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Französischer Soldat und angehende Nonne: "Ich habe den Mann von Herzen geliebt"

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Im Freibad lernt die junge Doris 1964 einen gut aussehenden französischen Soldaten kennen und verliebt sich. Aber eigentlich hat sie sich bereits für einen ganz anderen Lebensweg entschieden.

Doris M. aus Hohenlohe erzählt von ihrer Liebesgeschichte.
Doris M. aus Hohenlohe erzählt von ihrer Liebesgeschichte.  Foto: Theresa Heil

Ein französischer Soldat verliebt sich in eine angehende Nonne, die beiden überwinden alle Widerstände und leben 40 Jahre lang glücklich verheiratet zusammen. Was klingt wie das Drehbuch eines Hollywoodfilms, ist die wahre Liebesgeschichte von Doris M. und ihrem Mann. „Liebe auf den ersten Blick“ sei es gewesen, erinnert sich die Seniorin. Die 85-Jährige lebt heute in einer kleinen Wohnung in Hohenlohe, an den Wänden hängen Bilder von Giraffen und ihren beiden Enkelinnen. Die Geschichte ihrer großen Liebe beginnt in Pforzheim des Jahres 1964 und ist eine Reise in eine andere Zeit.  

Doris und der französische Soldat: So begann ihre große Liebe

Der Vater der damals 25-jährigen Doris ist Hausmeister einer französischen Kaserne, abends sitzt er im Kino an der Kasse. Die junge Frau hilft dort manchmal aus und reißt die Eintrittskarten ab. Mit ihren leuchtend roten Haaren und ihren Sommersprossen fällt sie dabei einem der Soldaten ins Auge. Jean-Marie ist fünf Jahre jünger als sie und weiß sofort, die will er heiraten. Heimlich schießt er Fotos von ihr und schickt sie heim nach Frankreich.

Erst als die Oma – das Familienoberhaupt – ihre Zustimmung gibt, beginnt er um Doris zu werben. Die weiß aber erstmal nichts davon – bis zu einem Sommertag im Freibad. Dort hat sie es sich mit ihrer Schwester bequem gemacht. Eine Gruppe junger Männer in Badehosen ärgern sie mit Spiegeln und blenden sie mit der Sonne. „Das hat mich so aufgeregt, dass ich gesagt hab, wir gehen heim“, erzählt Doris. 

Später erblickt sie die jungen Männer vor dem Haus. „Ich glaub da ist der Idiot dabei“, sagt Doris zu ihrer Mutter. Er tritt ans Fenster und fragt ihre Mutter, ob er ihre Tochter heiraten darf – dabei haben die beiden noch kein einziges Wort gesprochen. „Ich hab ihn gefragt, ob er verrückt ist.“ Die beiden sprechen nicht mal die Sprache des jeweils anderen. Doris hat bei den Treffen, die darauf folgen, immer ein Wörterbuch unter den Arm geklemmt. Und einen Haken gibt es noch. Doris hat ihren Vertrag für den Eintritt ins Kloster bereits unterschrieben, bald soll sie Nonne werden. „Ich wollte nie heiraten, nie“, erzählt Doris, aber „der war’s“.  

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Harte Zeiten in der Liebe: Auch Seelenverwandte müssen Hindernisse überwinden

Sieben Monate nach ihrem Kennenlernen heiraten Doris und Jean-Marie in Frankreich. Vierzig Jahre lang sind sie glücklich verheiratet. Auch wenn das Leben nicht immer einfach war für sie. Doris hat in Frankreich gesundheitliche Probleme, die beiden ziehen nach Deutschland. Auch der unerfüllte Kinderwunsch belastet das Paar.

Doris verbringt neun Monate mit Infusionen im Krankenhaus und bringt schließlich eine Tochter zur Welt. Hoffentlich dankt sie mir das eines Tages, sagt sie nach der Geburt zur Hebamme. Diese erwidert daraufhin: „Erwarten Sie keinen Dank, seien Sie dankbar.“ Worte, die Doris im Gedächtnis bleiben. Die Liebe von Doris und ihrem Mann wackelt in dieser Zeit kein einziges Mal. „Das war einfach ein lieber Mensch.“ Immer habe er kleine Überraschungen für sie gehabt, erinnert sie sich.

Große Liebe endet vor 20 Jahren: Doris verliert ihren Mann durch Krebs

Die Krebserkrankung von Jean-Marie, der sein Leben lang Raucher war, ist die letzte Hürde, die ihre Liebe überstehen muss. Die Chemotherapie verändert seinen Charakter, erinnert sich Doris. Fast hätte sie die Ehe beendet. „Ich hätte es bereut, wenn ich es gemacht hätte. Ich habe den Mann von Herzen geliebt.“

Nach vierzig gemeinsamen Jahren stirbt ihr Mann mit 59 Jahren. Und hinterlässt in Doris Leben eine große Lücke. Auch 20 Jahre nach seinem Tod wünscht sie abends seinem Bild eine gute Nacht. Auch wenn der Verlust sie noch schmerzt, ein Gedanke gibt ihr viel Kraft: „Ich denke manchmal, er ist oft da. Er guckt von oben runter.“ 

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