Heilbronner Krematorium ist nun auf Höhe der Zeit
Durch Überraschungen in der historischen Bausubstanz klettern die Sanierungskosten im Heilbronner Krematorium auf 1,79 Millionen Euro. Makaber, aber nachhaltig: Die Abwärme wird in benachbarten Gebäuden zum Heizen eingesetzt.

Bei der Einweihung 1905 war das von Emil Beutinger geplante Heilbronner Krematorium das erste in Württemberg. Nun gehört es zu den modernsten im Lande. In den vergangenen Monaten wurde die Technik komplett erneuert, respektive "aus einem düsteren, verbauten, unübersichtlichen Werkbereich in eine durchstrukturierte Verfahrenstechnik überführt", wie Gebäudemanager Johannes Straub sagt. Wegen mancher "Überraschungen" in der historischen Anlage und in der Bausubstanz kletterten die Kosten allerdings um 137.000 Euro auf 1,79 Millionen Euro.
Moderne trifft auf Historie
Vor dem Einbau der neuen Ofenlinie mussten zwei Untergeschosse fast entkernt werden. Unter anderem wurde auch der Schornstein saniert. Nun lässt sich die Abwärme, die bei der Einäscherung entsteht, für die Heizung benachbarter Friedhofsgebäude verwenden. Wobei alle Neuerungen, so heißt es in einer Ratsvorlage, "ohne Abänderung der äußeren Erscheinung, der historischen Hülle" erfolgten.
Durch die gestalterische Integration in die historische Bausubstanz fielen Zusatzkosten an, aber auch durch statische Maßnahmen für eine Stahlkonstruktion. Anders als zunächst gedacht, musste auch der alte, dauernd überlastete Haus-Stromanschluss erneuert werden. Dies nahm man zum Anlass, in dem benachbarten Garagengebäude eine Ladestation für E-Fahrzeuge einzurichten. Zusätzlich zu Buche schlugen außerdem ein neuer Edelstahl-Aschesortiertisch mit integrierter Luftfilterung sowie eine neue Edelstahlaschemühle mit Abscheidetechnik für Edelmetalle.
Streit mit Stahlbaufirma
Laut Straub erhebe zudem eine Firma im Gewerk Stahlpodeste und Stahlunterkonstruktionen Nachtragsforderungen mit einem Streitwert von 40.000 Euro. Solche Streits gehören laut Straub "zum Tagesgeschäft, zu Not müssen wir das gerichtlich klären", wie CDU-Stadträtin Susanne Schnepf und Angelika Hart (Grüne) auf Anfrage erfuhren. Wie alle Räte begrüßten sie die Modernisierung, zumal die Zahl der Einäscherungen und Urnenbeisetzungen Jahr für Jahr steige.
Gaspreis sorgt für Sorgenfalten

Auf Nachhaken von Alfred Dagenbach (AfD) versicherte Oliver Toellner als Leiter des Grünflächenamtes, dass die Verbrennung der Leichname über Gas nach wie vor "Stand der Technik" sei und die Immissionswerte jetzt eingehalten würden. Durch die bessere Technik könne zudem die Befeuerung zwar kostensparend gesteuert werden, doch schlügen die steigenden Preise natürlich auch hier zu Buche, wie stark lasse sich heute noch nicht exakt sagen. "Wir beobachten das schon etwas mit Sorge," so Toellner.
Grundsätzlich sei man offen für alternative Techniken oder Formen, sagte der Grünflächenamtschef, etwa die natürliche Zersetzung der Leichname, wobei solche Fragen je nach Tradition und Kultur von Land zu Land unterschiedlich geregelt seien. Und Reformen in Bestattungswesen seien eher "ein langsamer Prozess".


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