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Hohenlohebahn und Kochertalbahn: Mehr Klarheit im Spätsommer

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Kommen beide Strecken durch, nur eine oder gar keine? Die Studie zur Reaktivierung der Kochertalbahn und Elektrifizierung der Hohenlohebahn läuft noch, die Ergebnisse werden im späten Sommer dieses Jahres erwartet.

 

Bahnhof Waldenburg: Treffen sich hier irgendwann Hohenlohebahn und Kochertalbahn?
Bahnhof Waldenburg: Treffen sich hier irgendwann Hohenlohebahn und Kochertalbahn?  Foto: Reichert, Ralf

Zehn Jahre ist es her, dass Experten die Elektrifizierung der Hohenlohebahn zwischen Cappel und Hessental als unwirtschaftlich eingestuft und damit jegliche Förderung durch das Land ausgeschlossen hatten. Den Job erledigte damals die Transport Technologie-Consult GmbH (TTK) mit Sitz in Karlsruhe. Wie unsere Zeitung jetzt erfahren hat, prüft dieselbe Firma jetzt wieder, ob die Voraussetzungen anno 2022 günstiger sind, den 30 Kilometer langen Streckenabschnitt doch mit elektrischen Oberleitungen zu versehen - und damit Stadtbahn-tauglich zu machen.

Grundbedingung für neue Kochertalbahn

Diese Elektrifizierung wäre auch eine Grundbedingung dafür, um die Kochertalbahn zwischen Künzelsau und Waldenburg zu reaktivieren. Beide Vorhaben sind deshalb Teil einer kombinierten Machbarkeitsstudie, die auch der Kreis Schwäbisch Hall mit beauftragt hat.

"Nach aktuellem Stand gehen wir davon aus, dass bis zum späten Sommer 2022 Ergebnisse vorliegen werden", erklärt Mathea Weinstock, Sprecherin des Landratsamts Hohenlohekreis. Auch für die Kochertalbahn gibt es bereits eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2013, die zu dem Schluss gekommen war: Die Kosten einer Reaktivierung übersteigen den Nutzen.


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1010 Fahrgäste pro Schultag: Potenzial wäre da

Nun hoffen die politisch Verantwortlichen in Künzelsau und im Kreis, dass sich das Blatt wendet. Immerhin hatte das Land der Strecke in einer eigenen Analyse bescheinigt, dass sie Potenzial habe, um im normalen Verkehr gut genutzt zu werden. 5800 Schulplätze und 20 000 Arbeitsplätze liegen im Einzugsbereich. Pro Schultag wären somit 1010 Fahrgäste möglich. Im Ranking der 42 Bahnstrecken, die das Verkehrsministerium bei dieser Studie begutachtet hatte, bedeutete dies einen guten 18. Platz.

Nur wenn der volkswirtschaftliche Nutzen die Kosten übersteigt, kann die Kochertalbahn wieder aufs Gleis gesetzt werden. Dies wird nun in besagter Machbarkeitsstudie näher untersucht. Bis zu 90 Prozent der Baukosten könnten gefördert werden - und 100 Prozent der Betriebskosten. So viel Fördermittel waren seitens des Bundes und Landes noch nie auf dem Markt.


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Land hat zeitlichen Druck aufgebaut, um Projekte zu beschleunigen

Allerdings müssen sich die Interessenten sputen, denn das Land hat nur 100 Kilometer Reaktivierungsstrecken fest budgetiert und die Vergabe nach dem Windhundprinzip ausgerichtet. Das heißt: Die Schnellsten kommen am ehesten dran. "Das Ziel dieses vom Land kommunizierten Prinzips war, einen gewissen zeitlichen Druck aufzubauen", sagt Weinstock. "Der Hohenlohekreis hat hier schnell reagiert und ist entsprechend zuversichtlich." Bei der Hohenlohebahn geht es ausschließlich um die Elektrifizierung. Aber auch hier winken üppige Fördermittel, wenn die Kosten-Nutzen-Rechnung positiv ausfallen würde.

Wie geht es konkret weiter? "Für die Strecken mit einem positiven Ergebnis hat der Kreistag über das weitere Vorgehen zu entscheiden", so Weinstock. Nach Gesprächen mit den Anliegergemeinden, dem Land und weiteren Beteiligten müsse geklärt werden, ob eine "Standardisierte Bewertung als nächster notwendiger Schritt" beauftragt werde. "Erst wenn auch diese Phase mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen werden kann, ist der Nachweis für eine Gesamtwirtschaftlichkeit erbracht und damit eine Bezuschussung möglich."


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Bei negativer Bewertung wäre das Projekt gestorben

Fällt der Kosten-Nutzen-Faktor eines Projekts negativ aus, fehle die Voraussetzung für eine Förderung. "Dem Kreistag ist dann zu empfehlen, das Projekt nicht weiter in kommunaler Regie zu verfolgen."

Alternativer Antrieb für Hohenlohebahn, wenn Elektrifizierung durchfällt?

Was wäre, wenn die Elektrifizierung der Hohenlohebahn zwischen Cappel und Hessental bei der Kreis-Studie durchfällt? Eine Parallel-Untersuchung des Landes befasst sich damit, ob alternative Antriebe für Strecken ohne Oberleitungen möglich wären. "Allerdings prüft sie nur die Betriebsform im Sinne einer Fahrzeugalternative, beinhaltet aber keine Kosten-Nutzen-Betrachtung", so das Landratsamt. Die Kreis-Studie habe die Wirtschaftlichkeitsprüfung bei einer Elektrifizierung stets im Blick: mit oder ohne Stadtbahnausbau. "Nach derzeitiger Kenntnis werden die Ergebnisse der Landes-Studie in einem ähnlichen Zeitfenster vorliegen wie die der Kreise", also im Spätsommer 2022.

 

 

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