Umstrittenes Großprojekt: Baugelände von Schäfer+Peters wird vorbereitet
Der Boden für das geplante Logistikzentrum von Schäfer+Peters soll demnächst eingeebnet werden. Was die Bürgerinitiative "Hoher Markstein" kritisiert und wieso Neuensteins Bürgermeister kontert.

Überraschung in Neuenstein: Mitten in der kommunalpolitischen Sommerpause hatte die Stadtverwaltung am Montag zu einer Gemeinderatssitzung geladen. Deren Zweck: Die Räte sollten dort ihr Einvernehmen zum Antrag des Projektierers geben, die Arbeiten zur Modellierung jenes Baugeländes, wo das geplante Logistikzentrum von Schäfer+Peters entstehen soll, vornehmen zu können. Besagtes Ersuchen, über welches das Landratsamt final zu entscheiden hat, ist formell getrennt vom eigentlichen Bauantrag. Unter den Räten war dies unstrittig – das Votum erging einstimmig.
Nach Stimme-Informationen ist der Antrag für den bis zu 40 Meter hohen Logistiktrakt, wo später über 300 Personen arbeiten sollen, vor rund zwei Wochen beim Landratsamt des Hohenlohekreises eingegangen. Die Bürgerinitiative „Hoher Markstein“ übt unterdessen harsche Kritik an Form und Inhalt der jetzt vom Rat abgesegneten Baugrund-Modellierung. Kristallisationspunkt ihres Unmuts: Das Gelände soll nicht nur im Areal „Lange Klinge III/Nord“, sondern gleich auch im Gebiet „Lange Klinge IV“ angepasst werden – und damit auf über 14 Hektar Fläche. Tausende Tonnen Erde werden hierfür bewegt, um ein Plateau in bis zu sechs Metern Höhe zu schaffen. Mindestens 2000 Lastwagen-Fahrten sind dafür laut Verwaltungsangaben notwendig.

Geplantes Logistikzentrum von Schäfer und Peters: Werden beim Hochregallager frühzeitig Fakten geschaffen?
Damit – so argumentiert die BI in einer Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion – würden nicht nur dem eigentlichen Bau, welcher in „Lange Klinge III Nord“ ansässig sein soll, sondern direkt auch einer von Schäfer+Peters im Bereich „Lange Klinge IV“ perspektivisch angestrebten Erweiterung des Trakts der Boden bereitet. „Wir haben ab Baubeginn eine versiegelte Fläche mit allen ökologischen und klimatischen Auswirkungen ohne reales Bauvorhaben“, teilen die rund 40 in der BI organisierten Projektkritiker mit.
Bürgermeister Karl Michael Nicklas weist die Vorwürfe auf Nachfrage zurück: Von einem Vorpreschen und der unbotmäßigen Schaffung von Tatsachen könne aus seiner Sicht keine Rede sein. Es sei vielmehr „gängige Praxis“, dass bei größeren Bauprojekten der Antrag zur Erdmodellierung vom eigentlichen Bauantrag entkoppelt werde – beim örtlichen Rewe-Supermarkt etwa habe man ähnlich verfahren.
Und: Anders als von den Kritikern behauptet, gehe er, so Nicklas, davon aus, dass dabei im Areal „Lange Klinge IV“ kein Kalk eingebracht und der Boden dort daher bis auf Weiteres kultivierbar – und somit für eine potenzielle landwirtschaftliche Nutzung erhalten – bleibe. Ganz genau könne er dies jedoch nicht sagen, denn es sei Sache von Bauträger und Landratsamt als Genehmigungsbehörde. Warum man jetzt partout nicht mehr zwei Wochen bis zur nächsten regulären Ratssitzung warten konnte? „Mit einem solchen Bauvorhaben wollen wir nicht in die Winterzeit reinlaufen“, sagt der Rathauschef.
Wann mit dem Bau für Schäfer und Peters in Neuenstein begonnen werden soll
Aus Perspektive des Projektierers sei es jedenfalls sicherlich wünschenswert, bereits noch im laufenden Jahr mit den Erdarbeiten beginnen zu können. Nicklas betont auch für den strittigen Bereich „Lange Klinge IV“ – wo anders als im benachbarten Areal bislang weder ein Bebauungsplan vorliegt, noch das Gebiet planerisch als Gewerbezone im Flächennutzungsplan hinterlegt worden ist: „Die Modellierung dient der späteren gewerblichen Nutzung.“ Mit dem Vorhaben, das gesamte Gelände in einem Zuge einzuebnen, werde dafür gesorgt, dass die Belastungen für Anwohner durch den LKW-Verkehr auf ein notwendiges Minimum reduziert würden.
Die BI hingegen kommentiert das nun ergangene Votum so: „Wir bedauern, dass der Gemeinderat auf Basis dieser vagen Aussage sein Einvernehmen erteilt hat – und nicht eine Festlegung gefordert hat. Wir interpretieren das als erneute Verschleierung von Baumaßnahmen, die bereits beim Vorentwurf begonnen hat.“
Die Fronten beim Schäfer+Peters-Großprojekt präsentieren sich also weiterhin verhärtet. Weich zeichnet sich hingegen der Zeitplan am Horizont der Möglichkeiten ab: Nachdem das behördliche Genehmigungsverfahren für den eigentlichen Bau beim Landratsamt nun begonnen wird, informiert der Neuensteiner Verwaltungschef: Ziel sei ein Baustart im ersten Halbjahr 2025.
Was Schäfer und Peters in Neuenstein plant
Das neue Zentrum des Befestigungsmittel-Herstellers Schäfer+Peters soll – unweit des Örtchens Löschenhirschbach – zwischen Autobahn und Haller Straße/ L1036 entstehen und gliedert sich in drei Einheiten: das abschnittsweise bis zu 40 Meter hohe vollautomatisierte Hochregallager, einen großen Verlade- und Logistiktrakt, den täglich 30 bis 50 Lastwagen anfahren sollen, sowie das vorgelagerte, teils sechsstöckige Bürogebäude, welches zu Verwaltungszwecken dient.
Rund 76.000 Quadratmeter Fläche wird das Großprojekt zunächst beanspruchen. Erweiterungsbereiche auf dem insgesamt rund 14 Hektar großen Gelände stehen – im genannten Areal „Lange Klinge IV“ – prinzipiell zur Verfügung. Unter dem Gelände ist Neuensteins erste große Tiefgarage geplant. Ebenfalls vorgesehen sind diverse Tagungs- und Konferenzräume.
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