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Peka-Areal: Giftige Substanzen sollen nicht im Grundwasser gelandet sein

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Giftige und krebserregende Substanzen im Aushubmaterial des ehemaligen Peka-Areals in Künzelsau festgestellt. Stadt: Es sind keine Schäden für die Umwelt entstanden.

von Armin Rößler
Bei den Abrissarbeiten auf dem Peka-Areal ist 2015 einiges schiefgelaufen. Die Aufklärung schreitet langsam voran.
Foto: Archiv/Griesinger
Bei den Abrissarbeiten auf dem Peka-Areal ist 2015 einiges schiefgelaufen. Die Aufklärung schreitet langsam voran. Foto: Archiv/Griesinger  Foto: Griesinger

Die Stadt Künzelsau hat die Karten auf den Tisch gelegt. Im belasteten Abbruchmaterial, mit dem 2015 das ehemalige Peka-Areal verfüllt wurde, seien erhöhte Werte für Polychlorierte Biphenyle (PCB), Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Schwermetalle und Sulfat festgestellt worden. Das hat die Stadt jetzt in einer Pressemitteilung bekannt gegeben. Eigentlich wollte Bürgermeister Stefan Neumann darüber bereits am Dienstagabend den Gemeinderat und die Öffentlichkeit informieren, der Rat hatte den Tagesordnungspunkt aber vertagt (wir berichteten).

Verantwortung beantwortet Fragen

Das sei zwar das gute Recht des Gremiums, aber auch "schade" gewesen, so Neumann im Gespräch mit der HZ, denn man könne jetzt doch "einige Fragen beantworten", die auch den Rat beschäftigt haben. Wichtig aus Sicht des Bürgermeisters: Es habe "keine Einträge ins Grundwasser" und damit auch keine bleibenden Schäden für die Umwelt gegeben. Man könne zudem jetzt davon ausgehen, "dass alles ordnungsgemäß entsorgt" worden sei und "nichts übrigbleibt". Damit sei die Angelegenheit "kein Umweltskandal", so Neumann.


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Wer trägt die Verantwortung?

Weiter ungeklärt bleibt die Frage, wieso das Areal mit belastetem Material verfüllt werden konnte und dieses nicht, wie von der Stadt beauftragt, sofort fachmännisch entsorgt wurde. Auch der interne Ablauf steht laut dem Bürgermeister auf dem Prüfstand. "Wenn Fehler gemacht worden sind, müssen diese aufgearbeitet werden", erklärt Neumann. Namen der Beteiligten werden nach wie vor nicht genannt, um eine Vorverurteilung zu vermeiden. Offen bleibt vorerst auch die Frage, wer die Kosten zu tragen hat, die nach aktuellem Stand von der Stadt übernommen werden - bis zu zwei Millionen Euro stehen im Raum, eine Million hat der Gemeinderat bereits genehmigt.

Kontakt zu Firmen und Versicherung

Dazu sagt der Bürgermeister, man habe mit dem Abbruchunternehmen und dem Fachbüro, die 2015 tätig waren, Kontakt aufgenommen, um zu "schauen, ob wir eine außergerichtliche Einigung hinbekommen". Auch mit der Versicherung tausche man sich aus, "um zu verhindern, dass die Kosten an der Stadt hängen bleiben". Man habe die Aufträge damals ordnungsgemäß vergeben und gehe deshalb "prinzipiell nicht von einem schuldhaften Verhalten der Stadt aus", sagt Neumann.


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"Keine schädlichen Auswirkungen"

Polychlorierte Biphenyle sind giftige und krebsauslösende organische Chlorverbindungen, die bis in die achtziger Jahre als Hydraulikflüssigkeit oder Weichmacher verwendet wurden. Bei Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen handelt es sich um krebserregende Substanzen, die durch unvollständige Verbrennungsprozesse von organischem Materialien oder Lebensmitteln entstehen. Allerdings seien durch diese Stoffe Grund und Boden nicht irreversibel geschädigt worden, heißt es seitens der Stadt. Das hätten Grundwasserproben bestätigt. Die beauftragten Fachinstitute hätten keine Hinweise gefunden, die auf belastende Auswirkungen auf die Umwelt hinweisen. Ein Büro für Ingenieurgeologie sei schon im Februar zu der Einschätzung gekommen, dass am anstehenden Boden "erfahrungsgemäß keine Schadstoffbelastungen zu erwarten" seien. Inzwischen sei das Material abgefahren und es habe auch während der Entsorgung durch eine Fachfirma "keine schädlichen Auswirkungen" gegeben.

Entsorgung: abgestimmt, überprüft, überwacht

Im Quartier an der Stadtmauer, wie das ehemalige Peka-Areal heute heißt, entstehen Flächen für Einzelhandel und Wohnungen. Bauherr ist die Activ-Group, die das Gelände von der Stadt erworben hat. 2015 waren hier alte Gebäude abgebrochen worden. Im April 2021 war festgestellt worden, dass die rund 15 000 Kubikmeter Aushubmaterial der Baugrube unterschiedlich stark mit Schadstoffen belastet sind. Das Material ist laut Stadt nach einem mit dem Landratsamt abgestimmten und durch Fachbüros überprüften und überwachten Konzept durch qualifizierte Entsorgungsfachbetriebe auf Deponien in Heilbronn, Rüblingen und Öhringen gebracht worden.

Wie geht es weiter?

Mit dem im Mai 2018 abgeschlossenen Kaufvertrag über das Peka-Areal hat sich die Künzelsauer Stadtverwaltung gegenüber der Activ-Group zur Übernahme der Kosten für eine mögliche Entsorgung von Altlasten verpflichtet. Bislang hat der Gemeinderat der Zahlung von Entsorgungskosten für das kontaminierte Aushubmaterial in Höhe von einer Million Euro zugestimmt. Insgesamt werden dafür rund zwei Millionen Euro prognostiziert. "Ob sich nun am Ende für die Stadtverwaltung ein wirtschaftlicher Schaden ergibt, wird aufgearbeitet", heißt es in der aktuellen Mitteilung der Stadt. Und weiter: "Eventuell ist ein solcher entstanden, da die Entsorgungspreise in den letzten Jahren stark gestiegen sind."

Wann die endgültige Klärung erfolgt, steht jedoch in den Sternen. "Von Seiten der Aufklärung wird man im September sehr weit sein", sagt Bürgermeister Neumann gegenüber der HZ. Sollte man sich allerdings mit den beteiligten Firmen nicht einigen können und den Klageweg beschreiten müssen, "kann das ein Prozess sein, der uns noch lange belastet", befürchtet der Bürgermeister.

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