Butter so günstig wie lange nicht – Vorstand der Hohenloher Molkerei äußert sich
Nicht mal einen Euro kostet mancherorts die Butter. Ein Vorstand der Hohenloher Molkerei sagt, was das für seine Genossenschaft bedeutet – und für die angeschlossenen Bauern.
Butter ist so günstig wie lange nicht. Die Handelsketten reduzierten die Preise kürzlich erneut. Eine 250-Gramm-Packung der Eigenmarken kostet nun, etwa bei Lidl, nur noch 99 Cent. Doch was Supermarktkunden erfreuen mag, gefällt nicht jedem. Landwirte haben für Montagmorgen einen Bauernprotest vor der Lidl-Zentrale in Bad Wimpfen angekündigt – wegen Dumpingpreisen. Hunderte Traktoren werden erwartet. Von den Höfen gelangt die Milch über Molkereien in den Handel. Wie schätzt man bei einem Milchverarbeiter die Lage ein?
Sinkende Preise bei Butter und Co.: Lage der Hohenloher Molkerei
Dass eine große Demonstration am Montag geplant ist, hat Martin Boschet freilich mitbekommen. Involviert ist der geschäftsführende Vorstand der Hohenloher Molkerei mit Sitz in Schwäbisch Hall nicht. Seine Hoffnung ist, dass alles konstruktiv abläuft. Zur aktuellen Preisgestaltung der Discounter kann er sich nicht äußern. „Das steht mir nicht zu.“ Boschet blickt aber natürlich auf die aktuelle Lage der Branche: „Das ist alles ein einzigartiges Dilemma.“
Hintergrund sei, dass es „in allen Regionen der Welt mehr Milch“ gebe. Verschiedene Faktoren haben dazu geführt, etwa eine gute Futtergrundlage aus dem Sommer. In Deutschland gebe es aktuell 7,4 Prozent mehr Milch als in derselben Woche des Vorjahres. „Diesem Angebot steht nicht adäquat die gleich hohe Nachfrage gegenüber. Angebot und Nachfrage sind aus dem Gleichgewicht geraten.“
Der Markt müsse sich nun neu finden, ein neues Gleichgewicht etablieren. „Butter ist ein Paradespiel. Deren Preise dienen dazu, Verbraucher in die Märkte zu locken“, sagt Boschet. Doch auch bei anderen Milchprodukten seinen sinkende Preise zu verzeichnen. Die Folgen für Molkereien? Geringere Erlöse und daraus resultierend weniger Milchgeld für die angeschlossenen Bauern. „Das wird die wirtschaftliche Lage unserer Molkerei und unserer Bauern treffen.“ Vor gar nicht allzu langer Zeit war die Situation eine komplett andere, Butter so teuer wie nie.
Vorstand der Hohenloher Molkerei betont Wert regionaler Lebensmittel
Boschet betont die vertrauensvolle Geschäftsbeziehung zur Schwarz-Gruppe und deren Bedeutung für die Region – nicht nur als Arbeitgeber. Lidl ist ein Kunde der Hohenloher Molkerei, Butter der Lidl-Eigenmarke Milbona wird unter anderem von der Hohenloher Molkerei hergestellt.
Der Branchenkenner nimmt alle volkswirtschaftlich Beteiligten in die Pflicht, auch Politik und Verbraucher. „Wir müssen uns alle der großen Verantwortung bewusst werden. Wenn der Strukturwandel aus den Fugen gerät, Landwirte nicht mehr bereit sind, ihren Beruf auszuüben – dann kann der Kipppunkt kommen.“ Und das aus Boschets Sicht mit weitreichenden Folgen: „Dann gibt es keine regionalen und gesunde Nahrungsmittel mehr, die hier erzeugt werden – sondern nur noch Import. Das kann nicht das Ziel dieser Gesellschaft sein.“
Rund 700 landwirtschaftliche Familien liefern Milch an die Hohenloher Molkerei, die als Genossenschaft fungiert. In Deutschland erkennt der geschäftsführende Vorstand, was das Essen angeht, eine besondere Rolle in Europa, eine negative. „Wenn Lebensmittel, wenn Grundnahrungsmittel nichts mehr wert sind, dann tue ich mich damit schwer.“
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