A6 in Hohenlohe: Ausbau-Gegner lassen nicht locker, Autobahn GmbH kontert
Ein Bündnis trommelt gegen den sechsspurigen Ausbau der A6 und fordert eine „aktualisierte Bedarfsprüfung“. Die Autobahn GmbH lässt derweil neue und längst ermittelte Fakten sprechen. Die Argumente im Überblick.
Am A6-Ausbau durch Hohenlohe führt kein Weg vorbei: Das ist die Position der Autobahn GmbH des Bundes, die ihn plant und ausführt.
Der A6-Ausbau durch Hohenlohe muss gestoppt werden: Das fordert ein Aktionsbündnis, das seit Frühjahr einer reinen Sanierung das Wort redet. Die Autobahn GmbH hat zentrale Kritikpunkte geprüft und entkräftet: in puncto Verkehrsbelastung und Lärmschutz, Flächenverbrauch und Baukosten.
Damit gibt sich die Gegenseite allerdings nicht zufrieden. Sie fordert schlüssigere Fakten, tiefere Analysen – ja sogar eine „aktualisierte Bedarfsprüfung“. Das „bedingungslose Festhalten“ am A6-Ausbau sei „nicht mehr nachvollziehbar“ und ein „Umsteuern“ dringend nötig.
Das sind die Hauptkritikpunkte der Gegner des A6-Ausbaus durch Hohenlohe
Einerseits wendet sich das Bündnis gegen den asymmetrischen Ausbau und die Nordverlagerung der Trasse und unterstellt, dies gefährde in Zeiten der Klimakrise die Natur, die Umwelt und die Ernährungssicherheit.
Andererseits argumentiert es, die pure Sanierung genüge – weil das Verkehrsaufkommen seit 2011 entgegen den amtlichen Prognosen bis 2023 „nicht zugenommen hat“.
Außerdem seien die 2024 aktualisierten Prognosen bis 2040 deshalb ebenfalls in Zweifel zu ziehen seien – genauso wie die Aussage der Autobahn GmbH, dass 80 Bauwerke, vor allem Brücken, ohnehin ersetzt werden müssten, auch wenn die A6 gar nicht ausgebaut würde.
Autobahn GmbH argumentiert pro A6-Ausbau in Hohenlohe
Was sagt die Autobahn GmbH zu diesen noch schärferen Feststellungen und Forderungen? Auf Anfrage hat sie nochmals dezidierter Stellung bezogen.
Der A6-Ausbau durch Hohenlohe sei demnach „eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in Südwestdeutschland“ und als „Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes“ von „herausragender wirtschaftlicher und logistischer Bedeutung – für die gesamte Region Franken und mehrere Bundesländer“.
Nur sechsspurig könne die A6 „leistungsfähig“ gehalten und die „Verkehrssicherheit“ gewährleistet werden. Dies alles vor dem „Hintergrund des steigenden Verkehrsaufkommens“, das aus aktueller Sicht völlig außer Frage stehe.
Autobahn GmbH zu A6-Ausbau in Hohenlohe: Verkehrsprognosen „sehr hoch belastbar“
Heutige Verkehrsuntersuchungen seien „sehr hoch belastbar“, die Kriterien und Methoden hätten sich in den vergangenen Jahren „deutlich verbessert“, etwa durch den Einsatz von Hochleistungsrechnern, erklärt die Autobahn GmbH.
Die Ergebnisse einzelner Messstellen, wie sie das Aktionsbündnis anführt und die 2023 korrekterweise von den 2011 prognostizierten Zahlen abweichen, seien keinesfalls „repräsentativ“. Nur in der „projektspezifischen“ Gesamtschau der ganzen Strecke vom Weinsberger Kreuz bis zur Landesgrenze sei eine seriöse Vorhersage möglich.
Zuletzt sei der Verkehr zwischen November 2024 und März 2025 an mehreren Stellen gezählt worden, auch spezielle „Pendlerströme“ und „Warenverkehre“ seien dabei in bestimmten „Tagesverläufen“ berücksichtigt worden.
Autobahn GmbH: „Sanierung im Bestand behebt Sicherheitsdefizite nicht“
Selbst erste Auswertungen rein punktueller Zählungen – etwa bei Schwabbach – bestätigten, dass dort täglich deutlich über 60.000 Kfz unterwegs seien – bei gleichzeitig hohem Schwerlastverkehr.
