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Reaktivierung der Kochertalbahn: Diese baulichen Hürden gäbe es in Künzelsau

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Eine Publikation des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen stuft die Reaktivierung der Kochertalbahn zwischen Künzelsau und Waldenburg als sinnvoll ein. Ein Rundgang zeigt, welche Hürden die Trasse in der Künzelsauer Kernstadt nehmen muss.

Die ehemalige Eisenbahnbrücke ist noch vorhanden und könnte nach derzeitigem Stand auch wieder als solche genutzt werden.
Die ehemalige Eisenbahnbrücke ist noch vorhanden und könnte nach derzeitigem Stand auch wieder als solche genutzt werden.  Foto: Ludwig, Tamara

Wie sinnvoll ist es, stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren? Damit beschäftigt sich eine Publikation des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), die jüngst erschienen ist. Für die Kochertalbahn gelangt der Verein zu dem Urteil: Eine Wiederbelebung der Strecke von Waldenburg nach Künzelsau sei sinnvoll. Eine unterversorgte Region erhalte so ein besseres Grundangebot des öffentlichen Nahverkehrs und ein Mittelzentrum werde an die Schiene angebunden.

Von drei Prioritätsstufen ordnet der VDV die Kochertalbahn auf der höchsten, nämlich bei „dringlich“ ein. Was den Zeitaufwand angeht, sei davon auszugehen, dass das Projekt zwar nicht schnell, aber mittelfristig zu realisieren sei. Einen größeren Bauaufwand sieht der VDV demnach nicht.

Aber welche baulichen Veränderungen würde eine Reaktivierung der Kochertalbahn mit sich bringen? Die Redaktion hat sich – exemplarisch in der Kernstadt in Künzelsau – auf der Trasse umgesehen.

Breit genug dürfte es am Alten Bahnhof durchaus sein.
Breit genug dürfte es am Alten Bahnhof durchaus sein.  Foto: Ludwig, Tamara

Kochertalbahn müsste Kreisverkehr an Künzelsauer Knotenpunkt queren

Ausgangspunkt für diese Tour ist der Alte Bahnhof. Dort, wo einst der „Entenmörder“ ein- und ausfuhr, schlummert die Trasse unter dem Radweg. Breit genug ist das Gelände hier auf den ersten Blick: Ein Sandkasten für Kinder, Fahrradstellplätze und Grünflächen müssten der Bahn wohl weichen. In Richtung Westen stößt man nach wenigen Metern auf das erste Hindernis: den Kreisverkehr.

Unzählige Autos und Lkw nutzen diesen Knotenpunkt täglich, um an der Innenstadt vorbei auf schnellstem Weg etwa nach Ingelfingen oder auch ins Jagsttal zu gelangen – und umgekehrt. Diesen müsste die Kochertalbahn jedoch durchqueren.

Radweg Ende: Die Trasse führt derzeit zum Kreisverkehr, den die Bahn queren müsste.
Radweg Ende: Die Trasse führt derzeit zum Kreisverkehr, den die Bahn queren müsste.  Foto: Ludwig, Tamara

Was „baulich bei den diversen Straßenkreuzungen nötig wäre, ist noch nicht klar“, sagt Bürgermeister Stefan Neumann dazu. Immerhin geht man bislang davon aus, dass die vorhandene Brücke über den Kocher, die zur Endhaltestelle bei Nagelsberg führen soll, wohl statisch für eine Reaktivierung als Eisenbahnbrücke geeignet ist.

Für Kochertalbahn ist die Unterführung zu eng

Östlich vom Alten Bahnhof stellt sich die Situation anders dar. Die Unterführung der Stuttgarter Straße/B19 müsste erneuert werden. Vor allem, weil sie nicht breit genug ist, wie Neumann erläutert. Denn nicht nur die Bahn, auch Rad- und Fußgängerverkehr sollen hier durchpassen. Über diese Durchfahrt erreicht die Bahn auch das Areal „Neuer Stadteingang“. Bei der aktuellen Großbaustelle wird die Bahnstrecke bereits mitgedacht, sowohl Schienen als auch eine Haltestelle sind in den Plänen zu sehen.

Die Unterführung der Stuttgarter Straße ist nicht breit genug für Kochertalbahn, Rad- und Fußweg. Sie müsste neu gebaut werden
Die Unterführung der Stuttgarter Straße ist nicht breit genug für Kochertalbahn, Rad- und Fußweg. Sie müsste neu gebaut werden  Foto: Ludwig, Tamara

Von dort führt die Trasse dann – wiederum auf dem Radweg, vorbei am Friedhof und durch eine Wohnsiedlung – Richtung Künsbachtal. Wo genau es dann in den Tunnel hinein ginge, der in einer der beiden Varianten für den Streckenverlauf gebaut würde, ist noch offen. „In etwa einem Jahr wissen wir da mehr“, erklärt Bürgermeister Stefan Neumann. Denn bis dahin sollen die Planungen weiter fortgeschritten sein. 

Bund der Steuerzahler kritisiert Projekt

Die Kochertalbahn hat die Aufmerksamkeit des Bunds der Steuerzahler (BdSt) erweckt. Unter dem Titel „Reaktivierung der Schiene um jeden Preis? BdSt hält teures Bahnprojekt für fragwürdig“ beschäftigt sich ein Artikel der Lobbyorganisation, der am 9. Oktober publiziert wurde, mit der Kochertalbahn. Das Urteil: „Der Bund der Steuerzahler hält die vom Land angeschobene Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken, die mit hohen Kosten für die Steuerzahler verbunden ist, für fragwürdig. Deswegen sollte man die angedachte Reaktivierung der Kochertalbahn unbedingt überdenken. Vor allem die Folgekosten könnten den Kreis bzw. die beteiligten Gemeinden finanziell überfordern.“

Das stößt beim Künzelsauer Bürgermeister Stefan Neumann auf Unverständnis: „Scheinbar ist der Bund der Steuerzahler nicht gut informiert, und dessen Recherche erscheint – leider – sehr mangelhaft. Denn die zuletzt vorgestellte Machbarkeitsstudie zur Kochertalbahn hat für alle Trassenvarianten deutlich positive Nutzen-Kosten-Quotienten ergeben. Basierend auf guten Fakten kann ich für die Beurteilung des BdSt nur Unverständnis äußern. Schade, da hätte ich qualifizierte Aussagen erwartet.“

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