Dilemma der Tafelläden: mehr Menschen, weniger Spenden
Stiftung Würth unterstützt die beiden Einrichtungen im Hohenlohekreis mit 100 000 Euro, um Lebensmittel zu kaufen, Miete zu zahlen und Reparaturen zu finanzieren. Die Tafelläden brauchen Spenden und Helfer.

Der Bus vom Tafelladen fährt vor. Salat, übrig gebliebenes Brot, Duschgel und Joghurt werden in die Regale gestellt. Alles Dinge, die die Fahrer seit acht Uhr am Morgen bei Lebensmittelmärkten in Pfedelbach, Öhringen und Neuenstein eingeladen haben.
Eigentlich ist es gut, dass keine Nahrung verschwendet wird
"Die Menge übriger Lebensmittel geht zurück, es wird passgenauer geordert", bedauert Susanne Münster, die hauptamtlich im Tafelladen Öhringen arbeitet. "Das ist im Prinzip gut, dass keine Lebensmittel verschwendet werden", meint Harald Unkelbach, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Würth. "Doch das Problem ist, dass so weniger bei den Tafelläden ankommt", weiß Stiftungsvorstand Helmut M. Jahn.
Immer mehr Menschen brauchen Hilfe
Dabei nimmt die Zahl der Menschen zu, die im Tafelladen einkaufen. Seit dem Krieg in der Ukraine kommen doppelt so viele Menschen, erklärt Elisabeth Ernst von der Kreisdiakonie. Das Dilemma ist offensichtlich. Deshalb ist am Dienstagmorgen Maria Würth im Tafelladen. Die Vorständin der Stiftung Würth bringt zusammen mit Harald Unkelbach und Helmut M. Jahn 100 000 Euro als Nothilfe.
Initiiert worden ist die Geldspende, die auf drei Jahre verteilt wird, von ihrem Großvater Reinhold Würth, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats. Mit der Nothilfe für die Tafeln in Hohenlohe sollen zum einen dringend benötigte Lebensmittel gekauft werden, aber auch die Kosten für Energie und Miete mitgetragen werden.
1100 Menschen haben Berechtigungskarten
Derzeit haben 1100 Menschen Berechtigungskarten, um in den Tafelläden in Öhringen und Künzelsau einkaufen zu gehen. Maria Würth weiß um die Probleme der Menschen, denen es weniger gut geht: "Inflation, hohe Preise, Pandemie, der Ukraine-Krieg - auch bei den Tafeln hier vor Ort kommen die Krisen an. Diejenigen, die ohnehin schon wenig hatten, sind nun noch mehr auf Unterstützung angewiesen." Was die frischgebackene Mutter besonders bedrückt: Durch den Krieg in der Ukraine kommen vermehrt junge Mütter mit ihren Kindern zur Tafel: "Wenn man denkt, was allein fünf Windeln jeden Tag kosten", sagt sie.
Auch Helfer werden gesucht
Die evangelische Dekanin Sabine Waldmann nickt. Auch sie kennt die Nöte der geflüchteten Menschen. Sie verweist auf die Kisten, die in den Kirchen stehen. Und sie berichtet von guten Seelen, die morgens bei der Tafel fragen, was fehle. "Dann gehen sie auf den Markt und kaufen das."
Doch nicht nur Material fehlt. Sabine Waldmann spricht ein großes Problem an: Abgesehen von Susanne Münster arbeiten Ehrenamtliche für die Tafel: nach Dienstplan von acht bis 13 Uhr. Weil Personal fehlt, mussten die Öffnungszeiten in Öhringen von sechs auf fünf und in Künzelsau von drei auf zwei Tage reduziert werden.