Hochwasserschutz in Hohenlohe bewährt sich – Rückhaltebecken gut gefüllt
Dämme und Rückhaltebecken haben Schlimmeres im Hohenlohekreis verhindert. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) besucht Niedernhall. Weißlensburg wurde gleich zweimal geflutet.

Der Regen hat Sonntagabend nachgelassen. Der nächtliche, von einigen Wetterdiensten für die Region vorhergesagte, heftige Wolkenbruch blieb aus. Und so konnte sich die Hochwasserlage beruhigen. Das Wasser floss in weiten Teilen des Kreises ab. Und hinterließ dabei eine sichtbare Spur von Schlamm, Dreck und umgeknickten Bäumen.
Der Montag war in vielen Haushalten der Tag des großen Aufräumens und des Bilanzziehens. Denn das Wochenende hat Ulrich Schimmel von der Freiwilligen Feuerwehr Öhringen ganz deutlich gezeigt: "Die Hochwasserschutzmaßnahmen der letzten Jahre haben sich bewährt."
Hochwasserrückhaltebecken bei Cappel nach Dauerregen komplett gefüllt
Beginnend bei der Certas-Alarmierung. "Sie hat funktioniert", stellt Schimmel fest. Anders als bei bundesweiten Warntagen habe der schrille Pfeifton am Handy die Menschen im Einzugsbereich der Funkmasten der betroffenen Gebiete erreicht und gewarnt.
Das wurde getan, als klar war, dass am Samstagnachmittag das Hochwasserrückhaltebecken bei Cappel komplett vollgelaufen war. "Und dann passiert das, was soll und muss: Es läuft einfach über", widerspricht Schimmel anderslautenden Darstellungen, dass irgendwelche Dinge geöffnet oder gebrochen seien. "Das war das erste Mal, dass das Hochwasserrückhaltebecken vollgelaufen ist", erinnert Schimmel daran, dass das Becken 2007 in Betrieb ging, nachdem die Öhringer Altstadt 1993 und 1994 von Hochwasser verwüstet worden war.
Gleich zwei Fluten erwischen Bretzfelder Ort Weißlensburg

Um 18 Uhr habe man den Krisenstab gebildet. "Wir mussten nur etwa zehn Keller auspumpen", zieht Schimmel Bilanz. 60 Mann waren im Einsatz. Es wurden Sandsäcke gefüllt, um die Ohrnberger Sporthalle und Möglingen zu schützen, es wurde bei Ohrnberg der Damm erhöht. Alles habe funktioniert wie geplant. Sonntagnachmittag habe der Starkregen zu Überflutungen in Unterohrn und Baumerlenbach geführt. In Ohrnberg habe sich die Lage dahingehend verändert, dass nicht mehr der Kocher weiter anschwoll, sondern der Pfahlbach viel Wasser führte.
Am Sonntag mit am schlimmsten erwischt hat es den kleinen Bretzfelder Teilort Weißlensburg. Nach der ersten Sturzflut aus Richtung Schwöllbronn (wir berichteten) hatten Helfer und Freiwillige Feuerwehr die gefluteten Häuser schon gereinigt, als zwei Stunden später eine zweite Flut kam und die Keller ein zweites Mal vom Wasser befreit werden mussten (siehe dazu auch die zwei Artikel rechts).
Umweltministerin Thekla Walker im Kochertal

Wie (sauber) es aussehen kann, wenn Hochwasserschutz funktioniert, das begutachtet am Montag Umweltministerin Thekla Walker in Niedernhall. Dort wurden 2021 der umfangreiche Hochwasserschutz am Kocher und der Bau eines Rückhaltebeckens am Forellenbach abgeschlossen. Und so kam es, dass die Niedernhaller ein rückblickend "relativ entspanntes Wochenende" hatten, wie Bürgermeister Achim Beck erklärt.
Zwar sei trotz aller Schutzmaßnahmen eine gewisse Anspannung spürbar gewesen, letztlich hätten die Maßnahmen aber alle gegriffen und die Hauptarbeit habe darin bestanden, die neuralgischen Punkte regelmäßig zu kontrollieren und die Lage im Blick zu behalten. Lediglich als der Pegel in Kocherstetten 4,20 Meter erreicht habe, wurde man etwas nervös, wie Beck berichtet. Denn das sei die kritische Marke, ab der man in Niedernhall eine Evakuierung gefährdeter Bereiche vorbereite. "Die Planungen für die Evakuierung konnten wir aber am Samstag um 18 Uhr wieder abbrechen, da ging der Pegel zurück." Auch die vorsorglich gefüllten Sandsäcke habe man nicht benötigt.
Ministerin: Kommunen dürfen im Hochwasserschutz nicht nachzulassen

Auch der Niedernhaller Feuerwehr-Kommandant Matthias Lutz ist zufrieden. "Wir haben Ende April erst eine Hochwasserübung gemacht, und genau so ist es nun auch abgelaufen." Entsprechend habe jeder gewusst, was, wann zu tun sei. Und man habe Zeit übrig gehabt, denn es gab keine Keller auszupumpen oder ähnliches.
Die Ministerin zeigt sich erfreut. Zwar habe das alles viel Geld gekostet, aber wenn man sehe, was so alles geschützt werden konnte, habe es sich gelohnt. Insgesamt sieben Millionen Euro flossen allein in den Schutz am Kocher, 70 Prozent kamen dabei vom Land. Walker appelliert an die Kommunen, im Hochwasserschutz nicht nachzulassen: "Es ist keine Frage, ob, sondern dass man sich vorbereitet." Dabei sei es auch wichtig, kontinuierlich dranzubleiben.
Im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahme habe man zudem den Kocher renaturiert und so dafür gesorgt, dass der Fluss mehr Lebensraum biete als vorher, berichtet Projektleiter Heiko Lehmann vom Regierungspräsidium Stuttgart. "Wenn Hochwasserschutz gut gemacht ist, hat man Sicherheit und Naturschutz", freut sich Walker.

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