Bio-Musterregion Hohenlohe spaltet weiter
Der Hohenlohekreis hat die Förderung der Regionalmanagerin bis 2025 verlängert, doch die Kritiker im Kreistag lassen nicht locker und stellen erneut die Sinnhaftigkeit des Konstrukts infrage.

Steht die Bio-Musterregion Hohenlohe auf der Tagesordnung, gibt es im Kreistag immer wieder kontroverse Debatten. Und Beschlüsse, die nicht von allen Räten getragen werden. So war es auch diesmal, als es darum ging, bis 2025 für weitere drei Jahre die Personalkosten von Regionalmanagerin Nina Faiß mit maximal 36.000 Euro zu fördern. Acht Kreisräte waren dagegen, einer enthielt sich.
Für drei Jahre 36.000 Euro auf die Seite gelegt
In der vergangenen Förderperiode, die am 1. Juli 2019 begann und Ende Juni 2022 ausläuft, hatte der Kreis ebenfalls 36.000 Euro auf die Seite gelegt: maximal 12 000 Euro pro Jahr. "Tatsächlich wurden von uns im Schnitt aber nur 7000 Euro jährlich abgerufen", sagt Faiß.
Das sind die Bedenken der Kritiker
Die Bedenken gehen einerseits dahin, dass die Bio-Musterregion eher vom Landkreis Schwäbisch Hall, der die Fortführung der Förderung schon Ende März beschlossen hat, und der dort ansässigen Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft gesteuert und dominiert wird. Andererseits gibt es Kritik daran, dass regionale Bio-Produkte von Kreisseite gefördert werden, obwohl der Markt auch allein Angebot und Nachfrage regeln könnte.
So zieht CDU-Kreisrat Rolf Weibler vom Leder
"Von einer Bio-Musterregion kann man ja gar nicht mehr reden", meint CDU-Kreisrat Rolf Weibler. Denn: "Es gibt ja mittlerweile schon 14, und irgendwann ist es dann das ganze Land. Für Hohenlohe ist das also nichts Besonderes mehr." Er habe kein Problem mit Bio-Produkten, sagte Weibler, der selbst konventionelle Landwirtschaft betreibt. Aber: "Das ist wie evangelisch und katholisch. Jeder soll glauben, was er will, aber den anderen in Ruhe lassen."
"Die Nahrungsmittel sind nicht gesünder, aber teurer."
Weibler mahnt an, im ökologischen Landbau werde nur "die Hälfte" geerntet, dafür würden die Produkte für "das Doppelte" verkauft. "Die Nahrungsmittel sind nicht gesünder, aber teurer." Und er stellt ob der gedrosselten Produktion in Frage, "ob wir uns das leisten können, wenn in Afrika bald zusätzlich 500 Menschen hungern". In Stuttgart seien "grüne Ideologen" am Werk, die "mit aller Gewalt" den Anteil der Fläche für Ökolandbau bis 2030 auf 30 bis 40 Prozent schrauben wollten. Aber: "In einem Markt, der ausgewogen funktioniert, brauchen wir kein Kreisgeld als reine Freiwilligkeitsleistung zu setzen."
Torsten Kunkel befürchtet "böses Erwachen"
Anton Baron (AfD) pflichtet ihm bei und erklärt: "Es ist doch Wurst, wo die Produkte herkommen: Hauptsache, sie sind regional." Und Torsten Kunkel, Fraktionssprecher der CDU, legt nach: "Wir wissen alle nicht, auf welch wirtschaftlich schwierige Zeiten wir zugehen. Wir müssen langsam aufpassen, dass wir bei den Freiwilligkeitsleistungen bei kleinen Summen so weitermachen." Am Ende könnte es ein "böses Erwachen" geben, fordert er, das Land solle 100 Prozent der Personalkosten tragen. So wie es bei allen anderen Kosten der Fall ist, die bei der Bio-Musterregion anfallen.
Öko-Bauer Martin Schäfer kontert
Otto Weidmann (FWV) sieht in der ökologischen Landwirtschaft eine "große ökonomische Chance". Die Struktur Hohenlohes habe "große Vorteile". Martin Schäfer (Grüne), selbst Öko-Bauer, wirft Rolf Weibler vor, einen wichtigen Punkt zu unterschlagen: Die Landwirtschaft könne so oder so auf absehbare Zeit nicht mehr "hundert Prozent ernten, weil Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmittel gerade nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen". Da werde auf lange Sicht "jeder zum Öko-Landbau gezwungen sein". Nur so ließen sich die weltweiten Probleme in der Produktion lösen.
Kreis-Dezernent relativiert
Kreis-Dezernent Thomas Winter relativiert: "Der Öko-Landbau muss produktiver werden. Wenn man sich in der Mitte trifft, wäre es gut." 5,5 Prozent der Betriebe im Hohenlohekreis wirtschafteten nach ökologischen Prinzipien, die Gesamtfläche im Ökolandbau liege bei 9,2 Prozent. Davon seien ein Drittel Grünland und zwei Drittel Ackerland.
Dieser Artikel wird in unserem Nachrichten-Podcast MorgenSTIMME erwähnt - für weitere Nachrichten aus der Region, Deutschland und der Welt, können Sie hier den ganzen Podcast anhören.
Mit dem Podcast MorgenSTIMME informieren wir Sie von Montag bis Freitag über die wichtigsten lokalen, regionalen und nationalen Nachrichten auf Stimme.de und überall, wo es Podcasts gibt.