Auf den Bus warten? Nicht ohne meine Maske!
Die Polizei kontrolliert, ob Schüler beim Warten am Künzelsauer Busbahnhof vorschriftsmäßig Maske tragen. Die Beamten wollen mit Augenmaß vorgehen - und stoßen dabei weitgehend auf Verständnis.

Lisa hat Pech. Die 16-Jährige aus Niedernhall wollte mal eben aus wichtigen Gründen mit dem Bus nach Hause fahren und am Nachmittag wieder zurück an die Schule. Daraus wird leider nichts: "Ich habe meine Maske vergessen oder verloren." Am Morgen hat sie sie noch bei sich gehabt.
Ohne Mund-Nasen-Schutz darf sie den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aber nicht benutzen, auch auf dem Gelände des Busbahnhofs muss sie die Maske tragen. Darauf hat sie ein freundlicher Polizist aufmerksam gemacht. "Das ist natürlich eine blöde Situation", weiß er selbst. Aber er sagt auch: "Wir können sie nicht einsteigen lassen, das birgt ein Infektionsrisiko."
Maskenpflicht am Bussteig
Die Polizei führt am Busbahnhof in Künzelsau sowie danach noch am Ganerben-Gymnasium und an der Bushaltestelle in Forchtenberg eine Schwerpunktaktion durch, mit der das Tragen des durch die Bestimmungen der Corona-Verordnung vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutzes kontrolliert wird: Die Maskenpflicht gilt nicht nur in Bussen und Zügen, sondern "auch an Bussteigen", wie Daniel Fessler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn, erläutert. Das sei vielen Menschen nicht bewusst.
Ausbreitung verhindern
Da die Zahl der Covid-19-Erkrankungen wieder ansteigt, rücke auch die Maskentragepflicht wieder verstärkt in den Fokus. "Die Akzeptanz geht zurück", sagt Fessler, "das wird sehr nachlässig behandelt." Man halte sich an die medizinischen Erkenntnisse des Robert-Koch-Instituts, so Fessler, dass dadurch nach aktuellem Stand "Tröpfchen und Aerosole aus dem Rachenraum zurückgehalten und an einer größeren Ausbreitung gehindert werden".
Mit Augenmaß
Die Schwerpunktkontrollen finden nach Absprache mit der Ortspolizeibehörde statt. "Wir versuchen, mit Augenmaß vorzugehen", sagt Fessler. Bis zu 250 Euro Bußgeld sind nach seinen Worten je nach Verstoß möglich. Heute sei man aber vor allem präventiv unterwegs und wolle Strafen nur "bei gravierenden Verstößen und uneinsichtigem Verhalten" aussprechen.
Zum Vergleich: Als die Aktion in der Vorwoche im Stadt- und Landkreis Heilbronn durchgeführt wurde, waren knapp über 2400 Personen kontrolliert worden. Dabei haben die Beamten 936 Verstöße festgestellt. Davon kamen 39 mit einem Bußgeld versehen zur Anzeige.
Vorwiegend Schüler
"Wir versuchen, mit den Bürgern zu sprechen, die meisten sind einsichtig", sagt Fessler. In Künzelsau handelt es sich vorwiegend um Schüler. Maria (14) aus Neuenstadt, Shayenne und Helena (beide 13 und aus Öhringen) lassen sich von Daniel Fessler die Hintergründe der Aktion erläutern. "Ich finde es gut, weil hier viele Leute auf einem Fleck sind", sagt eins der Mädchen. "Ich habe immer eine Ersatzmaske dabei", erklärt ihre Freundin. Auch Tjorven (11) aus Mainhardtsall weiß längst Bescheid, dass er am Busbahnhof eine Maske tragen muss.
Schutz durch die Maske
"Ich habe das nicht gewusst", gibt dagegen Meagwin (12) aus Forchtenberg zu. Deshalb will sie zunächst auch ganz genau von den Polizisten wissen, was die da heute eigentlich machen. "Manchmal fällt mir gar nicht auf, dass ich eine Maske trage", sagt sie später und findet das prinzipiell gut: "Damit schütze ich ja auch andere."
Nicht jeder findet die Vorschrift gut: Dominik Kramer aus Schwäbisch Hall ärgert sich: "Wir sind doch an der frischen Luft", sieht er eine "Einschränkung der Freiheit". Zumal er am Busbahnhof einen Hinweis auf die Maskenpflicht vermisst.
Den Bus verpasst
Zurück zu Lisa: Die 16-Jährige hat in dem ganzen Hin und Her ihren Bus verpasst, obwohl ihr Freund in der Zwischenzeit eine neue Maske für sie aufgetrieben hat. Bis der nächste Bus kommt, dauert es ziemlich lange. "Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt mache", sagt sie. Vorsorglich bittet sie die Polizisten um eine Bestätigung, dass sie wegen der Kontrolle den Bus verpasst hat. "An Bahnhöfen finde ich das übertrieben", sagt sie über das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes.
Die Bilanz
"Die Aktion ist positiv verlaufen, es gab keine besonderen Vorkommnisse", zieht Polizeisprecher Daniel Fessler ein zufriedenes Fazit der Kontrollaktion zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes im Hohenlohekreis. "Die angesprochenen Personen waren einsichtig." Insgesamt wurden nach seinen Worten 200 Menschen kontrolliert. Dabei wurden 100 Verstöße moniert. Zwei davon mussten zur Anzeige gebracht werden.