Hinter den Kulissen ringen diverse Kräfte um die Kochertalbahn zwischen Waldenburg und Künzelsau
Während die zentrale Prüfung für eine mögliche Reaktivierung der Kochertalbahn andauert, gibt es Überlegungen, wie man das Verfahren beschleunigen könnte. Dabei übt das Verkehrsministerium Kritik.

Rund zwei Jahre werden voraussichtlich noch ins Land gehen, bevor es echte Neuigkeiten in Sachen Kochertalbahn zu vermelden gibt. Bis dahin dauert die von der Stadt Künzelsau und dem Hohenlohekreis in Auftrag gegebene Infrastrukturplanung samt Standardisierter Bewertung. Dabei soll sich einerseits zeigen, ob eine Reaktivierung der Strecke zwischen Waldenburg und Künzelsau tatsächlich wirtschaftlich wäre, wie das eine Machbarkeitsstudie 2023 ergeben hatte. Nur dann kann der Hohenlohekreis beim Land die nötige Förderung beantragen. Auch weitere Fragen zur Umsetzbarkeit, zum Streckenverlauf und den voraussichtlichen Kosten soll die Prüfung in den nächsten Jahren beantworten.
Es ist Still um die Kochertalbahn, doch von Stillstand kann keine Rede sein
Hinter den Kulissen versuchen diverse Kräfte die Zeit zu nutzen und einer möglichen Realisierung entgegenzuarbeiten. „Es finden regelmäßige Gespräche statt“, sagt etwa Christian von Stetten. Als Vorsitzender des Vereins „Wir bauen die neue Kochertalbahn“ sucht er diese Gespräche auch: mit der Bundesregierung, dem Landesverkehrsministerium und natürlich der Stadt Künzelsau, deren Gemeinderat er angehört und die 2024 die Regie des Projekts vom Landkreis übernommen hat.
Christian von Stetten will Planungen für Kochertalbahn schneller vorantreiben
Auch mit hiesigen Firmen, die nach Ansicht des 54-Jährigen profitieren würden, pflegt er Kontakt, unter anderem mit Würth. Dort nachgefragt, heißt es: „Eine Reaktivierung der Kochertalbahn zwischen Waldenburg und Künzelsau würde die öffentliche Verkehrsinfrastruktur in der Region Hohenlohe sicherlich aufwerten. Davon würden auch die Mitarbeitenden der Unternehmen in der Region profitieren. Daher begrüßen sowohl Professor Würth als auch die Würth-Gruppe diese Initiative.“
Verkehrsminister Winfried Hermann sehe das Projekt ebenfalls sehr positiv, so von Stetten. Man wolle deshalb erreichen, dass die bürokratischen Prozesse beschleunigt werden. Eine Forderung, die von Stetten auch bei anderen Projekten wie dem A6-Ausbau immer wieder ohne großen Erfolg ins Feld geführt hat. Die Frage sei, ob man bestimmte Schritte im Verfahren parallel statt nacheinander bearbeiten oder zusammenfassen könne.
Das Landesverkehrsministerium sieht in Kochertalbahn ein „wichtiges Projekt“
Inwieweit das Ministerium dies für realistisch hält, bleibt nach einer HZ-Anfrage unbeantwortet. Auf die Frage, ob man Chancen zur Beschleunigung sehe und diese unterstützen würde, meint die Pressestelle: „Die Reaktivierung der Kochertalbahn ist ein wichtiges, aber anspruchsvolles Projekt.
Die stillgelegte Strecke muss neu geplant werden, Haltepunkte sind festzulegen, und möglicherweise ist ein neuer Tunnel nötig. Dafür braucht es sorgfältige Planungen und eine gute Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger“. Und weiter: „Erfahrungen zeigen, Planungs- und Bauphasen verlaufen schneller, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, die Finanzierung steht und die Gremien vor Ort zügig entscheiden.“
Das Verkehrsministerium übt wiederholt Kritik an Uneinigkeit bei Bahnprojekt
Dies ist ein Punkt, den das Ministerium in Richtung Hohenlohe schon mehrfach formuliert hat. Denn in Hohenlohe, das weiß man in Stuttgart auch, herrscht Uneinigkeit – die Anliegerkommunen Kupferzell und Waldenburg hatten sich 2024 gegen eine Unterstützung der Planungen entschieden, auch im Kreistag war das Ja zuletzt ein sehr verhaltenes.
Die Stadt Künzelsau wiederum hat inzwischen nicht nur das Ruder in der Hand, sie muss es auch für alle anderen kräftig mitschwingen und hoffen, dass diese sich früher oder später entscheiden, mit zu paddeln. Nur gut, dass das Ministerium solche Projekte nach Kräften unterstützt – auch finanziell: „Mit besseren Förderbedingungen will das Land künftig nicht nur mehr an Baukosten übernehmen, sondern auch Planungskosten vorfinanzieren.“
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