Ein Carsharing-Platz ersetzt in Öhringen künftig fünf andere Stellplätze
Öhringen will schon bei der Planung von neuen Mehrfamilienhäusern in Zukunft die Mobilität im Blick haben. Weniger Fahrzeuge im motorisierten Individualverkehr - das ist das Ziel. Dafür soll nun die Stellplatzsatzung der Stadt geändert werden.

Speziell der Punkt, in dem es um die Stellplätze bei Mehrfamiienhäusern geht, soll geändert werden. Wenn ein Carsharing-Platz geschaffen wird, dann entspricht das künftig fünf Stellplätzen. Keine Extra-Wurst wird es allerdings geben, wenn E-Autos geteilt werden. Das wäre die weitergehende Variante gewesen, festgeschrieben in Paragraph drei der Stellplatz-Satzung. Über die hatte der Gemeinderat in der vergangenen Sitzung am Dienstagabend zu entscheiden.
Stellplätze emotionales Thema
Zugeparkte Straßen vor allem in Wohngebieten ärgern nicht nur die Anwohner. Das Thema Stellplätze ist deshalb auch immer wieder ein emotionales. Die bisherige Satzung für das Öhringer Stadtgebiet wurde im Juni 2015 vom Gemeinderat beschlossen und regelt die Erhöhung der Stellplatzverpflichtung von einem auf 1,5 Stellplätzen pro Wohnung. Im Abgrenzungsbereich "Kernstadt B" sind sogar zwei Stellplätze pro Wohnung verpflichtend. "Wir sehen in den Wohngebieten die Zukunft im Carsharing", erklärt Oberbürgermeister Thilo Michler. Um das nach vorne zu bringen, soll künftig gelten, dass Bauträger, die einen Carsharing-Platz schaffen, fünf andere Stellplätze streichen können. SPD und Grüne würden gern explizit E-Autos auf den Plätzen sehen. Eine solche Festschreibung aber müsste man kontrollieren und das sei schwer machbar, war der Tenor.
Individualverkehr reduzieren
"Die Idee ist gut, so den Individualverkehr zu reduzieren", urteilt Roland Weissert (CDU) und meint: "Da wird sicher das eine oder andere E-Auto dabei sein." Auch die Freien Wähler unterstützen laut Otto Weidmann Carsharing. Die Fraktion war allerdings gegen Variante drei, die eine verpflichtende Bereitstellung von E-Autos geregelt hätte. Uwe Köhler (FDP) geht ebenfalls davon aus, dass Variante eins am einfachsten zu handhaben sei. Dieter Volkert (Grüne) hat fünf Projekte von E-Car-Sharing auf dem Land begleitet, beispielsweise in Füßbach. Auf dem Land, so seine Erfahrung, ersetze das E-Auto den Zweitwagen für kurze Strecken.
Mobilitätswende im Blick
Die Grüne/UNS hätten gern E-Autos auf den Stellplätzen der Wohnanlagen gesehen. "Doch wir können auch mit Variante eins leben", sagt Volkert. So sieht es auch Patrick Wegener (SPD). Er findet es gut, die Mobilitätswende bereits beim Wohnungsbau im Blick zu haben. Anton Baron (AfD) kritisiert, dass wohl ein konkretes Baugesuch Ursache für die Satzungsänderung sei, nicht aber ein Gesamtkonzept dahinter stehe. Ob die Folgekosten des Sharing-Angebots hinterher die Wohnungseigentümer tragen müssten, will er wissen. "Es ist ein zukunftsweisendes Angebot", findet Markus Hassler (LBÖ). Bauträger könnten es nutzen - oder eben nicht. Der Entwurf wird ausgelegt und soll im März als Satzung beschlossen werden.