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100 Tage im Amt
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So tickt der neue Hohenloher Landrat Ian Schölzel 

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Ian Schölzel ist seit bald 100 Tagen im Amt. Das sind seine Wurzeln, Werte und Wünsche. 

Landrat Ian Schölzel an seinem Arbeitsplatz im Landratsamt Künzelsau. Der 48-Jährige ist seit drei Monaten der erste Mann im Hohenlohekreis. Foto: Ralf Reichert
Landrat Ian Schölzel an seinem Arbeitsplatz im Landratsamt Künzelsau. Der 48-Jährige ist seit drei Monaten der erste Mann im Hohenlohekreis. Foto: Ralf Reichert  Foto: Reichert, Ralf

"Verlässlich, zielstrebig, familienorientiert“: Das sind drei Eigenschaften, die Ian Schölzel aus dem Bauch heraus einfallen, um sich selbst zu charakterisieren. Den Familienmensch bekam man seit Mai schon öfter zu Gesicht: nicht etwa im privaten Umfeld, sondern in der Ausübung seines Dienstes. Die ersten 100 Tage als neuer Landrat des Hohenlohekreiseswerden am Donnerstag verstrichen sein, und an den Wochenenden konnte man ein ums andere Mal erleben, wie er das eine mit dem anderen verbindet. Ob beim Gastspiel des VfB Stuttgart in Hollenbach oder beim Kochertaler Weinsommer in Weißbach: Die Familie war dabei, „weil sie es nicht anders kennt“, sprich: Auch in seiner vormaligen Funktion als Bürgermeister von Weissach und Waiblingen nahm er seine Kinder immer wieder mit zu öffentlichen Terminen: „Sie sind so sozialisiert, sie wollen da mit und freuen sich.“

Kommunalpolitik hat Ian Schölzel schon als Bub fasziniert

Alle Generationen unter einem Dach: Die familiäre Ader ist Ian Schölzel quasi in die Wiege gelegt worden. Denn in Kirchberg an der Murr, wo er aufgewachsen ist, gaben sich Opa und Vater, Oma und Mutter sowie Tante und Onkel ständig die Klinke in die Hand. Es war ein Haus, in dem viel los war und in dem unterschiedlichste Sichtweisen gepflegt wurden. Es wurde viel diskutiert und philosophiert, gerne kreuz und quer durch den parteipolitischen Gemüsegarten. „Mein Opa wählte die CDU, meine Oma war sozialliberal.“ Immer wieder ging es dabei auch um Kommunalpolitik: „Das hat mich schon als kleiner Bub fasziniert“, nennt Schölzel eine Wurzel seines heutigen beruflichen Wirkens. Später berichtete er über die Arbeit des Gemeinderats – als freier Mitarbeiter der Marbacher Zeitung. Was wollte er als Kind werden? „Architekt, Förster oder Bauer“, meint Schölzel und schmunzelt: „Landrat oder Bürgermeister, das hatte ich nicht so sehr im Blick.“

Ian Schölzel mag es am liebsten bunt gemischt

Einer Partei ist er in all den Jahren nie beigetreten. So ist es bis heute geblieben. Für die Freien Wähler saß er zuletzt im Kreistag des Rems-Murr-Kreises, seit Mai ist er neuer Landrat des Hohenlohekreises: ganz ohne Parteibuch. Seine Lieblingspolitiker sind Helmut Schmidt und Theodor Heuss, Ludwig Erhard und Lothar Späth, Barack Obama und Nelson Mandela. Ian Schölzel mag es am liebsten bunt gemischt: Das gilt für die Farben seiner Krawatten genauso wie für die Sportarten, die ihn begeistern: Fußball, Volleyball, Tennis. Er liebt die Berge, den Wald, das Laufen. Er kommt im Job aber auch ohne Krawatte sehr gut zurecht und kann rasch auf Freizeit umschalten. Also mal gar nichts tun und relaxen. Dann freut er sich wieder auf die Gemeinschaft („Ich habe einen guten Stamm an Bekannten und Freunden“). Und natürlich: auf seine Familie. Ian Schölzel wirkt ausgeglichen, in einer guten Balance. Obwohl er voll fokussiert und motiviert ist, was seinen neuen Job als Landrat betrifft. Und er weiß genau, dass dieser die meiste Zeit in Anspruch nimmt.

Sein erster Eindruck von den Mitarbeitern? "Sehr positiv" 

Mit Feuereifer stürzt er sich seit Mai darauf. Er will die Bürger kennenlernen, die Mitarbeiter, die Entscheidungsträger. Gerade ist er auf eine Kreis-Reise aufgebrochen, die durch alle 16 Städte und Gemeinden führt. Seine ersten drei Kreistagssitzungen hat er schon hinter sich. Sein erster Eindruck: „sehr positiv“. Die Mitarbeiter im Landratsamt seien „sehr engagiert, sehr interessiert und sehr offenherzig“. Er spüre ein „gutes Miteinander“, deshalb wolle er die Strukturen vorerst nicht ändern. Im Kreistag ging er bisher auf Nummer Sicher, arbeitete die Tagesordnungspunkte sachlich und souverän ab, hielt sich weitgehend an sein Manuskript. Hier will er „mit der Zeit seinen eigenen Stil entwickeln“, auch „lockerer und freier“ sein. So wie man ihn jetzt schon bei anderen Terminen wahrnimmt. Am 20. und 21. September geht er mit dem neuen Kreistag in Klausur. Ab Herbst wird ihn der neue Haushalt massiv beschäftigen, die prekäre Finanzlage hat er längst verinnerlicht und weiß: „Die war bei der Stadt Waiblingen schon besser.“ Doch jammern hilft nicht. Ian Schölzel will handeln. Und auch als Landrat verlässlich und zielstrebig vorangehen. 

Zur Person: Wurzeln und Werdegang

Ian Schölzel wurde am 24. April 1976 in Backnang geboren. Groß geworden ist er in Kirchberg/ Murr in einem Mehrgenerationenhaus: „Darin lebten meine Großeltern, Eltern sowie Onkel und Tante“. Sein Opa kam mit 13 Jahren aus dem schlesischen Breslau ins Remstal, seine Oma stammt aus der Region Stuttgart. Sein Vater war Techniker, seine Mutter Kauffrau. Nach der Schulzeit in Backnang studierte er an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg und zusätzlich Wirtschaftsrecht in Saarbrücken. Mit 31 Jahren wurde Bürgermeister von Weissach im Tal, im März 2022 wechselte er als Bürgermeister zur Stadt Waiblingen, seit Mai 2024 ist er Landrat des Hohenlohekreises. Schölzel ist verheiratet und hat drei Kinder. Der 48-Jährige wohnt in Weissach im Tal. 

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