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Würth, EBM-Papst und Co. fliegen von hier: Flugplätze in Hohenlohe

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Die zwei Verkehrslandeplätze in Schwäbisch-Hall und Niederstetten werden von großen Firmen wie Würth und EBM-Papst genutzt. Welche prominenten Gäste hier ein- und aussteigen und wem die Flugplätze gehören.


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Vielleicht war es ein Trost für die Kieler Fußballer. Denn als sie nach der Niederlage beim FC Heidenheim am Sonntag vor zwei Wochen den Abgrund der Tabelle erreicht hatten, mussten sie ihre Trauer nicht vor der Öffentlichkeit verstecken: Auf dem Nachhauseweg war die Mannschaft unter sich. Sie reiste mit einer gecharterten Maschine vom Adolf-Würth-Airport in Schwäbisch Hall zurück in den hohen Norden, „Aufgrund der späten Anstoßzeit der Begegnung war die Rückreise nach Kiel über Hamburg mit einer Linienmaschine nicht mehr möglich“, sagt ein Sprecher der Mannschaft. Der Flug dürfte etwa so lange gedauert haben wie die Fahrt von Heidenheim mit dem Mannschaftsbus.

Dass Prominenz in Hall landet, kommt häufiger vor: 2024 wurde bekannt, dass Borussia Dortmund für das Spiel in Heidenheim hier gelandet ist. Im Jahr 2017 sah eine Journalistin die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Umsteigen von einem Helikopter in den Regierungsjet, nachdem sie einen Termin in Heilbronn hatte. Und der Deutsche Skiverband hat hier beispielsweise Biathleten und Skispringer eingekleidet – denn der Flugplatz-Eigentümer Würth ist Sponsor der Wintersportler.

Blick vom zivilen Tower in Niederstetten in Richtung Landebahn und zum Bereich der Bundeswehr. Der Tower der Heeresflieger ist der kleinere Turm links.
Blick vom zivilen Tower in Niederstetten in Richtung Landebahn und zum Bereich der Bundeswehr. Der Tower der Heeresflieger ist der kleinere Turm links.  Foto: Götz Greiner

Flugplätze in Hohenlohe: Betriebsleiter ist auch Pilot bei EBM-Papst

Die Welt der Flieger ist eine kleine. Das zeigt sich bald am Flugplatz in Niederstetten, wenn der Geschäftsführer der Flugbetriebs-Gesellschaft, Michael Schäfer, auf die Bundesligisten angesprochen wird. „Holstein Kiel fliegt mit einer Turboprop von der Firma Privatewings“, weiß er. Woher? „Ich habe den Piloten ausgebildet.“ Schäfer selbst fliegt für die Firma EBM-Papst, deren Sitz in Mulfingen etwa 20 Kilometer mit dem Auto von dem Flugplatz entfernt ist. Der Jet steht in einer Halle unweit der Landebahn, zusammen mit den Flugzeugen, die zu anderen Firmen gehören wie Sprügel in Ingelfingen und Schüttler in Crailsheim.

In Niederstetten haben vier Firmen ihre Flugzeuge in einer Halle stehen. Der Jet von EBM-Papst steht hinten rechts.
In Niederstetten haben vier Firmen ihre Flugzeuge in einer Halle stehen. Der Jet von EBM-Papst steht hinten rechts.  Foto: Götz Greiner

Auf dem Flugplatz Niederstetten, der eigentlich der Bundeswehr gehört, gibt es jährlich etwa 2000 zivile Flugbewegungen, sagt Stadtrat Klaus Lahr. Er ist einer der Geschäftsführer der Flugplatz Niederstetten GmbH neben Stadt-Kämmerin Stefanie Olkus-Herrmann. Von den etwa 600 Flügen gewerblicher Maschinen ab Niederstetten 2024 seien 150 über die Mulfinger Firma gegangen. Früher seien es mehr gewesen. „Inzwischen fliegen wir aber nur noch Strecken ab 400 Kilometer“, betont EBM-Papst-Pressesprecher Hauke Hannig. Den Großteil der Flugbewegungen in Niederstetten machen die nicht-geschäftlichen aus, ergänzt Schäfer: „Hier gibt es Trainingsflüge für die Piloten und einen Flugsportverein.“

