Was hat es mit dem Geisterrad von Pfedelbach auf sich?
Zwischen Pfedelbach und Öhringen steht ein Geisterrad. Es ist ein Mahnmal, das an einen tödlich verunglückten Radfahrer erinnert. Alleine im vergangenen Jahr verstarben in Hohenlohe drei Radfahrer. Der ADFC kritisiert die Situation der Radwege in Öhringen.

Geisterhaft steht es am Rande der Landesstraße zwischen Öhringen und Pfedelbach: Ein Fahrrad, ganz weiß bemalt. Es erinnert an einen nahe dieser Stelle Anfang des Jahres verstorbenen Radfahrer. Das weiße Rad ist das erste sogenannte Geisterrad, das in Hohenlohe als Mahnmal aufgestellt wurde.
Doch der verunglückte Fahrer ist nicht der erste. Alleine im vergangenen Jahr verstarben drei Radfahrer im Hohenlohekreis, bei 15 Unfällen wurden Radfahrer schwer verletzt. Helmut Greb vom ADFC kritisiert die Situation der Radwege im Kreis.
Zwischen Öhringen und Pfedelbach: Das weiße Rad als Mahnmal
Die Geschichte der Geisterräder beginnt mit 20 Rädern, die Freiwillige im Jahr 2002 im US-Bundesstaat Missouri aufstellten. Seitdem wurden auch in Deutschland immer wieder Geisterräder als Mahnmale errichtet. Oftmals verantwortlich dafür zeichnen sich die Kreis- und Ortsverbände des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Wie viele Geisterräder es deutschlandweit gibt, ist unbekannt, teilt der ADFC Baden-Württemberg mit.
Die Räder dienen jedoch nicht nur als Gedenkstätte, sie sollen auch zur Vorsicht mahnen und auf Gefahrenstellen hinweisen. Und davon gibt es im Kreis so einige, erklärt Helmut Greb, erster Vorsitzender des im März gegründeten Öhringer Ortsverbands des ADFC. Greb ist einer derjenigen, die das weiße Rad an der Landesstraße 1050 aufstellten. Zuvor hatte er das mit der Familie des Verstorbenen besprochen. "Das war heftig, ich musste mich wirklich überwinden, damit zur Witwe zu gehen", erzählt Greb.
Gefährliche Stellen für Radfahrer in Öhringen
Der 57-Jährige ist seit 20 Jahren in Öhringen und fährt genauso lang die meisten Strecken mit dem Rad. Dabei sind ihm viele problematische Stellen aufgefallen, die seiner Ansicht nach vermeidbar wären. Einer seiner Hauptvorwürfe an die Stadt: Die Radwege in Öhringen seien "Alibi-Radwege", denn es seien stets Fuß- und Radwege kombiniert. "Das heißt, ich habe ein Gebot als Radfahrer, hier zu fahren, selbst wenn der Weg nicht wirklich befahrbar ist."
Sein Handy ist voll mit Fotos von gefährlichen Stellen in und um die Stadt: Radwege, die plötzlich enden, Lieferdienste und Autofahrer, die mitten auf dem Radweg parken und Wege, die so knapp an Parkplätzen vorbei führen, dass die Gefahr von "Dooring" besteht, also von einer unachtsam geöffneten Autotür getroffen zu werden. Außerdem "sind die Radwege schlecht beschildert", erklärt Greb. Er ist sich sicher: "Das Rad wird nicht mitgedacht in Öhringen." Anders beurteilt er die Situation in Heilbronn. "Die Stadt hat sich zumindest auf den Weg gemacht", so Greb. "Klar, das braucht seine Zeit, aber in Öhringen ändert sich einfach überhaupt nichts."
Gekennzeichnete Radwege sind die Lösung
Beispielhaft für die Probleme nennt er den Weg zwischen Öhringen und Cappel. "Da gibt es Ausfahrten, die von Hecken umsäumt sind und die man kaum einsieht oder der Radweg verjüngt sich, obwohl er bereits zu schmal ist, denn es ist eigentlich eher ein Gehweg." Dass sich die Situation ändert, dafür setzen sich Greb und die ADFC-Ortsgruppe ein. "Wir brauchen eine politische Stimme fürs Rad", erklärt der 57-Jährige.
Doch was ist die Lösung? "Wir bräuchten freie Radwege, die gut gekennzeichnet sind, das kostet erstmal nichts, nur regelmäßige Kontrollen - und den Willen." Denn ein Dorn im Auge sind ihm auch Radwege, die, dank der Außenbestuhlung von Gastronomen, gar nicht erst befahrbar sind. "Das ist ja genehmigt von der Stadt, da frage ich mich, warum?" Vorbild ist für ihn Holland. "Die Radwege sind in Rot gekennzeichnet, es gibt Bushaltestellen, an denen man sein Rad abschließen kann, Radfahrer haben Vorrang, so müssen Autofahrer, wenn sie einen Radweg queren, einen Absatz überfahren, nicht der Radfahrer."
ADFC will weiterhin weiße Räder aufstellen
Die Verstorbenen sind für ihn der Beweis, dass hier etwas getan werden muss. Dass alle drei im vergangenen Jahr verstorbenen Radfahrer Pedelec-Fahrer waren, ist für ihn kein Argument. "Wenn ich, als Trainierter, fahre, komme ich auch locker auf 25 Stundenkilometer. Schneller fährt ein Pedelec auch nicht."
Auch in Zukunft, so erklärt Greb, wird der ADFC die weißen Räder für im Verkehr getötete Radfahrer aufstellen. In seinem Keller hat Greb schon ein neues Geisterrad vorbereitet. Er hofft jedoch, dass sich etwas ändert, bevor es zum Einsatz kommen muss.