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Glasfaser-Ausbau: Schöntal beendet Kooperation mit der Deutschen Giganetz

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Die Kooperation beim Glasfaser-Ausbau zwischen der Gemeinde Schöntal und der Deutschen Giganetz endet. Für die Ortsteile besteht eine Perspektive auf schnelles Internet über einen anderen Anbieter, zumindest für manche. 


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Das Warten auf schnelles Internet und den Glasfaser-Ausbau durch die Deutsche Giganetz hat in Schöntal nun ein Ende. Nicht, weil der Hamburger Telekommunikationskonzern im Jagsttal zu Bagger und Schaufel greift, sondern weil die Gemeinde einen neuen Partner gefunden hat.

„Die Netcom ist auf uns zugekommen und will einige Ortsteile eigenwirtschaftlich ausbauen“, erklärt Bürgermeister Joachim Scholz am Donnerstagabend in einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung. Konkret sind das Winzenhofen, Sindeldorf und Marlach. Läuft alles planmäßig, sollen die Bauarbeiten in Winzenhofen noch dieses Jahr starten. Davor liegt der Ball beim Gemeinderat, der einige weitreichende Entscheidungen treffen muss. 

Glasfaser mit Deutsche Giganetz: Ausbaupläne im Herbst 2023 auf Eis gelegt

Die Deutsche Giganetz (DGN) hatte im Herbst vergangenen Jahres zunächst die Glasfaer-Ausbaupläne für Dörzbach, Krautheim und Schöntal auf Eis gelegt. Wann und ob dort überhaupt ausgebaut werde, wollte auf Nachfrage der Hohenloher Zeitung zuletzt niemand sagen. Im März beteuerte eine Unternehmenssprecherin zwar: „Die Deutsche Giganetz hat nach wie vor das Ziel, das Jagsttal auszubauen.“ Einen Zeitplan dafür könne man jedoch nicht nennen, eventuell wisse man bis zur Jahresmitte mehr.

Von den Bürgermeistern der betroffenen Kommunen war indes immer wieder zu hören, dass sie nicht mehr mit einem flächendeckenden und vor allem zügigen Ausbau durch die DGN rechnen.

Dabei war man in der Vorvermarktung überaus erfolgreich: In Schöntal hatten mehr als 50 Prozent der Hausbesitzer Vorverträge mit der Giganetz abgeschlossen. Maßgabe für den Ausbau waren 35 Prozent. Und: Schöntal sollte ursprünglich sogar eine der ersten Kommunen im Hohenlohekreis sein, in der der Glasfaser-Ausbau startet. Drei Jahre später ist immer noch nichts passiert.

Glasfaser-Ausbau im Jagsttal: So funktioniert die Versorgung

Joachim Scholz hat nochmals bei der DGN nachgefragt und erneut keine klare Aussage bekommen, ob und wann im Jagsttal gebaut wird. Daraus leitet sich die Empfehlung der Verwaltung ab, den Kooperationsvertrag mit der Deutschen Giganetz zu kündigen und sich mit der Netcom zusammenzutun.

Was dies konkret bedeutet, erklärt Joachim Scholz: Im Jahr 2010 hat die Gemeinde mit Mulfingen den Zweckverband „Breitbandversorgung Mittleres Jagsttal“ gegründet und ein Backbone-Netz erstellt. Dies bildet die Basis, um die Kommunen mit Breitband-Internet zu versorgen.

Dem Zweckverband haben sich später auch Dörzbach und Krautheim angeschlossen sowie zuletzt Ingelfingen. Die Backbone-Leitung ist aktuell an die Netcom verpachtet, die von hier aus bereits Kunden mit schnellem Glasfaser-Internet bis ans Haus (FTTB) versorgt – beispielsweise im Hohebacher Neubaugebiet Gässleinsau. Andere bekommen zumindest Glasfaser bis zum Verteilerkasten (FTTC). Von dort aus führt dann in der Regel eine Kupferleitung weiter zum Gebäude.

Die Netcom sieht für den eigenwirtschaftlichen Ausbau in Winzenhofen, Sindeldorf und Marlach gute Voraussetzungen und will dort FTTB umsetzen.

Was passiert in den restlichen Ortsteilen in Schöntal?

Aber was ist mit den restlichen Ortsteilen der Gemeinde? Weil die meisten ebenfalls unterversorgt sind, also unter einer Leistung von 30 Megabits pro Sekunde liegen, hatte Schöntal Zuschüsse für den Breitband-Ausbau über das sogenannte Wirtschaftlichkeitslückenmodell beantragt. Rund 17 Millionen Euro sollte dies voraussichtlich kosten. Abzüglich der bewilligten Zuschüsse müsste die Gemeinde zwei Millionen Euro selbst tragen.

Den geförderten Ausbau hat sie ausgeschrieben, Telekommunikationsunternehmen können ein Angebot abgeben. Wer den Zuschlag erhält, baut das Glasfasernetz und darf es betreiben. Weil Winzenhofen, Sindeldorf und Marlach jetzt von der Netcom eigenwirtschaftlich ausgebaut werden sollen, muss die Gemeinde die Ausschreibung zurückziehen und anpassen.

Der Gemeinderat stimmt dem zu, ebenso dem Ende der Kooperation mit der DGN und der neuen Zusammenarbeit mit der Netcom. Was bedeutet das für jene Bürger, die Vorverträge mit der DGN abgeschlossen haben, fragt Gemeinderat Sven Pfortner: „Die Verträge sind älter als zwei Jahre und damit ungültig“, erklärt Scholz. Sie müssen also nicht tätig werden.

Übrigens: Sollte die EnBW-Tochter Netcom bei der neuen Ausschreibung zum Zuge kommen, läge alles in einer Hand. Dann, so sichern es Vertreter der Netcom den Gemeinderäten zu, werde man auch Oberkessach und Berlichingen eigenwirtschaftlich ausbauen, sofern genügend interessierte Kunden zusammenkommen. Die beiden Orte gelten insgesamt nicht als unterversorgt und sind deshalb nicht vollständig in der Ausschreibung berücksichtigt.

Modell

Der Bund fördert den Breitbandausbau mit dem sogenannten Wirtschaftlichkeitslückenmodell. So sollen Gebiete, in denen ein privatwirtschaftlicher Ausbau eher unwirtschaftlich ist, erschlossen werden. Voraussetzung ist, dass die Ortschaft mit Blick auf schnelles Internet unterversorgt ist. Der Ausbau wird dann ausgeschrieben und Telekommunikationsunternehmen wie Telekom, Netcom oder Giganetz können ein Angebot abgeben. Der Gemeinderat entscheidet nach verschiedenen Kriterien, wer den Zuschlag erhält. 

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