Beim verkaufsoffenen Sonntag in Künzelsau überwiegt die Vorsicht
Trotz Ende der Maskenpflicht: Besucher beim verkaufsoffenen Sonntag in Künzelsau betreten mehrheitlich mit Schutzmaske die Geschäfte.

Der Weg in die Hohenloher Kreisstadt führt am Sonntag durch verschneite Landschaften, das Thermometer verkündet winterliche zwei Grad: Wüsste man es nicht besser, so wäge man sich auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt. Doch es ist zwei Wochen vor Ostern und die Künzelsauer Werbegemeinschaft lädt zum Familientag mit verkaufsoffenem Sonntag. Und nicht nur des ungewöhnlichen Wetters wegen ist dieser Tag ein besonderer: Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie fällt die Maskenpflicht in Innenräumen.
Davon zu sehen ist in Künzelsau zur Mittagszeit aber nur wenig. Zwar treibt die Sonne die Menschen scharenweise in die Stadt, Hauptstraße und Geschäfte füllen sich zusehends. Doch die meisten Besucher greifen ganz selbstverständlich zur Maske, betreten sie einen Laden.
Nicht dauerhaft beibehalten
So auch Wilfried und Brigitte Merkle aus Gaisbach, die gerade vor der Drogerie Müller ihre FFP2-Masken aus der Tasche ziehen. "Ich persönlich werde die Maske in den nächsten Wochen noch tragen", sagt Wilfried Merkle. Auch seine Frau fühlt sich angesichts hoher Corona-Fallzahlen nicht wohl, gänzlich auf das Schutzutensil zu verzichten, betont aber auch: "Es widerstrebt mir, das dauerhaft beizubehalten", so wie das etwa in einigen asiatischen Ländern üblich sei. "Es ist auch nicht gut, alles von sich abzuhalten", findet sie. Damit fehle dem Immunsystem das Training.

Hanna Schmid und Margit Schönbein aus Marlach verlassen gerade das Modegeschäft Sportivo - mit Maske. "Wir möchten sie in den Läden weiterhin tragen", sagt Schmid. Schönbein ergänzt: "Prinzipiell hat man sich ja auch daran gewöhnt." Beiden gebe die Maske noch ein sichereres Gefühl. Je nachdem, wie sich die Corona-Lage weiter entwickle, werde sich das vielleicht noch ändern, ist Schmid überzeugt. Ihr Shoppingerfolg leidet indes nicht unter der Maske: Spontan hat sie sich eine neue Geldbörse gegönnt. Der verkaufsoffene Sonntag sei zudem eine schöne Gelegenheit, endlich mal wieder rauszukommen. Das tue den Menschen und den Händlern gut.
Darauf dürfte auch Sportivo-Chefin Mona Köhler-Wirth hoffen. Das Wetter am Samstag habe Schlimmes für den Aktionstag befürchten lassen, sagt sie. Doch der Sonnenschein bringt - trotz teils eisigem Wind - Kundenströme und damit Optimismus zu den Händlern. Wie die meisten Verkäufer trägt auch Köhler-Wirth den Mund-Nasen-Schutz. "Wir haben es unserem Personal freigestellt, ob sie die Maske weiter tragen wollen oder nicht", sagt sie. Es hätten sich alle dafür entschieden. Und die Kunden? "Bis jetzt kamen alle mit Maske durch die Tür."

Aufruf zur Freiwilligkeit
Bei Juwelier Müller bittet ein Schild um das freiwillige Tragen einer Maske. "Aufgrund der derzeitigen Inzidenzen finde ich es gut, das noch etwas beizubehalten", sagt Inhaber Stefan Müller. "Das Schild ist ein Kompromiss, eine höfliche Anregung", erklärt er und betont gleichzeitig: Willkommen sei natürlich jeder, auch ohne Maske.
Beim Gang durch die Hauptstraße fällt aber unweigerlich auf: Von Normalität kann hier keine Rede sein. Viele Menschen sind verunsichert. So bleiben einige an den Türschwellen stehen, suchen am Eingang nach einem Hinweisschild, ob das jeweilige Geschäft die Maske einfordert oder nicht. Andere schauen, wie viel im Laden gerade los ist, um sich dann für oder gegen den Mund-Nasen-Schutz zu entscheiden.
An anderen orientieren
Marco Scheu aus Waldenburg kommt gerade - ohne Maske - aus dem Lindele. Überhaupt in die Stadt zu kommen, sei angesichts des traumhaften Winterwalds in Waldenburg eine schwere Entscheidung gewesen, berichtet er augenzwinkernd. Scheu findet es schön, "die Mimik, die Emotionen der Menschen endlich wieder erkennen zu können". Er respektiere es aber, wenn Ladenbesitzer das Masketragen in ihrem Geschäft wünschen. Danach richte er sich. "Ich habe die Maske natürlich griffbereit." Außerdem schaue er zur Orientierung beim Betreten darauf, wie Personal und andere Kunden sich verhalten.