So läuft das Deutschlandticket im Hohenlohekreis
Der Vorverkauf des 49-Euro-Tickets im Hohenlohekreis läuft seit 3. April. Die Menschen reagieren höchst unterschiedlich auf das neue Angebot.

Lange wurde es gefordert, seit dem 3. April kann das Deutschlandticket für 49 Euro auch im Hohenlohekreis im Vorverkauf erworben werden. Auf die Einführung dieses deutschlandweit gültigen Tickets hatten sich Bund und Länder im November letzten Jahres geeinigt. Ab dem 1. Mai gilt es dann für alle öffentlichen Nahverkehrsmittel in Deutschland, für Bahnen im Regionalverkehr, für Busse sowie für U- und S-Bahnen.
Über diese Wege können Kunden das Deutschlandticket im Hohenlohekreis erwerben
Im Hohenlohekreis gibt es das Ticket für Neukunden aktuell nur über einen analogen Bestellschein. Online ist diese Funktion über den hiesigen ÖPNV-Anbieter Nahverkehr Hohenlohekreis (NVH) noch nicht verfügbar. Wann sich das ändern wird, kann NVH-Mitarbeiterin Birgit Kuttner noch nicht sagen. Anders sieht es für Bestandskunden aus: Wollen diese ihr aktuelles Ticket auf ein Deutschlandticket umstellen, ist das online möglich.
Die erste Bilanz des NVH fällt positiv aus
Bundesweit wurden in den ersten drei Tagen des Vorverkaufs allein über die Deutsche Bahn rund 250.000 Tickets verkauft. Im NVH sind seit dem 3. April rund 150 Neubestellungen für das Deutschlandticket eingegangen. Von allen Bestandskunden würden bisher rund 70 Prozent ihr Abo auf ein Deutschlandticket umstellen, sagt Kuttner. Außerdem berichtet sie, dass täglich "eine Vielzahl von Neubestellungen und Umstellungsanträgen" eingehen würden.
Als Nachfolger des Neun-Euro-Tickets, das im Juni, Juli und August letzten Jahres deutschlandweit erworben werden konnte, soll es den ÖPNV langfristig attraktiver machen. Vor allem Pendler sollen davon profitieren, gleichzeitig erhofft man sich eine Entlastung der Straßen und auch die Klimaziele im Verkehrssektor sollen so leichter erreicht werden.
Eine Umfrage macht deutlich: Die Reaktionen sind unterschiedlich
Was sagen die Hohenloher zur Einführung des Deutschlandtickets? Die HZ hat sich am Bahnhof sowie in der Innenstadt von Öhringen umgehört und unterschiedliche Sichtweisen gesammelt. Michael Preuße aus Bretzfeld konnte bislang nicht überzeugt werden, zur Arbeit nach Öhringen will er weiterhin mit dem Auto fahren: "Mit der Bahn müsste ich in Öhringen-West aussteigen und dann noch ein Stück laufen, da ist das Auto praktischer." Anders geht es der 21-jährigen Laura, die in Heidelberg studiert und viel mit dem Zug unterwegs ist. "Ich habe das Baden-Württemberg-Ticket, das kostet 365 Euro im Jahr, also einen Euro pro Tag. Wenn es das aber nicht gäbe, würde ich mir das 49-Euro-Ticket kaufen, ich finde das eine gute Sache."
Auch die Rentnerin Ilona Leitz wird das Deutschlandticket ab Mai auf jeden Fall nutzen, wie sie sagt. Hauptsächlich fahre sie am Wochenende Bahn, das Ticket lohne sich für sie trotzdem. Was auffällt: Die meisten Befragten nutzten im letzten Jahr das Neun-Euro-Ticket mit der Begründung, dass die Hemmschwelle bei diesem Preis besonders niedrig gewesen war. Bei 49 Euro sehe das nach Meinung der Befragten schon etwas anders aus. Da überlege man genauer, ob sich das wirklich lohne. Grundsätzlich finden die meisten den Preis aber angemessen.
Shahzoda Ergasheva pendelt beruflich jeden Tag mit der Bahn von Schwäbisch Hall nach Heilbronn und gehört damit zur Hauptzielgruppe des Tickets. Sie sagt: "Bis jetzt hatte ich die Monatskarte, die kostet 174 Euro im Gesamtnetz und ist super teuer. Das 49-Euro-Ticket werde ich mir ganz sicher kaufen." Etwas anders sieht es die Öhringerin Petra Lang: "Zur Arbeit komme ich mit dem Rad. Ich fahre prinzipiell gerne Zug, aber wenn ich fahre, dann nutze ich meistens Fernzüge, deshalb lohnt sich das Deutschlandticket für mich nicht."
Nicht alle Zweifel können ausgeräumt werden
Zu den klassischen Bedenken gegenüber der Bahn zählen häufig mangelnde Pünktlichkeit und Verlässlichkeit sowie eine zu schlechte Anbindung auf dem Land. Das beschäftigt auch die Hohenloher, und selbst der Preis von 49 Euro kann diese Zweifel nicht zerstreuen. Eine schlechte Anbindung macht den täglichen Umstieg vom Auto auf die Bahn für viele Pendler nahezu unmöglich, wie die Umfrage der HZ deutlich zeugt. Für diejenigen, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit kommen, rechnet sich das Ticket fast nicht. Einige hätten auch gerne eine Ticketoption gehabt, die beispielsweise nur in einem Bundesland gültig ist, aber dafür etwas günstiger gewesen wäre.
Klare Stimmen gegen das 49-Euro-Ticket finden sich unter den befragten Hohenlohern zwar keine, doch der Wechsel zur Bahn scheint für überzeugte Autofahrer in Hohenlohe trotzdem erstmal keine Alternative zu sein.
Das Ticket im Detail
Das Deutschlandticket kann seit dem 3. April im Vorverkauf erworben werden. Es ist nicht übertragbar und gilt nur für die zweite Wagenklasse. Weiter ist das Ticket nur im Abonnement erhältlich, aber monatlich kündbar. Es gilt jeweils für den aktuellen Kalendermonat, das heißt: Erwirbt man das Ticket beispielsweise am 15. Mai, gilt es bis einschließlich 31. Mai. Der Ticketkauf ist unter anderem über die App und die Internetseite der Deutschen Bahn, über die Seiten vieler regionalen Verkehrsunternehmen sowie bei den stationären Verkaufsstellen der örtlichen Verkehrsunternehmen möglich.



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