Strengere Biomüll-Kontrollen im Hohenlohekreis – doch ein Fehler sorgt für Ärger
Der Hohenlohekreis seziert ausgewählte Biotonnen penibel auf Fremdstoffe, manche Bürger bemängeln „falsche“ Abfuhren. Die Abfallwirtschaft gibt einen Fehler zu und reagiert auf andere Gerüchte.
Nach der „Kälte-Pause“ im Winter kontrolliert die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH) wieder den Inhalt stichprobenhaft ausgewählter Biotonnen auf Fremdstoffe. Zuletzt waren 35 Prozent dieser Behälter verunreinigt. Bis 1. Mai müsste dieser Wert theoretisch auf unter drei Prozent sinken, praktisch wird dies kaum zu schaffen sein. Ab dann darf der Verwerter Reterra Erden Süd in Öhringen Biomüll-Chargen zurückweisen, die über drei Prozent Plastik, andere unerlaubte Stoffe oder sonstigen Restmüll enthalten. Der Kreis müsste diese Ladungen dann zurücknehmen und viel teurer als Restmüll entsorgen lassen – was die Müllgebühren gravierend steigen lassen würde. Deshalb tut die AWH alles, um dies zu verhindern.
Kontrollaktion bei Biomüll im Hohenlohekreis soll Fehlwurfquote senken
Die überaus scharfe Kontrollaktion, die am 20. Oktober gestartet wurde und bundesweit für Aufsehen sorgt, soll die Fehlwurfquote spürbar senken. Viel genauer als vorher wird der Müll von Spezialteams seziert, viel rigider sind die Sanktionen in Form von Bußgeldern, die zu den Extra-Zahlungen für die gesperrten und dann als Restmülltonnen abgefahrenen Biotonnen obendrauf kommen.
Biotonnen ins Restmüllauto geleert: Das schildert ein Bürger aus Pfedelbach
Die AWH zieht die Daumenschrauben also gewaltig an. Umso genauer schaut auch mancher Bürger bei der Müllabfuhr hin. Getreu dem Motto: Wie du mir, so ich dir. So hat Markus Basel einen Vorfall geschildert, der aufhorchen lässt. Demnach hätten Müllwerker eines Tages sämtliche Biotonnen in der Pfedelbacher Mozartstraße in ein Fahrzeug gekippt, das nur Restmülltonnen aufnehmen sollte. Sie seien davor vier oder fünf Tage nicht abgeholt worden.
Basel schließt aus, dass es sich dabei um gesperrte Biotonnen handelte, die falsch befüllt waren und deshalb auf diese Weise als Restmüll entsorgt wurden, denn: „Die ganze Straße kann ja nicht die Tonnen falsch befüllt haben, und ich habe sie ebenfalls korrekt befüllt.“
Basel versteht nicht, wie so etwas passieren kann, wo die AWH doch seit Monaten darauf erpicht sei, den Müll haarklein und korrekt zu trennen und „die Bürger mit Sanktionen zu gängeln“. Wenn das so sei, müsse auch auf der anderen Seite alles mit rechten Dingen zugehen.
