Chefarzt-Entlassung am Öhringer Krankenhaus – Patienten besorgt bis schockiert
Patienten sind besorgt bis schockiert über das Aus von Frank A. Wenger als Chefarzt der Chirurgie am Hohenloher Krankenhaus in Öhringen. Die Klinikleitung mauert derweil weiter zu den Gründen.
Die Entlassung von Frank A. Wenger als Chefarzt der chirurgischen Fachabteilung am Hohenloher Krankenhaus schlägt hohe Wellen. Die Hohenloher Zeitung hatte am Donnerstag exklusiv darüber berichtet. Patienten, die sich ganz auf eine Operation durch Wenger verlassen haben, sind besorgt.
Entlassung von Chefarzt Wenger sorgt für Verunsicherung: „Wir hängen jetzt völlig in der Luft“
Eine Frau, deren Mann vor einer schweren OP steht und dafür sein volles Vertrauen in den Chefarzt gesetzt hatte, meldete sich bei der Stimme und klagt: „Wir und andere Patienten hängen jetzt völlig in der Luft.“ Der Termin war fest ausgemacht, jetzt muss sich der Mann einen anderen Arzt suchen. Denn in Öhringen wollte er nur von Wenger operiert werden.

Seine Frau erzählt: „Er machte einen sehr kompetenten und zugewandten Eindruck. Er ist engagiert und sehr interessiert. Deshalb haben wir uns für ihn entschieden.“ Sie hätten zum letzten Mal vor drei Wochen mit Wenger gesprochen. Da habe er noch gesagt: Er rufe zurück. „Doch hat er nicht zurückgerufen.“ Stattdessen hieß es auf Nachfrage aus dem Sekretariat: Er sei „nicht da“ oder: Er habe sich „krankgemeldet“.
Frühere Patienten loben Wenger und rätseln über Gründe für die plötzliche Trennung
Ein weiterer Mann, der im Frühjahr 2024 von Frank A. Wenger operiert worden war, reagiert „schockiert“ auf die Nachricht von der Entlassung. „Ich mochte ihn sehr. Er war sehr persönlich, sehr einfühlsam, sehr verständlich und sehr kompetent.“ Der Mann rätselt wie viele, was zu der Trennung geführt haben könnte. Was sollten die Patienten jetzt auf jeden Fall wissen? „Ob er jetzt in ein anderes Krankenhaus geht und wie man ihn erreichen kann.“
Die BBT-Gruppe als Mehrheitsgesellschafterin der Träger-GmbH beteuert unterdessen abermals: Die medizinische Versorgung der Patienten sei jederzeit sichergestellt, „Operationen wurden und werden wie geplant durchgeführt“, erklärt BBT-Sprecherin Ute Emig-Lange. Die zwei „erfahrenen Oberärzte“ Dr. Manfred Megele und Dr. Lajos Toth würden die chirurgische Abteilung übergangsweise leiten. Und: „Die Suche nach einem Nachfolger ist eingeleitet.“

Neubau bald fertig: Hohenloher Krankenhaus steht mitten in den Umzugs-Vorbereitungen
Bis wann der Posten wiederbesetzt sein soll, sagt sie nicht. Dies ist insofern von Relevanz, als das Hohenloher Krankenhaus mitten in den Vorbereitungen für den Um- und Einzug in den Neubau steht.
Das Gebäude wird bis Ende September übergeben, im November startet der Testbetrieb ohne Patienten, am 17. Januar ist ein Tag der offenen Tür, am 1. März soll der Betrieb dort scharfgestellt werden und alle Patienten umziehen.
Klinikleitung schwärmte von Wenger, als er in Öhringen anfing
Nachdem Frank A. Wenger im Oktober 2021 seinen Dienst als neuer Chefarzt der Chirurgie angetreten hatte, wurde die Klinikleitung nicht müde zu betonen, welch exzellenten Fachmann man mit ihm an Land gezogen habe.
Offenbar hat er die Erwartungen vieler Patienten erfüllt: nicht nur menschlich, sondern auch fachlich, wie auch jetzt kurz nach der Trennung häufig in der Bevölkerung zu hören ist. Das Krankenhaus selbst gibt dazu aktuell keinen Kommentar ab.
Versorgung im Adipositas-Zentrum gesichert – Patienten werden persönlich informiert
Wenger hat unter anderem ein Adipositas-Zentrum aufgebaut, in dem chronisch fettleibige Menschen operiert, behandelt und beraten wurde. „Die Versorgung der Adipositas-Patienten ist durch den erfahrenen Adipositas-Chirurgen und Oberarzt André Lindner aus dem BBT-Klinikum Julia-Lanz gewährleistet“, so Emig-Lange.
Die Patienten werden persönlich informiert, da hier eine längerfristige Betreuung im Rahmen des multimodalen Konzepts besteht.“
Belegschaft wurde am 15. Oktober schriftlich informiert
Viele Bürger wollen wissen: Was sind die Gründe für diese Trennung? Sie verlangen präzisere Auskünfte, schließlich gehe es um das höchste Gut: die Gesundheit. Diese und weitere Fragen zu dem Vorfall selbst blockt die Klinikleitung aber weiter ab. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu dem Vorgang aufgrund der juristischen Implikationen nicht weiter äußern.“
Wie die Stimme erfuhr, wurden die Mitarbeiter am 15. August über die Entlassung informiert. In dem Schreiben an die Belegschaft steht: „Patienten sind nicht zu Schaden gekommen.“ Und: „Der Entscheidung ging eine umfangreiche Aufklärung durch externe Juristen voraus, die uns sowohl bei der Aufarbeitung als auch Bewertung des Sachverhalts intensiv unterstützt haben.“

Stimme.de