30 Jahre Annâweech: Mundart-Band feiert mit Konzert in Bretzfeld
Die Mundart-Band Annâweech feiert ihren 30. Geburtstag. Beim Konzert in Bretzfeld-Geddelsbach schwelgen die Musiker mit treuen Fans in Erinnerungen. Dabei fließen auch einige Tränen.
Es war anno 1995, als sich vier junge Kerle in einem Peugeot 305 Diesel auf den Weg nach Stuttgart machten. Eigentlich hatte sich ihre Coverband, die "Freetime Schwoofband", gerade aufgelöst, weil man ja langsam ins Alter kam, und zum Abschied hatten sie ihre erste CD "un sunscht?" aufgenommen mit hohenlohischen Texten auf bekannte Hits.
Die kam so gut an, dass sogar der SDR (heute SWR) sie einlud, bloß gab es die Band ja eigentlich nicht mehr. "Also haben wir uns im Auto das Märchen von Annâweech ausgedacht", erzählt Sänger und Gitarrist Frank "Molle" Winkler. Der Rest ist Geschichte und 30 Jahre später sind die inzwischen vier nicht mehr ganz so jungen Kerle plus Dame auf Jubiläumstour. In der vergangenen Woche machten sie Halt in der Geddelsbacher Kelter.
Annâweech-Konzert in Geddelsbacher Kelter: Zeitreise der Hohenloher Kultband
Das Konzert ist Teil des Veranstaltungsreigens zu 50 Jahre Großgemeinde Bretzfeld. "Der Bürgermeister hat gesagt, wenn ich das sage, will er nichts mehr sagen", meint Winkler keck und so bleibt es dann auch. Nur für das Geburtstagsständchen rückt Martin Piott dann doch mal kurz ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Doch eigentlich geht es an diesem Abend um eine andere Zeitreise, nämlich die der Hohenloher Kultband. Die letzten 14 Tage habe sein Telefon kaum stillgestanden, weil immer noch mal jemand fragte, ob er nicht doch noch was machen könnte - aber keine Chance, die Kelter ist restlos ausverkauft. Viele bekannte Gesichter sind dabei, nur vereinzelt Neulinge. Gemeinsam schwelgen sie in Erinnerungen. "Niemals hätten wir gedacht, dass wir uns mit 70 immer noch nicht zu alt für die Bühne fühlen."
Annâweech feiert Geburtstag: Hohenloher Mundart-Band spielt 30 Lieder aus 30 Jahren
30 Lieder aus 30 Jahren sollen es werden. Gar nicht so einfach, die aus mittlerweile 177 herauszufischen. Gekürzt wurden sie meist auch noch, damit das Ganze nicht bis zum Morgengrauen dauert, haben Annâweech doch einen Hang zu überlangen Stücken. Allein der Wirtschaftsblues dauert achteinhalb Minuten. Einen ganzen Haufen davon hat Boudsch geschrieben, wie Gründungsmitglied Peter Botsch von allen genannt wurde. Als der 2020 starb, erschütterte das seine Freunde bis ins Mark. Sie wagten einen Neuanfang mit Sandra Masuch am Mikro. Anders musste es sein.
Mitglieder der Mundart-Band Annâweech
Annâweech, das sind aktuell Frank „Molle“ Winkler mit Gitarre, Gesang, Moderation und Mundharmonika, Volker „Gassi“ Gässler am Keyboard, Harry Weber mit E- und Kontrabass, Sandra Masuch am Gesang und Michael Ullrich am Schlagzeug. Letzterer war lange Ersatzschlagzeuger und übernahm im Dezember 2023 für Rolf „Frett“ Schneider, der aus gesundheitlichen Gründen aussteigen musste. Immer ein Teil von Annâweech wird Peter „Boudsch“ Botsch sein, Gitarrist, Sänger und Komponist vieler Lieder, der am 11. Oktober 2020 verstarb.
Doch mit den Liedern lebt er soundso fort. "Er hat viele Lieder über Leute am Rand der Gesellschaft geschrieben, er hieß deswegen auch Randgruppen-Peter", erzählt Winkler. In "Berberleewâ" heißt es: "Dabei will ich doch bloß ein bisschen leben, frei wie ein Vogel auf dem Feld" - natürlich ins Hochdeutsche übersetzt. Das zeigt aber auch gleich, dass Annâweech eben nicht nur Lustiges bieten oder schwärmerische Oden an Hohenlohe und seine Einwohner, sondern eben tiefer gehen. "Schdrohhalm" ist noch so ein Beispiel. Bei der wahren Geschichte um einen kleinen Jungen, der mit dem Rad zur Wirtschaft fährt, weil er mit einem Gutschein die Ehe seiner Eltern retten will, rührt zu Tränen. Selbst Sängerin Sandra Masuch kämpft sichtlich.
Annâweech feiert mit Kulthits wie "Hohenloher Land" Jubiläum bei Konzert
Lange gedrückte Stimmung gibt es bei dieser Band aber nicht. Gelacht wird über den "Ouhengerlesdôôch", also den Samstag, an dem gefühlt jeder Stücklebesitzer mit seinem Anhänger losfährt, oder die ganze Kelter singt, manche davon sogar in das von Molle bereitgestellte Mikro, aus vollem Hals "Schbatzâ mit Soß". Das mit dem Anhänger ist der meistgehörte Song der Band auf der Musikplattform Spotify, denn von CDs haben sie sich verabschiedet und sogar im sozialen Netzwerk Instagram sind sie vertreten. Zwischendurch erzählt Frank Winkler viele Geschichten zu den Liedern und am Ende wird so richtig gefeiert - der Kulthit "Hohenloher Land" darf schließlich bei dieser Zeitreise auf keinen Fall fehlen.
 
                             
           
    
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