Biomüll im Restmüll entsorgt: AWH gibt den Fehler unumwunden zu
Was sagt die AWH dazu? Sie gibt den Fehler unumwunden zu. „Aufgrund eines hohen Krankenstandes beim Abfuhrunternehmen waren die Biotonnen in einem Teil der Mozartstraße einige Tage stehengeblieben. Am 4. Februar war der reguläre Abfuhrtermin für Restmüll. Dabei wurden insgesamt acht Biotonnen in der Mozartstraße versehentlich für gesperrte Biotonnen gehalten. Da diese zum Entsperren zur Restmüllabfuhr bereitgestellte werden müssen, wurden diese Tonnen vom Restmüllfahrzeug geleert“, so Kohr. „Das Abfuhrunternehmen wurde auf die Problematik hingewiesen und bedauert den Vorgang.“
AWH beteuern: Solche Verwechslungen sind die absolute Ausnahme
Wie oft kommen solche Verwechslungen bei der Müllabfuhr vor? „Eine Verwechslung wie hier geschehen, ist uns keine zweite bekannt.“ Sind die gesperrten Biomülltonnen nicht gesondert gekennzeichnet, wenn sie zur Restmüllabfuhr bereitgestellt werden? „Betroffene Bürger erhalten, wenn die Tonne gesperrt wurde, mit einem Info-Schreiben auch ein gelbes Band, das sie an der Tonne anbringen sollten. Leider liest das nicht jeder, manchmal dauert der Postweg auch länger als bis zur nächsten Restmüll-Leerung, andere möchten dieses Kennzeichen nicht sichtbar an der Tonne haben und lassen das Band weg und stellen die Tonne so zum Restmüll bereit“, erklärt Kohr. „Das hat zur Folge, dass immer wieder Tonnen nicht entsperrt wurden und die Müllwerker den Weg zur Tonne als zusätzliche Anfahrt noch einmal antreten mussten.
Bei einzelnen während der Restmüllabfuhr bereitgestellten Tonnen müssen die Müllwerker also davon ausgehen, dass es sich um solche Fälle handelt, bei denen der Tonnenbesitzer keine Kennzeichnung anbringen konnte oder wollte.“
Wie reagiert die AWH auf ähnliche Beschwerden?
Immer wieder beschweren sich Bürger, dass Biomülltonnen „einfach so“ bei der Restmüllabfuhr entleert würden. Was ist da dran? „Wenn wir solche Beschwerden erhalten, prüfen wir den geschilderten Fall. Dazu muss uns das korrekte Leerungsdatum genannt werden. Unser System vermerkt nicht nur, wann welche Tonne am Abfuhrfahrzeug war, sondern auch, an welchem genau. Wenn zwei Fahrzeuge kurz hintereinander am gleichen Ort waren, was vor allem in den Sommermonaten mit der wöchentlicher Biotonnenleerung vorkommen kann, wird oft nur ein Fahrzeug bemerkt und die Verwunderung ist groß, wenn kurz darauf beide Tonnen leer sind.“
Es sei auch möglich, dass ein Fahrzeug am Morgen Bioabfall abhole und das Fahrzeug am Nachmittag – nach einer Entleerung am Umschlagsort – den Kollegen der Restmüllabfuhr unter die Arme greife. „Dann sehen wir aber den zeitlichen Versatz und können auch anhand der Wiegescheine prüfen, welche Abfallart bei welcher Tour gefahren wurde.“ Man lege größten Wert auf die korrekte Trennung der Abfallarten.
„Wenn wir ausnahmsweise wie in der Mozartstraße geschehen einen Fehler feststellen können, liegt immer ein nachvollziehbarer und in der Regelabfuhr nicht vorkommender Grund vor.“
Ab 1. Mai könnte der Verwerter stärker verunreinigte Chargen zurückweisen
Dass Reterra Erden Süd ab 1. Mai gleich vollkommen ernst macht und den neuen Passus in der Bioabfallverordnung eins zu eins umsetzt und stärker verunreinigte Biomüll-Chargen vom Hohenlohekreis ganz zurückweist, ist wohl nicht zu erwarten. Die AWH steht mit dem Öhringer Verwerter in engem Kontakt. „Wir sind selber gespannt, was im Mai passiert“, sagt Sprecherin Anja Kohr. Doch mittelfristig und auf lange Sicht gibt es wohl kein Entrinnen. Von der EU bis zum Land sind sich alle einig: Biomüll muss sortenreiner und von fast allen Fremdstoffen befreit werden, damit er noch besser und günstiger recycelt werden kann: zu Kompost oder Strom und Wärme. Denn das Aussortieren von Plastik & Co. frisst viel Zeit und Geld.


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