Die A6 ist und bleibt somit aus Sicht der Autobahn GmbH eine der wichtigsten Achsen des Transitverkehrs von Ost nach West und umgekehrt – mit einer stark erhöhten Stau- und Unfallgefahr für Lkw- und Pkw-Fahrer. Dies gelte sowohl für die vierspurigen Bereiche als auch für die provisorisch auf sechs Spuren erweiterten Abschnitte ohne Standstreifen.
„Eine Sanierung im Bestand ohne eine Erweiterung behebt die vorhandenen Sicherheitsdefizite nicht.“ Und: „Der Ausbau ist ein Lärmschutzplus für die Anwohner“ – wegen der hohen neuen Wälle und Wände. Die Wirkung bei einer Sanierung im Bestand wäre ungleich geringer.
A6-Ausbau in Hohenlohe: Warum alle Brückenbauwerke vollständig ersetzt werden müssen
Der Sicherheitsaspekt gilt auch und vor allem für jene 80 Bauwerke, die komplett erneuert werden müssten – auch wenn die A6 gar nicht sechsspurig ausgebaut würde. Dabei handelt es sich vor allem um Brücken. Der hohe Schwerverkehrsanteil fordere seinen Tribut, vollständige Ersatzneubauten seien unabdingbar.
„Ab einem bestimmten Brückenalter sind Unterhaltungsmaßnahmen, Ertüchtigungen oder Teilerneuerungen schlichtweg nicht mehr wirtschaftlich und es ist ein Neubau mit vollständiger Anpassung an den Stand der Technik erforderlich.“
Nur die Kochertalbrücke habe wegen ihrer speziellen Bauweise bis 2015 im Bestand so modernisiert werden können, dass sie den Verkehr auch sechsspurig tragen könne.
Kosten des A6-Ausbaus durch Hohenlohe: Neue Brücken machen mehr als 60 Prozent aus
Allein in die neuen Brücken flössen mehr als 60 Prozent der Gesamtkosten. Zudem müssten so oder so alle Entwässerungsanlagen sowie die komplette Fahrbahn bis in tiefe Tragschichten erneuert werden.
Dies alles mit dem Ausbau zu verbinden, sei „sehr kosteneffizient“. Er sei wirtschaftlich und deshalb „nach wie vor bauwürdig“.
Klimaschutz, Flächenverbrauch und Biodiversität werden immer mit eingerechnet
Aspekte wie Klimaschutz, Flächenverbrauch und Biodiversität „fließen in die Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses“ und in die Genehmigungsplanung stets mit ein.
„Der Flächenbedarf wird kontinuierlich fortgeschrieben mit dem Ziel, den Eingriff auf das erforderliche Mindestmaß zu beschränken. Der Erhalt der Biodiversität wird durch umfassende Vermeidungs-, Minimierungs- und Kompensationsmaßnahmen sichergestellt.“
Aktionsbündnis gegen sechsspurigen A6-Ausbau: Das steht in dem Positionspapier
Das Aktionsbündnis hat ein Positionspapier verfasst. Darin stellt es die Nordverlagerung der Trasse infrage. „Mindestens 300 Hektar gute Ackerböden“ würden vernichtet. Dies sei „aus heutiger Sicht nicht mehr vertretbar“.
Die Böden müssten unbedingt erhalten werden, um den Verlust der Artenvielfalt einzudämmen, die „Erderhitzung abzubremsen“ und „ein gewisses Maß an Eigenversorgung in der Ernährung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten“.
Autobahn GmbH zum A6-Ausbau in Hohenlohe: Deshalb ist es am besten, die neue Trasse nach Norden zu verschwenken
Warum muss die Trasse asymmetrisch nach Norden verschwenkt werden, und warum müssen deshalb auch alle Brücken abgerissen und neu gebaut werden? „Ein Neubau der Brücken im Bestand und ein symmetrischer Ausbau auf der jetzigen Trasse wäre nur im Rahmen einer mehrjährigen Vollsperrung möglich“, erklärt die Autobahn GmbH.
Bei einem Teilabriss seien die Brücken für eine „einseitige Verkehrsführung“ zu schmal. „Der Verkehr müsste ganz oder teilweise und sehr lange über andere Straßen und Ortschaften umgeleitet werden, was unzumutbar wäre.“
So könne der Verkehr auf der alten Trasse weiterfließen, während die neue gebaut werde. Verlauf und Struktur der alten Trasse entsprächen nicht mehr den gültigen Sicherheitsstandards. Die asymmetrische Variante verbrauche nicht mehr Fläche als die symmetrische.
Die Auswirkungen auf die Umwelt seien auf der Nord-Trasse am geringsten, die auf den Artenschutz auf der alten Trasse am größten. Und: Der Lärmschutz sei mit der neuen Trasse am optimalsten.
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