Verkehrsminister Hermann: Kochertalbahn ist erfolgversprechende Strecke
Winfried Hermann spricht im Künzelsauer Ratssaal über Mobilität. Was die Bürger vom Minister wissen wollten und wie er die hiesigen Projekte wie Hohenlohebahn und Kochertalbahn bewertet.

Es war zu erwarten: Obwohl der baden-württembergische Verkehrsminister ein vielfältiges Päckchen rund um die Mobilität geschnürt, nach Künzelsau mitgebracht und es dann informativ aufbereitet vorgetragen hat, sind es vor allem Hohenlohebahn und Kochertalbahn, die den Diskurs des Abends beherrschen.
Auf Einladung der Grünen-Landtagsabgeordneten Catherine Kern ist Winfried Hermann am Mittwoch ins Künzelsauer Rathaus gekommen, wo er auf ein interessiertes Publikum trifft, das sich nicht ziert, den Minister mit Fragen zu löchern. Der nimmt"s gelassen, legt sein Sakko zur Seite und antwortet geduldig.
Regiobusse als Folge einer Sünde der Vergangenheit
Den ersten Applaus des Abends jedoch gibt es für seine Ausführungen zu den Regiobuslinien, die den ländlichen Raum verlässlich mit der Schiene verbinden sollen. Ein "Erfolgskonzept" nennt es der Minister: "Man kann fast sagen, entstanden in Künzelsau. Warum? Weil Künzelsau eine klassische Sünde der Vergangenheit ist. Dass ein Mittelzentrum vom Schienenverkehr abgehängt wird, ist unbefriedigend."
Applaus und verhaltenes Lachen im Raum. Die Kochertalbahn könnte die Lösung sein: "Ich glaube, es ist eine erfolgversprechende Strecke." Sie mache nur als Verlängerung der Stadtbahn aus Heilbronn Sinn und dürfe nicht als Pendelstrecke zwischen Waldenburg und Künzelsau verstanden werden.
Dass zwei Kommunen, die an der Strecke liegen, nicht mitmachen wollen, wundere ihn. Von den Bürgern vorgebrachte Bedenken, etwa in Hinblick auf den Radweg auf der Trasse, schätzt der Minister als wenig problematisch ein. "Da findet man schon eine Lösung."
An Waldenburg und Kupferzell gerichtet appelliert er: "Die Gemeinderäte sollten sich einen Ruck geben und erkennen, dass das eine Chance ist." Gleichzeitig stellt er klar: "Man braucht begeisterte Anhänger, sonst muss man es lassen." Denn es gebe im Verlauf solcher Projekte viele Hürden, die man letztlich nur gemeinsam überwinde.
Hürden, die Zeit kosten könnten. Bekanntermaßen winkt aber nur den ersten 100 Kilometern Reaktivierungsstrecken im Land eine rund 90-prozentige Förderung. Sind andere mit den Planungen also schneller, fehlen dem Kreis letztlich die Mittel für eine Umsetzung. Es kommt laut Hermann darauf an, wie schnell in Gremien entschieden werde. "Da verliert man erfahrungsgemäß die meiste Zeit."
Oberleitung für Hohenlohebahn nötig?
Kritisch hinterfragt wurde auch der teure Oberleitungsbau für die Hohenlohebahn zwischen Öhringen-Cappel und Schwäbisch Hall-Hessental. 80 Millionen Euro solle das laut eines Waldenburger Bürgers kosten. Er wünsche sich, dass alternative Antriebe geprüft würden, bevor man die Kommunen damit belaste. "Wir haben ja deswegen eine Studie gemacht", erklärt Winfried Hermann.
Ab einer gewissen Frequenz sei demnach die Oberleitung die bessere Lösung. Die Fahrzeuge seien in der Effizienz "fast unschlagbar", Fahrzeuge mit alternativen Antrieben um ein Vielfaches teurer in der Anschaffung. Und: Mit Blick auf den Güterverkehr sei die Oberleitung die bessere Option. Hermann räumt aber ein, dass man das nochmals prüfen werde. "Wir haben schließlich kein Interesse, das Geld zu verschwenden, wenn es das auch billiger gibt."
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