMZ zu kaufen. Eventuell hat das später für uns einen Nutzen, den wir jetzt noch gar nicht sehen", sagt Rolf Hamprecht (CDU). Boris d"Angelo (UBK) sieht das anders: "Der Umbau hat uns nicht überzeugt, es spricht viel für die Container-Lösung. Wir haben einen großen Bedarf und müssen schnell handeln." Robert Volpp (CDU) findet: "Über Container hätten wir vielleicht früher schon nachdenken sollen. Ich fühle mich aber etwas überfordert und frage mich, was kostet das wirklich, welche Auswirkungen hat das alles langfristig auf unsere Projekte und wie schnell kommt man überhaupt an Container?"
Rainer Süßmann (Die Freien) spricht sich für die Container-Lösung aus: Er sei im CMZ drin gewesen. Container, wie etwa die der Grundschule Amrichshausen, seien "eine ganz andere Liga". Seine Fraktionskollegin Andrea Faust findet vor allem den Gedanken charmant, dass man die Container danach woanders einsetzen könne. "Es gibt immer wieder Baugebiete , die für zehn bis 15 Jahre viele Kinder haben und dann flacht es dort wieder ab."
Platzproblem ist trotz Containern nicht gelöst
Am Ende beschließen die Räte bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen, die dreigruppige Container-Lösung weiterzuverfolgen. Das Platzproblem ist jedoch damit lange nicht gelöst, wie Joos verdeutlicht. Vielmehr hat der Rat einen ersten Schritt unternommen, sich ein wenig Luft zu verschaffen, um dann mit Neu- und Anbauten in die Vollen zu gehen.



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