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Entführer verschleppen Mann aus Schwäbisch Hall bis nach Brandenburg

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Erneut ereignet sich ein schweres Verbrechen am Hagenbacher Ring in Schwäbisch Hall, wo vor Monaten eine Mordserie stattfand. Die Polizei befreit das Opfer schwer verletzt und nimmt vier Personen fest - aber nicht vor Ort, sondern in Schönwalde bei Berlin.

Von Thumilan Selvakumaran
Ein Bewohner der Hochhaussiedlung am Hagenbacher Ring (Foto) wurde entführt und bis nach Schönwalde-Glien bei Berlin verschleppt.
Ein Bewohner der Hochhaussiedlung am Hagenbacher Ring (Foto) wurde entführt und bis nach Schönwalde-Glien bei Berlin verschleppt.  Foto: Thumilan Selvakumaran

Die Anwohner am Hagenbacher Ring in Schwäbisch Hall haben gerade erst eine Mordserie hinter sich. Angst und Schrecken machten sich breit, weil alleinstehende Seniorinnen getötet wurden. Ein 31-jähriger Täter ist inzwischen gefasst und sitzt seit Anfang Februar in Untersuchungshaft. Jetzt kommt es erneut zu einem schweren Verbrechen - in unmittelbarer Nähe und Sichtweite zu den anderen Tatorten und der Wohnung des Serienmörders. Diesmal wurde eine Person entführt und schwer verletzt. Allerdings - so versichert die Polizei - hat der aktuelle Fall nichts mit der Soko "Höhe", also der Mordserie, zu tun.


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Polizeibeamte und Spurensicherer sind in Michelbach/Bilz unterwegs. Sie suchen Hinweise. Mittwochabend wurde eine 89-Jährige tot in ihrer Wohnung gefunden. Es ist der dritte Mordfall, dem eine Seniorin zum Opfer fiel.
Foto: Selvakumaran
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Die Ehefrau ruft erst Stunden später die Polizei

Es ist 14 Uhr, als ein 46-jähriger Haller am Dienstag Besuch von zwei Personen in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus am Hagenbacher Ring bekommt. "Das waren keine Wildfremden, sie waren sich bekannt", berichtet Polizeisprecher Jonas Ilg auf Nachfrage. Nach einem Gespräch gehen die Männer den Kroaten körperlich an, zerren ihn in ein Auto. Die Ehefrau sieht alles mit an, alarmiert aber erst am Abend die Polizei. Der Mann wird entführt.

Das Polizeipräsidium Aalen rückt noch am Dienstagabend mit dutzenden Beamten an, sichert Spuren in der Wohnung, aber auch im Umfeld des Mehrfamilienhauses. Auch am Morgen darauf sind mehrere Beamte in direkter Nähe zum Haus im Einsatz. Sie beobachten aus zivilen Fahrzeugen den Eingangsbereich. Die Situation ist angespannt, da noch nicht klar ist, wo das Opfer versteckt ist. Familie und Ermittler fürchten um das Leben des Mannes.


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Bei der Spurensicherung wurde wohl ein Fleck übersehen, sagten Angehörige später.
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Sondereinsatzkräfte schlagen zu vor den Toren Berlins

Bekannt war bereits am Dienstagabend, dass das Auto der Entführer in Richtung Berlin unterwegs ist. "Die Polizei Aalen führte in Kooperation mit der Polizei Brandenburg am Mittwoch weitere polizeiliche Maßnahmen in der Sache durch", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft, die am Mittwochabend veröffentlicht wird.

Darin wird ein Ermittlungserfolg angeführt. Denn bereits am Mittwochnachmittag kommt die erlösende Nachricht: Spezialeinsatzkräfte der Polizei Brandenburg nehmen in einem Haus in Schönwalde-Glien (Landkreis Havelland), nordwestlich von Berlin, vier Personen fest. Die Täter waren mit ihrem Opfer rund 600 Kilometer unterwegs, saßen dabei wohl mehr als sechs Stunden im Auto. Drei von ihnen sollen am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Ob auch die vierte Person an der Tat beteiligt war, werde noch geprüft, heißt es in der Mitteilung. Der Haller Familienvater sei verletzt aufgefunden worden und wird aktuell in einer Klinik behandelt.

Laut Polizei stammen die mutmaßlichen Täter aus Brandenburg

In welcher Verbindung sie zum Opfer stehen, werde noch geprüft. Ebenso, was der Hintergrund des Konflikts war. Untersucht werde zudem, ob es eine Lösegeldforderung gab. Warum die Entführung erst Stunden später bei der Polizei gemeldet wurde, das werde ebenso noch ermittelt. "Wir stehen noch am Anfang." Alleine aus dem Präsidium Aalen seien 70 Beamte im Einsatz. Auch in Brandenburg seien viele Kräfte im Einsatz gewesen. Aktuell tauschten sich die Beamten über ihre Erkenntnisse aus.

Am gleichen Haus ereignete sich im vergangenen Jahr ein mysteriöser Todesfall

Gruselig ist: Im selben Haus am Hagenbacher Ring lebte ein 55-Jähriger, der im August 2022 auf mysteriöse Weise ums Leben kam: nachts auf einem Spielplatz hinter dem Haus. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann betrunken in einem Kletternetz spielte und dabei unglücklich stürzte. Ein Anwohner fand die Leiche am nächsten Morgen. Die Obduktion ergab keine eindeutige Todesursache. Es gab keine Hinweise auf Gewalteinwirkung. Weil die Spuren auch nicht auf einen Suizid deuten, ist für die Polizei die Theorie mit dem Unfall am wahrscheinlichsten. Die genauen Umstände konnten nie aufgeklärt werden.

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