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Illegale Entsorgung
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DRK Hohenlohe gibt Altkleidercontainer auf – oft als Müllabladeplatz missbraucht

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Was darf noch in den Altkleidercontainer? Die neue EU-Richtlinie sorgt für Verunsicherung – und der DRK-Kreisverband Hohenlohe zieht Konsequenzen. Die Alttextilsammlung über Container endet dort nun.


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„Bitte nur brauchbare Kleidungsstücke“. Das steht auf den Altkleidercontainern von privaten und karitativen Anbietern. Kaputte oder verschmutzte Kleidung gehören nicht hinein. Und trotzdem landen immer mehr unbrauchbare Textilien und sogar Müll in den Containern, was dazu führt, dass sich das Sammeln für die Betreiber finanziell nicht mehr lohnt.

DRK Hohenlohe steigt wegen hoher Entsorgungskosten bei Altkleidersammlung aus Containernetz aus

Der DRK-Kreisverband Hohenlohe zieht jetzt die Konsequenzen und zieht sich aus der Sammlung von Altkleidern über Altkleidercontainer zurück. Auch weitere Kreisverbände, erzählt Bernd Thierer, Kreisgeschäftsführer des DRK Hohenlohe, sind am Überlegen, ihre Container abzubauen. „Für uns ist die Entscheidung alternativlos“, erklärt er. „In den letzten sechs Jahren ist der Ankaufspreis von Textilien von 50 Euro auf fünf Euro pro Tonne gesunken“, sagt Thierer und spricht damit den Zusammenbruch beim Handeln mit Alttextilien an. „Es blieb schon die letzten drei Jahre nichts mehr übrig.“ Deshalb sei es für den Kreisverband nicht mehr wirtschaftlich.

Neue Richtlinien und illegale Müllentsorgung macht es privaten Betreibern von Altkleidercontainern schwer, noch wirtschaftlich zu arbeiten.
Neue Richtlinien und illegale Müllentsorgung macht es privaten Betreibern von Altkleidercontainern schwer, noch wirtschaftlich zu arbeiten.  Foto: Anna-Linda Hahn

Außerdem habe der Dienstleister, mit dem das DRK zusammenarbeitet, kein Interesse mehr an einer weiteren Zusammenarbeit. Thierer erklärt das einerseits mit dem gesättigten Markt, andererseits kann der Müll, der immer wieder in den Containern landet, nicht mehr kostenfrei vom Dienstleister entsorgt werden, sondern muss ebenfalls gezahlt werden.

Altkleidersammlung: Illegale Entsorgung wird immer mehr zum Problem 

Und die Menge wird immer mehr. Wie die Hohenloher Zeitung bereits berichtete, hat die Stadt Öhringen immer mehr damit zu kämpfen, dass Unrat bei und in den Containern abgeladen wird. Viel unternehmen könne die Stadt allerdings nicht, sagt Sprecherin Monika Pfau. Lediglich an die Bevölkerung appellieren, die illegale Müllentsorgung zu belassen.

Was ebenfalls zu der falschen Befüllung der Container führt, ist die neue EU-Richtlinie, die besagt, dass auch kaputte aber saubere Textilien in den Altkleidercontainern abgegeben werden sollen. Denn die Mitgliedstaaten haben sich darauf geeinigt, dass Abfälle „zur Wiederverwendung vorbereitet, recycelt oder sonstig verwertet werden“ und nur in Ausnahmefällen direkt entsorgt und dem Kreislauf entzogen werden. Anders als in Deutschland, in dem das Sammelsystem für Alttextilien bisher gut funktioniert und knapp 64 Prozent aller Textilien gesammelt werden, werden in anderen EU-Staaten die Altkleider lediglich weggeworfen und mit anderem Müll verbrannt.

Trotz der bereits guten Umsetzung in Deutschland wird die EU-Richtlinie ins Bundesgesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft aufgenommen. Deshalb gehört seit dem 1. Januar 2025 zerschlissene Kleidung nicht mehr in die Restmülltonne, sondern muss getrennt in Altkleidercontainern recycelt werden. Damit sind aber nicht die Container privater oder karitativer Anbieter gemeint.

Neues Abfallgesetz: Kommunen sind für das Recyceln alter Textilien zuständig

Hierbei geht es um „die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger, in der Regel die Landkreise und kreisfreien Städte, die getrennte Sammlung von Alttextilien in ihrem Zuständigkeitsbereich organisieren“, so das Bundesumweltministerium. Um dem Folge zu leisten, hat die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis eigene Altkleidercontainer auf dem Wertstoffhof Stäffelesrain sowie auf den Recyclinghöfen im Hohenlohekreis aufgestellt. Sie sind auch dafür zuständig, die kaputten Textilien weiterzuverwenden und zu recyceln.

„Grundsätzlich lassen sich praktisch alle Textilien, die in den Altkleidercontainern auf unseren Entsorgungsanlagen gesammelt werden, recyceln. Hochwertige Stoffe können unter Umständen zu neuen Stoffen werden“, erklärt Anja Kohr, Pressesprecherin der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis. Selbst „Fast Fashion“-Produkte, die aus minderwertigen Stoffen hergestellt werden, können noch zu Industrieprodukten wie Dämmmaterial oder Malervlies verarbeitetet werden. Allerdings ist der Markt für Alttextilien „mehr als gesättigt, sodass die fehlende Nachfrage zu entsprechend schlechten Verwertungsergebnissen führt“, so Kohr. 

Verbraucher können Altkleider auf den Recyclinghöfen abgeben

Für Privatpersonen hat das aber erstmal keine Folgen. Für sie gilt, dass sie ihre alte Kleidung, egal ob kaputt oder noch intakt, auf den Wertstoffhöfen entsorgen können. Lediglich das Entsorgen im Restmüll ist nicht mehr möglich. Außer, es handelt sich um nasse oder stark verschmutzte Textilien. Diese können weiterhin über die Restmülltonne entsorgt werden.

Gut erhaltene Kleidung kann weiterhin bei den DRK-Kleiderläden in Öhringen und Künzelsau abgegeben werden.

 

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