Bestattungen auf und abseits des Friedhofs: Viele Trends für die letzte Ruhestätte
Die Bestattungskultur in Heilbronn und Hohenlohe verändert sich. Friedwälder, Streuobstwiese und Rasengräber werden immer mehr nachgefragt – aus ganz unterschiedlichen Gründen.

"Wir waren früh dran", sagt Robert Mayr von Dorn Bestattungen in Öhringen. Zu dem Unternehmen gehören die drei Bestattungswälder im Hohenlohekreis. Als im Jahr 2007 die ersten beiden entstanden, seien die Kommunen froh gewesen, erzählt er: Sie hatten ein Flächenproblem und die Wälder haben dazu beigetragen, den Flächenverbrauch auf dem Friedhof zu verringern. Bis dato fanden nämlich die meisten Bestattungen im Sarg statt, was am meisten Platz braucht.
Mittlerweile habe sich die Situation verändert: "Vor 15 Jahren waren 70 Prozent der Bestattungen im Sarg und 30 Prozent in der Urne. Heute ist das umgedreht." Das liege auch an den Preisen: "Mittlerweile kostet eine Bestattung im Sarg zum Teil 7000 Euro."
Waldfriedhöfe stärken die Vielfalt an Bestattungsmöglichkeiten
Den Aschhäuser Waldfriedhof hat die Gemeinde Schöntal gepachtet – im Gegensatz zu den Bestattungswäldern in Friedrichsruhe und auf Schloss Stetten, die privat betrieben werden. "Das war eine gute Idee damals", sagt Bürgermeister Joachim Scholz, der erst später in die Gemeinde kam. "Wir betrachten das nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung – der Waldfriedhof stärkt die Vielfalt." Der Zuspruch wachse. Auch bei anderen Bestattungsformen. Deswegen werden jetzt abgeräumte Grabfelder auf Friedhöfen umgestaltet.
Das sagt auch Martin Heier, der im Grünflächenamt der Stadt Heilbronn für die Friedhöfe zuständig ist. In Heilbronn stehe das älteste Krematorium im Land. In der Stadt habe es schon immer viele Feuerbestattungen gegeben. In den vergangenen zehn Jahren seien die Begräbnisarten für Urnen immer individueller geworden. "Das hat sich sehr differenziert und es geht immer weiter fort. Das ist eine große Herausforderung fürs Grünflächenamt, da springt man dem Bedarf hinterher."

Am Anfang gab es die anonymen Rasengräber, also Gräber, die kein Namensschild haben. "Die Angehörigen sind bei der Bestattung dabei und wissen wo der Begrabene liegt", so Heier. Später kamen die historischen Grabstätten, das Kolumbarium, in dem Urnen überirdisch in einem Bauwerk bestattet werden. Mittlerweile gibt es Gräber im Park, Narzissen- und Krokuswiesen und eine Streuobstwiese, wo Urnen unter Bäumen bestattet werden können. "Das spricht viele Menschen auch ästhetisch an", so Heier.
Menschen sorgen sich immer öfter selbst um eigene Grabstätten – Steinmetze haben weniger zu tun
Was sich auch geändert habe: Die Menschen sorgen selbst vor und sorgen sich um ihre eigenen Grabstätten. "Ich höre oft den Satz: 'Ich will niemandem zur Last fallen'", sagt Heier – das sei oft ein Grund, warum Menschen ein Grab in einer Wiese wählen. Das passiere immer öfter: Haben diese alternativen Bestattungsformen im Jahr 2010 noch 16 Prozent der Bestattungen auf den Heilbronner Friedhöfen ausgemacht, waren es im Jahr 2022 schon knapp 20 Prozent, sagt Heier.

Für Steinmetze bedeutet der Trend hin zu naturnahen Gräbern und Wiesen-Bestattungen langfristig weniger Arbeit, berichtet Dominik Weirether vom gleichnamigen Krautheimer Unternehmen. Er setze darauf, mehr Beratung und Service zu bieten: "Die Steine sind jetzt individueller und hochwertiger." Früher habe ein Steinmetz ein Sortiment gehabt, jetzt werden am Computer räumliche Strukturen für den Stein geplant.

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