In Niederstetten gehört die Piste der Bundeswehr. Die Stadt Niederstetten, der die Flugplatz Niederstetten GmbH (FN) gehört, hat dafür einen Mitbenutzungsvertrag mit dem Militär abgeschlossen. Der zivile Teil des Grundstücks ist vom militärischen Teil mit einem Rolltor abgeschlossen. Zu Arbeitszeiten der Heeresflieger wird der zivile Luftverkehr über deren Tower abgewickelt, nach Feierabend und am Wochenende über den Tower auf dem Zivil-Gelände. Die Betriebsleiter sind Soldaten, die bei der Flugbetrieb Niederstetten GmbH angestellt sind.Der Betrieb des Flugplatzes wird von EBM-Papst unterstützt, sagt FN-Geschäftsführerin und Stadtkämmerin Stefanie Olkus-Herrmann – im vergangenen Jahr sei es eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich gewesen. Derzeit werden Tower und Nebengebäude renoviert, dafür sucht die Stadt Niederstetten Sponsoren.

Ähnliche Voraussetzungen gibt es am Adolf-Würth-Airport in Hall. Nur die Zahl der Flugbewegungen ist höher: Die Flugbewegungen haben sich auf etwa 30.000 jährlich eingependelt, teilt eine Sprecherin der Würth-Gruppe mit. Diese würden je zur Hälfte auf Start und Landungen entfallen. Offenkundig ist, dass neben Würth auch die Schwarz-Gruppe von hier aus fliegt. Zusätzlich kommen hier immer wieder internationale Geschäftspartner aller möglichen Firmen der Umgebung an. Schäfer sieht darin eine Existenzberechtigung für zwei Verkehrslandeplätze in der Region: „Niederstetten strahlt Richtung Würzburg aus, Schwäbisch Hall Richtung Künzelsau und Heilbronn.“

Der Adolf-Würth-Airport in Schwäbisch Hall ist etwas größer als der Niederstettener Flughafen.
Der Adolf-Würth-Airport in Schwäbisch Hall ist etwas größer als der Niederstettener Flughafen.  Foto: Götz Greiner

Flugplätze in Hohenlohe: Piloten können auf den jeweils anderen Flugplatz ausweichen

Die Flugplätze ergänzen sich auch im Alltag, sagt Schäfer. Wenn an dem einen Ort eine Landung nicht möglich ist, könne der Pilot auf den anderen ausweichen, „zum Beispiel bei Nebel“. Da habe Niederstetten den Vorteil, dass es etwas höher liege als Hall.

Der Ursprung des Haller Landeplatzes liegt in einem Sportflugplatz, der bald ein Fliegerhorst der Lufwaffe in der NS-Zeit wurde. Gegen Kriegsende wurden hier Piloten an der ME262 geschult, dem ersten Düsenflugzeug. Nach dem Krieg übernahm die US-Armee den Flugplatz und baute die Dolan Barracks auf. 1993 zogen sie ab. Seither gehört der Flugplatz zu Würth.

Adolf-Würth-Airport in Schwäbisch Hall Geschäftsreiseflugzeuge können hier landen

Die Maschinen, die auf Landeplätzen starten können, sind Leichtflugzeuge bis hin zu Geschäftsreiseflugzeuge. Die Turboprop, mit der wohl die Kieler Fußballer abgeflogen sind, hat 32 Sitzplätze. Für größere Flugzeuge sind die Landebahnen zu kurz. Hall misst 1540 Meter und Niederstetten 1311 Meter. Die dortige Piste ist mit Sponsoren 2011 für etwa 4,5 Millionen Euro verlängert worden, „sonst hätten wir den Status als Verkehrslandeplatz nicht mehr halten können“, sagt Schäfer.

2024 hatte in Hall ein Heeresflieger-Pilot beim Landen eines Truppentransporters des Typs A400M im Training seine Probleme. Und auch in Niederstetten, wo die Bundeswehr nur Hubschrauber stationiert hat, ist das Landen einer solcher Maschine eine Kunst. „So eines landet hier auch nur einmal im Jahr.“

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